Postoperative Röntgenkontrolle nach Knietotalendoprothese. Wie viel Röntgenbild ist wirklich notwendig?

Postoperative Röntgenkontrolle nach Knietotalendoprothese. Wie viel Röntgenbild ist wirklich notwendig?

Dargel J, Pennig L, Eysel P, Oppermann J

 

Fragestellung: Die Wiederherstellung der korrekten Beinachse hat entscheidenden Einfluss auf die Standzeit und Stabilität einer Knieendoprothese. Zur präoperativen Planung einer Knietotalendoprothese wird u.a. zur Bestimmung der Beinachse eine Ganzbeinaufnahme a.p. angefertigt. Postoperativ stellt sich jedoch die Frage, ob standardmäßig nach nicht-navigierter Knie-TEP-Implantation eine Ganzbeinaufnahme oder eine Knie-Aufnahme a.p. anzufertigen ist. Vorteil der Ganzbeinaufnahme ist die exakte Bestimmung der postoperativen Achsstellung, während die Zielaufnahme Knie a.p. zu einer Strahlenreduktion führt. In dieser Studie soll untersucht werden, wie groß der Röntgenbildausschnitt nach Implantation einer Knie-TEP sein muss, um die resultierende Beinachse valide bestimmen zu können.

Methodik: Anhand von 100 postoperativen Ganzbeinaufnahmen a.p. im Stand nach nicht-navigierter Knie-TEP-Implantation wurden programmgestützt Beinlänge, anatomischer lateraler distaler Femurwinkel, mechanischer femorotibialer Winkel, anatomischer femorotibialer Winkel und die anatomisch-mechanische Femurachse von 3 unabhängigen Untersuchern gemessen. Anschließend wurden diese Parameter an einem reduzierten Bildausschnitt von 80%, 60% und 40% der Ganzbeinaufnahme von allen Untersuchern bestimmt. Die Inter-Observer-Reliabilität (ICC) der Messungen sowie die Differenz der Werte der reduzierten Bildausschnitte im Vergleich zur Ganzbeinaufnahme wurden statistisch analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Reliabilität der Messungen (ICC) betrug für die Ganzbeinaufnahme 0,95 und reduzierte sich für die 40%-Aufnahme auf 0,61. Verglichen mit der Ganzbeinaufnahme zeigte sich eine signifikante Abweichung in der Bestimmung des mechanischen femorotibialen Winkels und somit der Beinachse bei Verwendung eines Bildausschnittes von 80%, 60% oder 40% von im Mittel 2,2 +/- 1,6 Grad. Alle weiteren erhobenen Messwerte wichen nicht-signifkant von der Ganzbeinaufnahme ab.

Die Bestimmung der Beinachse ist nach nicht-navigierter Knie-TEP-Implantation ausschließlich an einer Ganzbeinaufnahme valide durchführbar. Ab einer Reduktion des Bildausschnittes auf 80% lässt sich die approximierte Beinachse nicht mehr valide bestimmen, jedoch ergeben sich zwischen der 80% und der 40%-Aufnahme hinsichtlich der approximierten Beinachse keine signifikanten Unterschiede. Es lässt sich schlussfolgern, dass zur exakten Bestimmung der Beinachse nach Knie-TEP ohne intraoperative Navigation eine Ganzbeinaufnahme im Stand zu fordern ist. Die approximierte Bestimmung der Beinachse anhand einer langen Knieaufnahme oder einer Zielaufnahme des Kniegelenkes a.p. weist ein signifikantes Fehlerpotential und eine hohe Untersuchervariabilität auf.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI48-674

doi: 10.3205/14dkou333urn:nbn:de:0183-14dkou3331

Published: October 13, 2014
© 2014 Dargel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.

Ergebnisse der Knieendoprothetik bei hämophilen Patienten mit kontrakten Kniegelenken

Ergebnisse der Knieendoprothetik bei hämophilen Patienten mit kontrakten Kniegelenken

Strauss A, Goldmann G, Müller MC, Placzek R, Oldenburg J, Wirtz DC, Pennekamp P

 

Fragestellung: Die fortgeschrittene Hämophilie-Arthropathie des Kniegelenkes ist häufig mit einer ausgeprägten Einschränkung der Beweglichkeit assoziiert. Dies kann die Versorgung mit einer Knietotalendoprothese (KTEP) erheblich erschweren. Über die Ergebnisse nach KTEP-Implantation bei Patienten mit hämophiler Kniearthropathie und präoperativ kontrakten Kniegelenken existieren kaum klinische Daten. Ziel dieser retrospektiven Studie war, die klinisch-funktionellen Ergebnisse nach KTEP bei Patienten mit Hämophilie und präoperativ kontrakten Kniegelenken mit einer Range of Motion (ROM) von 50° oder weniger zu evaluieren.

Methodik: 21 konsekutive Patienten mit hochgradiger hämophiler Kniegelenksarthropathie mit präoperativer ROM von 50° oder weniger wurden eingeschlossen. Bis auf einen waren alle Patienten HIV- und/oder Hepatitis-C-positiv. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum betrug 6,6 Jahre (1-24 Jahre). Die klinische Untersuchung umfasste das globale Bewegungsausmaß ROM (°), das Ausmaß der Flexionskontraktur (°) und die Komplikationsrate. Das funktionelle Ergebnis wurde mit dem Knee Society Scoring System bewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels nicht-parametrischem Vorzeichen-Test. Ein p-Wert von <0.05 wurde als statistisch signifikant bewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die mittlere ROM verbesserte sich von 27,1° (10°-50°) präoperativ auf 75,2° (40°-105°) nach der Operation. Die mittlere Flexionskontraktur reduzierte sich von 21,9° (0°-45°) präoperativ auf 7,6° (0°-20°) postoperativ. Der mittlere Knee Society Score verbesserte sich von 23,7 Punkten (12-45) auf 72,9 Punkte (49-86). Diese Unterschiede waren statistisch signifikant (p<0.05). Die Komplikationsrate betrug 14,2% mit einem periprothetischem Infekt sowie zwei revisionsbedürftigen Hämatomen. Prothesenlockerungen wurden nicht beobachtet. Die Quadrizeps-VY-Plastik war tendenziell mit einem schlechteren klinischen Ergebnis assoziiert.

Die Knieendoprothetik bei Patienten mit Hämophilie und präoperativ kontrakten Kniegelenken führt zu einer substanziellen Verbesserung der Kniegelenksfunktion. Die relativ hohe Komplikationsrate ist auf die ausgedehntere chirurgische Exposition der Kniegelenke sowie auf die Grunderkrankung der Patienten mit begleitender Virusinfektion zurückzuführen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI48-297

doi: 10.3205/14dkou327urn:nbn:de:0183-14dkou3276

Published: October 13, 2014
© 2014 Strauss et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.