Radioskapholunäre (RSL) Arthrodese mit dorsaler winkelstabiler Platte

Radioskapholunäre (RSL) Arthrodese mit dorsaler winkelstabiler Platte

Gaulke R, Stübig T, Bachmann S, Stüber V, Omar M, Krettek C

 

Fragestellung: Ist die radioskapholunäre (RSL) Arthrodese mit einer dorsalen multidirektional winkelstabilen Aptus-H-Platte stabil genug für eine frühe funktionelle Behandlung?

Methodik: Prospektive radiologische Fallkontrollstudie an 20 Handgelenken von 17 Patienten (11 Frauen/ 6 Männer) im Alter von 19-72 (Ø 51) Jahren. Die Indikation zur RSL-Arthrodese wurde aufgrund folgender Diagnosen gestellt: Skapholunäre Dissoziation mit radiokarpaler Arthrose (n=8), posttraumatische radiokarpale Arthrose (n=7), Rheumatoide Arthritis (n=5). Alle Patienten litten an einer schmerzhaften radiokarpalen Instabilität. Die RSL-Arthrodese erfolgte mit einer 2,5 mm multidirektionalen Aptus®-H-Plate (MedArtis®). Um Strecksehnenirritationen zu vermeiden erfolgte eine Weichteildeckung der Platte. Die Nachbehandlung erfolgte Gips-frei. Mehrmals, mindestens dreimal, täglich erfolgte die aktive frühfunktionelle Beübung des Handgelenkes aus einer konfektionierten Handgelenkorthese heraus. Bis zur sicheren Knochenheilung erfolgte alle 6 Wochen eine radiologische Verlaufskontrolle.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei einer Patientin mit rezidivierenden Synkopen brach die Platte nach 8 Wochen. Eine in situ-Reosteosynthese mit dem gleichen Implantat führte zur Knochenheilung innerhalb von 12 Wochen. Alle anderen Arthrodesen heilten ohne Stellungsverlust oder Implantatversagen innerhalb von 12 bis 24 Wochen. Wundheilungsstörungen und -infektionen, sowie Strecksehnenirritationen traten nicht auf. Ein Patient entwickelte ein CRPS, welches unter intensiver physikalischer Therapie ausheilte.

Die Aptus®-H-Plate, welche für die Osteosynthese am distalen Radius entwickelt wurde, ist ausreichend stabil für eine frühfunktionelle Behandlung nach radioskapholunärer Arthrodese. Die Gips-freie Nachbehandlung bedeutet für die Patienten einen hohen Komfort und ermöglicht neben der Hautpflege eine frühe Mobilisation des Mediokarpalgelenkes zur Kompensation des radiokarpalen Bewegungsverlustes.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI42-965

doi: 10.3205/14dkou276urn:nbn:de:0183-14dkou2760

Published: October 13, 2014
© 2014 Gaulke et al.
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IL-1β und TGF-β stimulieren die Differenzierung und Proliferation von Fibroblasten bei Morbus Dupuytren

IL-1β und TGF-β stimulieren die Differenzierung und Proliferation von Fibroblasten bei Morbus Dupuytren

Lögters T, Borgschulze A, Grotheer V, Suschek CV, Sahlender B, Windolf J

Fragestellung: Die Pathogenese des Morbus Dupuytren (MD) ist gekennzeichnet durch eine verstärkte Differenzierung und Proliferation von Fibroblasten sowie extrazellulärer Matrix (ECM). Vor allem ein gestörtes Gleichgewicht der die ECM abbauenden Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) und deren Inhibitoren Tissue Inhibiting Matrix Proteinase (TIMPs) wird vermutet. Erhöhte Konzentrationen von Interleukin (IL)-1β und Transforming Growth Factor (TGF)-β sind sowohl im Spontanverlauf der Erkrankung aber insbesondere nach chirurgischen Eingriffen nachweisbar. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob und welchen Einfluss IL-1β und TGF-β auf die Differenzierung von Fibroblasten und die Homöostase von MMP/TIMP beim Patienten mit MD besitzen.

Methodik: Für die Analysen wurde Palmaraponeurosegewebe von Patienten mit MD (n=21) und gesunder Patienten (Kontrolle (K), n=23) gewonnen. Aus dem Gewebe erfolgte die Bestimmung der Genexpression mittels Realtime- PCR von IL-1β , -6, -8, TGF-β , TNF-α , MMP-2, -3, -9, TIMP-1, -2, -3, -4. Zudem wurden aus den gewonnenen Proben Fibroblasten isoliert, mit Interleukin IL-1β über 18 Stunden oder TGF-β über 5 Tage stimuliert und die Genexpression der o.g. Parameter bestimmt. Des Weiteren wurde mittels Westernblot die Proteinexpression der Fibroblasten von „α-smooth actin protein“ (α-SMA) quantifiziert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Genexpression von TIMP3 (MD: 0,97 ± 0,02; K: 1,08 ± 0,02 n=14) und TGF-β (MD: 1,05 ± 0,02; K: 1,15 ± 0,04) im Gewebe von MD war im Vergleich zu den Kontrollen signifikant erniedrigt (p<0,05). Die Stimulation mit IL-1 β führte bei den Fibroblasten (MD: unstimuliert: 0,94 ± 0,05, stimuliert: 1,05 ± 0,03; p<0,05) zu einer signifikant höheren MMP-3 Genexpression, nicht jedoch bei den Kontrollen (K: unstimuliert: 0,85 ± 0,06 stimuliert: 0,95 ± 0,04). Die Stimulation über 3 bzw. 5 Tage führte sowohl mit IL-1β (MD: 2,0 ± 0,6; K: 1,3 ± 0,08) als auch TGF-β (MD: 4,57 ± 0,83; K: 1,70 ± 0,39) zu einer im Vergleich zu den Kontrollen signifikant verstärkten Proteinexpression von α-SMA (p<0,05).

Schlussfolgerung: Eine lokal erhöhte Konzentration von IL-1β und TGF-β beeinflusst das Gleichgewicht von MMP/TIMP’s und führt zu einer verstärkten Proliferation und Differenzierung von Fibroblasten der Aponeurose beim Morbus Dupuytren. Insbesondere nach chirurgischer Aponeurektomie könnte dies einen „Trigger“ für die Endstehung von Rezidiven darstellen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI42-952

doi: 10.3205/14dkou274urn:nbn:de:0183-14dkou2741

Published: October 13, 2014
© 2014 Lögters et al.
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Sind winkelstabile Implantate eine Therapieoption bei anhaltender Instabilität bei beruhigter Knocheninfektion der Extremitäten?

Sind winkelstabile Implantate eine Therapieoption bei anhaltender Instabilität bei beruhigter Knocheninfektion der Extremitäten?

Kopf KA, Schoop R, Grimme C, Borreé M, Gerlach UJ

 

Fragestellung: Für die Behandlung von Knocheninfektionen mit nachfolgender Instabilität ist in der Regel die Stabilisierung über einen Fixateur externe erforderlich. Welche Möglichkeiten haben wir jedoch, wenn auch nach langer Behandlungsdauer und beruhigter Infektsituation eine anhaltende Instabilität vorliegt?

Wir haben uns gefragt, ob die Stabilisierung über interne winkelstabile (Spezial-)Implantate hierfür eine Therapieoption darstellen.

Seit 2007 behandeln wir ausgewählte Patienten mit anhaltender knöcherner Instabilität bei beruhigter Infektsituation mit winkelstabilen Implantaten. Diese haben wir im Rahmen einer retrospektiven Studie nachuntersucht.

Methodik: Von 06/2007 bis 06/2013 haben wir 33 Patienten (Alter Ø 40 Jahre, (27-84 Jahre), 7 f/26 m) mit anhaltender Instabilität bei beruhigter Infektion der Extremitäten mit winkelstabilen Implantaten behandelt. Die Instabilität resultierte hierbei nach durchgeführtem Segmenttransport, knöcherner Kniegelenkarthrodese, beruhigter Infekt-/ Defekt-Pseudarthrose, oder langstreckigen ehemals infizierten Frakturen. Die Fixateurtragezeit betrug zuvor 2-26 Monate.

Alle Patienten wurden mit winkelstabilen Titan(-spezial)implantaten behandelt, zusätzlich erfolgte bei jedem Patienten ein nochmaliges radikales Debridement sowie die autologe Spongiosaplastik und die Einlage lokaler Antibiotikumträger.

Voraussetzung für diese Therapie war die sichere Infektberuhigung, eine stabile/ausreichende Weichteildeckung, sowie die exakte präoperative Planung und die richtige Indikationsstellung.

Der Nachuntersuchungszeitraum betrug im Durchschnitt 20 Monate.

Ergebnisse: Bei 23 von 26 Patienten konnte die Instabilität knöchern zur Ausheilung gebracht werden, 7 Patienten sind bis dato noch nicht abgeschlossen. Intraoperativ gelang hierbei in 15 von 33 Fällen der Nachweis von Bakterien (8x Staph. epidermidis, 5x MRSA, 1x Staph. aureus, 1x Pseudomonas + MRSA). 3 Patienten erlitten im Verlauf eine Refraktur mit Implantatbruch, davon 2 Patienten mit einem Rezidiv der Osteitis. Ein Patient erlitt ein Spätrezidiv der Osteitis und die Materialentfernung wurde bei erhaltener Stabilität erforderlich .

In allen anderen Fällen konnte die Osteitis dauerhaft beruhigt werden.

Fazit: Bei anhaltender Instabilität der Extremitäten nach Segmenttransport, beruhigter Infekt-/Defektpseudarthrose oder anhaltend instabiler Arthrodese sind winkelstabile Implantate bei sicher beruhigter Infektsituation eine wertvolle Therapieoption um eine stabile und belastbare Extremität zu erreichen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI29-1172

doi: 10.3205/14dkou166, urn:nbn:de:0183-14dkou1668

Published: October 13, 2014
© 2014 Kopf et al.
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Low grade Infektionen bei verzögerter Frakturheilung – dem Mythos auf der Spur

Low grade Infektionen bei verzögerter Frakturheilung – dem Mythos auf der Spur

Otchwemah R, Fabian T, Maegele M, Mattner F, Probst C, Bouillon B, Tjardes T

 

Fragestellung: Bakterielle Besiedlung und Infektionen eines Frakturbereichs können die Knochenbruchheilung beeinträchtigen. Das Risiko einer Erregerkontamination ist bei offenen und wiederholt voroperierten Frakturen deutlich erhöht. Eine spezifische Therapie ist oft nicht zeitgerecht möglich, da klinische und laborchemische Zeichen einer Infektion nicht selten fehlen. In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse der kulturellen mikrobiologischen Untersuchung von Gewebeproben, gewonnen aus nicht verheilten Risikofrakturen, analysiert.

Methodik: Im Sinne der retrospektiven Kohortenstudie wurden alle Patienten mit einer verzögert heilenden Femur- oder Tibiarisikofraktur bzw. Pseudarthrose und radiologisch stabiler Osteosynthese im Zeitraum 03/12-06/13 erfasst. Bei allen Patienten erfolgte am Aufnahmetag eine infektspezifische Anamnese, und eine klinische Befunderhebung. Intraoperativ wurden jeweils 2-7 Gewebeproben zur Aufarbeitung entnommen. Die Proben wurden für einen Zeitraum von 2 Wochen bebrütet. Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe erfolgte nicht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 18 Patienten (11 Tibia- (61%) und 7 Femurfrakturen (39%)) im Alter von 44 (+/- 23,9) Jahren konnten eingeschlossen werden. Bei 11/18 (61%) lagen ehemals offene Frakturen vor. 7/18 Patienten (39%) hatten sich im Anschluss an die Primäroperation 1-3 Revisionsoperation unterzogen. Keiner der Patienten wies, abgesehen von den nicht zeitgerecht heilenden Frakturen, klinische Zeichen einer Infektion auf. Der mittlere Zeitraum zwischen Primäroperation und Biopsieentnahme betrug 8,5 (+/- 1,7) Monate. 2/18 Patienten (11%) zeigten präoperativ erhöhte CRP- (22-25 mg/l) und Leukozytenwerte (10-11/ nl). 3/18 (17%) zeigten nur ein erhöhtes CRP (8- 12 mg/l)) und 1/18 (6%) wies ausschließlich eine erhöhte Leukozytenzahl (12/ nl) auf. Im Mittel erfolgten 5,5 (+/- 0,7) Probeentnahmen. Bei 8/18 Patienten (44%) konnten Bakterien nachgewiesen werden: 5 mal zeigten sich Coagulase negative Staphylokokken und 3 mal Propionibacterium acnes. Bei 3 der 6 Patienten mit laborchemischen Auffälligkeiten gelang ein Erregernachweis. Sechsmal wurden Erreger in einer und zweimal in zwei Biopsien nachgewiesen.

Die vorgestellte Untersuchung legt nahe, dass bei einem relevanten Anteil verzögert heilender Risikofrakturen eine bakterielle Besiedelung des Bruchspaltbereichs vorliegt.

Es kamen typische Bakterien der Hautflora zum Nachweis, die gleichzeitig regelmäßig für low-grade Infekte verantwortlich gemacht werden. Angesichts der Tragweite eines Keimnachweises für die weiteren therapeutischen Entscheidungen einer Frakturheilungsstörung müssen deshalb zusätzliche diagnostische Tools, wie die adäquate histopathologische Probenanalyse, zur Differenzierung von Kontamination und Kolonisation gefordert werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI29-1512

doi: 10.3205/14dkou165, urn:nbn:de:0183-14dkou1658

Published: October 13, 2014
© 2014 Otchwemah et al.
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Mixing different types of metallic implants during fracture fixation – results of an online survey of over 1,000 surgeons

Mixing different types of metallic implants during fracture fixation – results of an online survey of over 1,000 surgeons

De Faoite D, Hanson B, Höntzsch D

 

Objective: Different materials are used in implants around the world (e.g. Stainless Steel, Titanium). We wanted to understand the current usage of materials in trauma surgery and surgeons‘ beliefs around the topic.

Method: An attitudinal survey on the practice of mixing different types of metallic implants during fracture fixation was conducted. The questionnaire was distributed via email to a global network of trauma and orthopedic surgeons (approx. 45000). The survey, which comprised of 23 questions, ran from 14 May 2013 until 16 June 2013 and the SurveyMonkey service was used. A total of 1113 participants started the survey and 1038 finished it (93.3%).

Results:

Respondents: The 1033 respondents who answered this question practice surgery in Europe (454; 44%), Asia Pacific (234; 23%), Latin America (129; 12%), Middle East and Africa (115; 11%), plus the USA and Canada (101; 10%).

Materials currently used: 1101 respondents reported Stainless Steel (56%) followed by Titanium and Titanium Alloy (43%) as the most popular materials used. 70% of respondents (781/1108) cited availability as the reason why they chose one material over another, with familiarity at 44% (491/1108) second.

Attitude toward mixing metals: Only 10% of all respondents (113/1097) gave a favorable response when asked how likely they were to use mixed metal implant constructs. However, 30% of respondents have used a construct that mixed metals (335/1102). 202/330 comments on why they mixed metals related to availability, while 72/330 comments related to personal choices and beliefs. Under ‚Availability,‘ some comments were received that the hospital decided on the implant, not the surgeon. Furthermore, others noted that they took material from other cases that were already open.

Overall, 48% (515/1082) reported having specific concerns with using implants that mix metals, with 406/496 surgeons commenting on these concerns specifically mentioning metal reaction / corrosion / electrolysis.

Change in practice: Respondents were asked about possible behavior changes. 44% of Titanium users (424/926) agreed that they would use Stainless Steel screws in a Titanium plate if screw removal was significantly improved. 52% of Stainless Steel users (520/992) would use a Titanium plate with Stainless Steel screws if the construct was proven to be more flexible and have better fatigue strength. 53% of these Stainless Steel users (509/956) would use a Titanium plate with Cobalt Chromium Molybdenum alloy (CoCrMo) screws if the construct was proven to be more flexible and had better fatigue strength.

Conclusions: There is an obvious reluctance by 90% of surgeons to use mixed metal implant constructs, although 70% of them have never used them. Availability rather than choice is the leading driver when mixed metals are used. However, surgeons appear to be open to changing their viewpoint with favorable responses ranging from 44% to 53% received for proposed future improved mixed metals scenarios.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI18-1160

doi: 10.3205/14dkou078, urn:nbn:de:0183-14dkou0786

Published: October 13, 2014
© 2014 De Faoite et al.
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Photodynamische intramedulläre Knochen-Stabilisierung – Neue Horizonte in der Frakturbehandlung

Photodynamische intramedulläre Knochen-Stabilisierung – Neue Horizonte in der Frakturbehandlung

Heck S, Gick S, Pennig D

 

Fragestellung: Das photodynamische System (IlluminOss) ist eine neuartige, minimal-invasive Methode zur intramedullären Stabilisierung von Frakturen. Das System besteht aus einem dünnwandigen PET (Dacron) Schlauch, der über einen 3mm im Durchmesser großen flexiblen Katheter in den Markraum des Knochens eingebracht wird und einem in den Schlauch injizierten flüssigen Monomer (Methylacrylat), das mittels einer Blaulichtquelle (436 nm) in ein hartes Polymer überführt wird.

Der Ballonkatheter wird durch einen kleinen Zugang in den Markraum des Knochens eingeführt und überbrückt nach Reposition der Fraktur selbige. Nach Injektion des flüssigen Kunststoff-Monomers in den Dacron-Schlauch wird dieses durch Applikation blauen Lichts und Polymerisation in einen harten intramedullären Kunststoffstab umgewandelt und die Fraktur somit stabilisiert. Das Implantat paßt sich an die jeweilige individuelle Markraumkonfiguration an und zeichnet sich aufgrund der meist ovalären Beschaffenheit des Markraums durch eine hohe Rotationsstabilität aus. Der behandelnde Chirurg ist somit in der Lage, intraoperativ selbst ein der jeweiligen Situation angepasstes Implantat zu konfigurieren.

Methodik: Zwischen Januar 2010 und Oktober 2013 wurden 76 Patienten mit dem Implantat behandelt. 14 Mittelhandfrakturen, 4 distale Fibulafrakturen, 19 Unterarmfrakturen (14 primäre Frakturen, 1 Ulnapseudarthrose, 4 pathologische Frakturen), 43 Oberarmfrakturen (28 proximale, 8 Schaft- und 5 distale Frakturen) wurden entsprechend therapiert. 8/43 Oberarmfrakturen waren pathologische Frakturen, 2/43 Pseudarthrosen. Off-label wurden 3 Beckenringfrakturen (2 pathologische) und 2 Femurfrakturen mit dem Implantat versorgt. Außer bei den Metacarpalfrakturen hatten alle Patienten schlechte Knochenqualität im Sinne einer Osteoporose oder litten an einer malignen Grunderkrankung mit begleitender pathologischer Fraktur. 5 Patienten hatten Voroperationen mit nachfolgender Pseudarthrose oder Implantatversagen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 52/76 Patienten mit einem Druchschnittsalter von 77,4 Jahren (15-100) konnten nachuntersucht werden. 98% der Frakturen waren konsolidiert. Der DASH-Score betrug 24,5, der Constant-Score 68,3. Insgesamt traten 4 Komplikationen auf: 1 temporäre Radialisschwäche mit vollständiger Regeneration des Nerven im Verlauf, 2 Implantatversagen, eine Wundfistel ohne Erregernachweis. 3 Implantate mussten entfernt werden.

Das System zeichnet sich aus durch seine Minimalinvasivität, die relativ einfache chirurgische Technik, die hohe Rotationsstabilität sowie die ausgeprägte Rückstellkraft des Implantates und die sofortige Stabilisierung des Knochens, was einen frühen Beginn der Mobilisation erlaubt. Die Stabilität kann zusätzlich durch Verwendung von distalen und/oder proximalen Verriegelungsschrauben oder additiver Plattenosteosynthese im Sinne einer Hybrid-Technik besonders bei Patienten mit schlechter Knochenqualität erhöht werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI18-933

doi: 10.3205/14dkou077, urn:nbn:de:0183-14dkou0776

Published: October 13, 2014
© 2014 Heck et al.
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