Der Effekt der standardisierten konservativen Behandlung bei symptomatischer, mittelgradiger Gonarthrose: 5-Jahres-Ergebnisse

Der Effekt der standardisierten konservativen Behandlung bei symptomatischer, mittelgradiger Gonarthrose 5-Jahres-Ergebnisse einer retrospektiven Untersuchung und eines systematischen Literaturreview

Spahn G, Klinger HM, Hofmann GO

 

Fragestellung: Ziel dieser retrospektiven Untersuchungen war es, den mittelfristigen Effekt einer standardisierten konservativen Gonarthrosebehandlung in Bezug auf das klinische Outcome, aber auch die Notwendigkeit einer Konversion zur Endoprothetik zu überprüfen und mit den Ergebnissen der Literatur zu vergleichen.

Methodik: Insgesamt 63 Patienten mit einer Gonarthrose Grad III wurden konservativ behandelt Sie nahmen an einem Patientenseminar Gonarthrose teil und erhielten zudem eine Informations-Broschüre. Weiterhin erfolgten zum Teil fakultative, auf die jeweilige Symptomatik und die Ansprüche des Patienten ausgerichtete Therapiemaßnahmen (Physiotherapie, medizinische Trainingstherapie, Medikation oder Hilfsmittelversorgung). Anlässlich der Eingangsuntersuchung und zu den jährlichen Kontrollen führten die Patienten eine Selbsteinschätzung mit dem KOOS (Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score) durch.

Zum Stichtag 30.04.2013 zusätzlich Systematisches Review nach PRISMA Kriterien.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Eingangsuntersuchung betrug der durchschnittliche KOOS 99,2 Punkte. Nach einem Jahr hatte sich die durchschnittliche Punktzahl auf 134,8 (95% KI 126,5-142,9) Punkte signifikant verbessert, p<0,001. Bereits zur Kontrolle nach 2 Jahren hatten die Patienten bereits wieder ein schlechteres Ergebnis. Der 2-Jahres-KOOS betrug 120,3 (95% KI 110,6-129,9) Punkte. Im Vergleich zur Eingangsuntersuchung war dies signifikant besser (p=0,020). Im 3. Jahr nach Behandlungsbeginn wurde im Vergleich zur Baseline nur noch ein tendenziell besseres Ergebnis mit einem KOOS von 115, 9 (95% KI 105,3-126,4) Punkten erreicht, p=0,258. Der KOOS zur 4-Jahreskontrolle betrug 93,2 (95% KI 82,9-103,6) Punkte. Dieser Wert unterschied sich nur tendenziell von dem der Eingangsuntersuchung (p=0,975). Im Vergleich mit dem Behandlungsbeginn hatten die Patienten nach 5 Jahren einen durchschnittlichen KOOS von 81,3 (95% KI 72,5-90,0) Punkten.

Bei 22 Patienten (34,9%) wurde innerhalb von Jahren nach Behandlungsbeginn eine Endoprothesenversorgung erforderlich. Die durchschnittliche Zeit bis zur erforderlichen Endoprothesenimplantation betrug 44,2 (95% KI 38,6-49,9) Monate.

Derzeit gibt es kaum Berichte über eine konservative Behandlung von mehr al 1 Jahr. In der Literatur und in unserer Untersuchung führt die konservative Gonarthrosebehandlung gemessen an einem etablierten Arthrose Score zu einer signifikanten Verbesserung von Random effects = 1,04 (95% CI = 0,7-1,4), p<0,001.

Schlussfolgerungen: Sofern Kontraindikationen für eine Gelenk-erhaltende operative Therapie (Arthroskopie, Umstellungsosteotomie) vorliegen, sollte als Alternative zur Endoprothese beim Gonarthrosepatienten eine intensive konservative Behandlung erfolgen. Allerdings ist der positive Effekt zeitlich auf 1-2 Jahre begrenzt. Ursachen für diese Limitierung der konservativen Behandlung sind einerseits die Irreversibilität der Erkrankung selbst aber andererseits auch Compliance und fehlende Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI53-216

doi: 10.3205/14dkou375 urn:nbn:de:0183-14dkou3758

Published: October 13, 2014
© 2014 Spahn et al.
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Aktueller Stand der Bisphosphonattherapie bei der Behandlung des transienten Knochenmarködems an Hüfte und Knie

Aktueller Stand der Bisphosphonattherapie bei der Behandlung des transienten Knochenmarködems an Hüfte und Knie

Jentzsch R, Gatzka C, Pap G

Fragestellung: Zur Behandlung des transienten Knochenmarködems (KMÖ) sind sowohl operative Therapien (Anbohrung), konservative Maßnahmen (Entlastung) wie auch rein analgetische Maßnahmen beschrieben. Die i.v. Bisphosphonattherapie scheint eine vielversprechende alternative Behandlung darzustellen. Konkrete Indikationsgrenzen und Behandlungsstandards konnten jedoch bisher nur unzureichend definiert werden.

Ziel dieser Arbeit ist die Wirksamkeit der BP-Therapie bei der Behandlung des gelenknahen KMÖ im klinischen Alltag zu untersuchen und die aktuelle Datenlage zusammenfassend darzustellen.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Fälleauswertung von 20 Patienten (10 Hüft- und 12 Kniegelenke, 8 Männer und 12 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren. Allen Patienten wurden eine Kurzinfusion mit 6 mg Ibandronat verabreicht. Im Abstand von jeweils 4 Wochen folgten zwei weitere Gaben. Zusätzlich wurde eine Teilbelastung an UA-GS für 6 Wochen empfohlen. Jeder Patient erhielt nach der initialen MRT Untersuchung jeweils nach 1, 3 und 6 Monaten eine Kontroll-MRT und wurde mittels Schmerzscores (VAS) und eines selbst erstellten RDL-Scores (RDL=Restrictions in daily life) klinisch nachuntersucht. Zusätzlich wurde eine Metaanalyse der aktuellen Datenlage durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 14 Gelenken führte die BP-Therapie bereits innerhalb des 1 Monats zu einer deutlichen Befundverbesserung. Nach 1 Monat reduzierte sich der Schmerz dieser Gelenke von initial 6,29 P. auf 2,79 P., nach 3 Monaten auf 1,36 P. und nach 6 Monaten auf 0,79 P. auf der VAS. Die RDL verringerte sich von initial Ø 3,14 P. auf 1,5 P. nach 1 Monat, 0,71 P. nach 3 Monaten und 0,21 Punkten nach 6 Monaten. Analog dazu zeigte sich bei diesen 14/22 Gelenken eine deutliche Regredienz des initialen KMÖ in der MRT (patholog. Befund = 100%, nach 1 Monat Ø 82%, nach 3 Monaten Ø 32% und nach 6 Monaten nur noch Ø 14% des ursprünglichen Befundes). 8 von 22 Gelenken konnten nicht vollständig nachuntersucht werden (5 x Konversion zur OP, 2 x Abbruch der Therapie wegen Verdacht auf NW und 1 x Abbruch wegen mangelnder Compliance).

Die i.v. Ibandronat-Therapie bei MRT gesichertem gelenknahen Knochenmarködemen im Hüft- und Kniegelenksbereich stellt eine sehr effektive, nebenwirkungsarme und klinisch gut umsetzbare Therapie dar. Vor Durchführung einer i.v. BP-Therapie sollten strukturelle Läsionen (Achsfehler, Instabilitäten) im betroffenem Bereich ausgeschlossen bzw. identifiziert und behandelt werden. Da das gelenknahe KMÖ nicht selten als Vorstufe einer manifesten Hüftkopfnekrose im Hüft- und einer OD im Kniebereich auftritt, sind engmaschige MRT-Kontrollen bei ausbleibendem Heilungserfolg notwendig, um fulminante negative Verläufe frühzeitig unterbinden zu können.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI53-1447

doi: 10.3205/14dkou374 urn:nbn:de:0183-14dkou3749

Published: October 13, 2014
© 2014 Jentzsch et al.
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Fibroblast Growth Factor 23 und Knochenmikroarchitektur bei Patienten mit osteoporotischer proximaler Femurfraktur

Fibroblast Growth Factor 23 und Knochenmikroarchitektur bei Patienten mit osteoporotischer proximaler Femurfraktur

Herlyn P, Cornelius N, Schober HC, Kasch C, Haffner D, Mittlmeier T, Fischer D

Fragestellung: Der Knochen unterliegt einer komplexen endokrinologischen Regulierung über die Knochen-Nebenschilddrüsen-Nieren-Achse. Ein Zusammenhang zwischen Knochendichte und verschiedenen osteoendokrinologischen Parametern ist etabliert. Die Knochendichte wird zwar als Surrogatparameter für die Beurteilung der Frakturgefährdung beim Patienten herangezogen, erlaubt aber keinen direkten Rückschluss auf die Knochenqualität im Sinne von Stabilität und Funktion. Eine Zuordnung von Laborwerten und physikalischen Eigenschaften (z.B. trabekuläre Dicke, Porosität) ist bisher noch nicht beschrieben. In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen endokrinologischen Parametern, Knochenmikroarchitektur und Knochendichte unter besonderer Berücksichtigung der Nierenfunktion bei Patienten mit osteoporotischer Fraktur untersucht.

Methodik: Patienten mit einer proximalen Femurfraktur, die operativ versorgt werden mussten, wurden über einen Zeitraum von 18 Monaten für diese Studie rekrutiert. Das Einschlusskriterium war Alter >65 Jahre, die Ausschlusskriterien waren Fraktur aufgrund maligner Grunderkrankung, terminale Niereninsuffizienz und/oder antiöstrogene oder -androgene Therapie innerhalb des letzten Jahres. Wir bestimmten die Knochendichte mittels DXA (LWS, n=53 und kontralateraler Schenkelhals, n=46), führten eine Mikro-CT-Analyse (n=58, volumetrische Knochenmineraldichte, relatives Knochenvolumen, trabekuläre Dicke und Anzahl) des intraoperativ gewonnenen Knochens durch und analysierten osteoendokrinologisch relevante Laborparameter (Creatinin, Calcium, Phosphat, alkalische Phosphatase, Parathormon, Vitamin D, Geschlechtshormone und FGF-23).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 82 Patienten (F:M=61:21, medianes Alter 82 Jahre) in die Studie eingeschlossen. Die DXA Messung zeigte bei 72% osteoporotische, bei 20% osteopene und bei 8% normale T-Werte bei guter intraindividueller Reproduzierbarkeit zwischen LWS und Schenkelhals. Ein Zusammenhang mit der Nierenfunktion ließ sich nicht herstellen. Knochenmikroarchitektur und volumetrische Knochendichte waren bei M und F gleich ausgeprägt, wobei die Trabekeldicke mit zunehmendem Alter abnahm (r-0,36; p<0,01). Neben einer ausgeprägten Vitamin-D-Unterversorgung (Durchschnitt: 26,6 nmol/l , nur 3 Patienten im Normbereich), zeigten fast alle Probanden eine eingeschränkte Nierenfunktion (eGFR median 62ml/1,73m2). Die eGFR korrelierte positiv mit volumetrischer Knochendichte und relativem Knochenvolumen und negativ mit FGF-23. FGF-23 Werte zeigten keine geschlechtspezifischen Unterschiede. Es fand sich jedoch ein signifikanter Anstieg des FGF-23 postoperativ (p<0,05).

Unser Patientenkollektiv zeigt, dass neben zu erwartenden klinischen/anthropometrischen Charakteristika bei osteoporotischer Fraktur der Einfluss der Nierenfunktion und des FGF-23 auf die Osteoporose berücksichtigt werden muss. Zusammenfassend lässt sich ein Zusammenhang zwischen altersabhängigem Verlust der Nierenfunktion, dereguliertem FGF-23 Spiegel und abnehmender Knochenqualität vermuten.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI53-389

doi: 10.3205/14dkou373 urn:nbn:de:0183-14dkou3731

Published: October 13, 2014
© 2014 Herlyn et al.
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Langzeitergebnisse einer intravenösen Iloprosttherapie bei Patienten mit Knochenmarködem am Fuß und oberen Sprunggelenk

Langzeitergebnisse einer intravenösen Iloprosttherapie bei Patienten mit Knochenmarködem am Fuß und oberen Sprunggelenk

Röhner E, Zippelius T, Matziolis G, Preininger B, Perka CF

Fragestellung: Das Knochenmarködem (KMÖ) ist eine multifaktoriell bedingte Erkrankung. Die konservativen Behandlungsmöglichkeiten umfassen meistens die Ruhigstellung der betroffenen Region und eine systemische intravenöse Iloprost -Therapie. Während viele Studien die positive Wirkung einer Iloprost-Therapie in großen Gelenken wie Knie und Hüfte bestätigen, gibt es nur wenige Studien die eine positive Wirkung von Iloprost auf kleinere Gelenke wie das Sprunggelenk oder Mittelfuß aufzeigen. Anhand der Studie soll gezeigt werden, dass die Behandlung mit Iloprost zu einem langfristigen, positiven Ergebnis in der Behandlung eines KMÖs des Fußes und OSGs führt

Methodik: Retrospektiv wurden 23 Patienten mit KMÖ des OSGs oder Fußes im Stadium ARCO 1- in die Studie eingeschlossen. Es wurde ein Fragebogen mit verschiedenen Scores wie Ankle-Hindfoot, Kaikkonen, SF -36 und VAS verwendet um den Zustand vor und nach Iloprost-Therapie zu bewerten. Außerdem wurde bei allen Patienten ein MRT vor und drei Monate nach der Behandlung mit Iloprost durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine signifikante Verbesserung der Funktion konnte anhand der Ankle-Hindfoot Scale und der Kaikkonen Scale nachgewiesen werden. Bei 22 Patienten zeigte das follow up MRT nach drei Monaten eine vollständige Rückbildung des KMÖs.

Aufgrund der positiven Ergebnisse unserer Studie empfehlen wir die Behandlung mit Iloprost für das KMÖ des oberen Sprunggelenks und Fußes im Stadium ARCO 1-2.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI53-211

doi: 10.3205/14dkou372 urn:nbn:de:0183-14dkou3725

Published: October 13, 2014
© 2014 Röhner et al.
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CEUS zur Muskelperfusionsdiagnostik: Ein neues Frühdiagnostikum des Kompartmentsyndroms?

CEUS zur Muskelperfusionsdiagnostik: Ein neues Frühdiagnostikum des Kompartmentsyndroms?

Sellei RM, Andruszkow H, Jeromin S, Zimmermann F, Weber CD, McCann P, Hildebrand F, Pape HC

Fragestellung: Die sichere Entscheidungsfindung für oder wider einer Fasziotomie im Fall eines akuten Kompartmentsyndroms ist bis heute, trotz klinischer Evaluation und apparativer Druckmessung, häufig eine Herausforderung. Die Machbarkeit einer Muskelperfusionsdiagnostik mit Hilfe von Ultrschallkontrastmittel (CEUS) soll in dieser Studie evaluiert werden.

Methodik: An gesunden Probanden wird die Muskelperfusionskinematik des m. tibialis anterior in Ruhe (Kontrollgruppe) und unter Simulation einer temporären Minderperfusion nach Wiger et al. analysiert. Mit Hilfe der intravenösen Injektion von 2,5 ml Ultraschallkontrastmittel (Schwefelhexaflourid-Emulsion) wird ein streng intravasales US-Signal detektiert, das die Makro- und Mirkozirkulation des Muskels visualisiert. Die softwaregestützte Kurvenanalyse der Perfusion errechnet charakteristische Parameter, u.a. die Zeit zum Perfusionsmaximum (time-to-peak) oder die Differenz der Anflutung zwischen der art. tibialis anterior und der Muskelperipherie (delta-time-to-arrival).

Die Ergebnisse wurden statistisch mit dem gepaarten Wilcoxon-Test ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Acht gesunde und freiwillige männliche Probanden (Alter 21-37a) wurden nach Prüfung durch die Ethikkommission eingeschlossen. Die Perfusionsdynamik, dargestellt durch das time-to-peak, ergab in der Kontrollgruppe einen durchschnittlichen Wert von 36,04s (SD ±2,57). Die Untersuchungsgruppe mit Simulation eines Kompartmentsyndroms ergab einen Durchschnittswert von 50,32s (SD ±9,17) mit einer statistisch hochsignifikanten Verzögerung (p=0.015). Die Bewertung des delta-time-toarrival zeigte einen hochsignifikanten Unterschied (p=0.008) bei Werten in der Kontrollgruppe von 2,48s (SD ±2,57) und in der Untersuchungsgruppe von 6,48s (SD ±2,01).

Die visuelle und kurvenanalytische Bewertung der Muskelperfusion mit Hilfe von Ultraschallkontrastmittel zeigt in unserer Studie verwertbare Parameter, die sich zur Frühdiagnostik eines drohenden oder akuten Kompartmentsyndroms zu eignen scheinen. Erst die klinische Applikation dieser neuen Technik wird zeigen können, ob sich hiermit eine relevante Entscheidungshilfe im Alltag des Chirurgen ergibt. Sollte sich hierdurch die Zeit bis zur Indikationsstellung der Fasziotomie in unsicheren Fällen reduzieren lassen, wäre die Ultraschallkontrastmittelsonographie trotz der Kosten ein wertvolles Diagnostikum.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI52-264

doi: 10.3205/14dkou371 urn:nbn:de:0183-14dkou3712

Published: October 13, 2014
© 2014 Sellei et al.
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Insuffizienz der Hüftgelenksabduktoren nach Hüftprothesenimplantation – Klinische Ergebnisse nach modifiziertem Gluteus-maximus-Transfer nach Whiteside

Insuffizienz der Hüftgelenksabduktoren nach Hüftprothesenimplantation – Klinische Ergebnisse nach modifiziertem Gluteus-maximus-Transfer nach Whiteside

Jakobs O, Schmidl S, Schoof B, Fensky F, Gehrke T, Gebauer M

Fragestellung: Eine mögliche Komplikation der Hüftgelenksendoprothetik, insbesondere im Falle einer Revision, liegt in der Affektion der Hüftgelenksabduktoren. Als Ursache gelten primäre Verletzungen als auch osteolytische, bzw. inflammatorische Prozesse im Bereich des proximalen Femurs mit einer sekundären Destruktion der Muskulatur. Die betroffenen Patienten beklagen meist eine Instabilität der Hüftgelenkes bis hin zu (rezidivierende) Luxationen.

Das Ziel dieser Studie liegt in der Erfassung der postoperativen Wiederherstellung der Muskelfunktion nach Durchführung eines modifizierten Gluteus-maximus-Transfers nach Whiteside sowie des klinischen Outcomes (Harris-Hip-Score, SF-36).

Methodik: In der vorliegenden retrospektiven Studie analysierten wir die Daten von insgesamt 11 Patienten, die aufgrund einer klinisch relevanten Insuffizienz der Hüftgelenksabduktoren bei einliegender Hüftgelenkstotalendoprothese in unserer Klinik mittels modifiziertem Gluteus-medius-Transfer nach Whiteside versorgt wurden. Die eingeschlossenen Patienten waren präoperativ nicht in der Lage das Bein in Seitenlage gegen die Schwerkraft anzuheben und wiesen ein positives Trendelenburg-Zeichen auf. Eine neurologische Ursache der Muskelschwäche wurde jeweils ausgeschlossen.

Die operative Technik beschränkte sich bei intraoperativem Nachweis des Verlustes des M. gluteus medius auf den Transfer des anterioren Anteils des M. gluteus maximus an den Trochanter major und schliesslich dessen Festsetzen unter dem M. vastus lateralis. Auf einen Transfer des posterioren Anteiles wurde bewusst verzichtet.

Die klinische Verlaufskontrolle der Patienten erfolgte frühestens ein Jahr postoperativ um eine sichere Einheilung des Muskels zu gewährleisten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In ca. 75% der versorgten Patienten zeigte sich in der Verlaufskontrolle ein zufriedenstellendes Wiedererlangen der muskulären Funktion. In acht Fällen war eine Abduktion des operierten Beines über die Neutralposition gegen die Schwerkraft in Seitenlage möglich. Zudem war eine Verbesserung des Gangbildes, mit der Möglichkeit kurze Strecken auch ohne Gehhilfen zurückzulegen, zu verzeichnen. Der Harris-Hip-Score sowie die durchschnittliche Lebensqualität der Patienten nach Operation (SF-36) ergab jeweils eine deutliche Steigerung.

Die Behandlung einer muskulären Defektsituation der Hüftabduktoren ist bei ansteigenden Erst- und Revisionseingriffen ein zunehmendes Problem. Die Versorgung der Patienten mittels des beschriebenen modifizierten Gluteus-maximus-Transfers nach Whiteside ist technisch einfach und führt zu klinisch-funktionell zuversichtlichen Resultaten.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI52-1476

doi: 10.3205/14dkou370urn:nbn:de:0183-14dkou3703

Published: October 13, 2014
© 2014 Jakobs et al.
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