by G. H. | Apr 30, 2018 | News, Schulter
Verbesserung der Kraftfähigkeit und der Schmerzsymptomatik nach spezifischer Behandlung myofaszialer Triggerpunkte mittels niedrigenergetischer fokussierter ESWT
Müller-Ehrenberg H, Thorwesten L
Fragestellung: Muskuläre Dysbalancen verursachen häufig akute und chronische Schulterschmerzen im Sport. Muskuläre und bindegewebige Schmerzpunkte (myofasziale Triggerpunkte (MTrP)) sind bei Sportlern eine häufige Ursache für leistungseinschränkende Schmerzen im Bereich des Schultergelenkes. Ziel der Studie war es, festzustellen, welche Verbesserungen sich bei aktiven Sportlern mit akuten oder chronischen Schulterschmerzen im Hinblick auf den Schmerzzustand und die Kraftfähigkeit durch eine exakte Therapie der MTrPs erzielen lassen.
Methodik: Patientengut: n=60 Sportler (Altersdurchschnitt 34,6 (16-69) Jahren), 25 Frauen und 35 Männer mit Schulterschmerzen wurden in die Studie eingeschlossen. Ausschlußkriterien waren die Krankheitsbilder der Schultersteife und der vorderen und hinteren Schulterinstabilität mit Luxationsgefahr. Der Untersuchungsverlauf erstreckte sich über sechs Wochen mit viermaliger Behandlung (1x/Woche). Die Therapie der muskulären Schmerzpunkte (myofaszialen Triggerpunkte = mTrp) erfolgte durch exakte Applikation von fokussierten extrakorporalen Stoßwellen (fESWT) nach den Prinzipien der Triggerpunkt-Therapie. Die fESWT wurde piezoelektrisch generiert (Piezoson 100 plus Fa. Wolf) und erfolgte ausschließlich im niedrigenergetischen Bereich (max. 0,28 mJ/cm3). Sportspezifische und anamnestische Parameter wurden durch die klinische Untersuchung und Fragebögen erhoben, die Beurteilung der Schmerzsymptomatik mittels VAS-Score bei sportlicher Belastung und in Ruhe sowie die subjektive Einschätzung mittels Simple-Shoulder Score (SSS). Die Testung der sensomotorischen Fähigkeit wurde anhand eines Winkelreproduktionstests vorgenommen, die isokinetische sowie isometrische Kraftfähigkeit mittels CYBEX. Die statistische Auswertung erfolgte durch den T-Test und den Wilcoxon-Test in SPSS. 30 Patienten waren in der Behandlungsgruppe und weitere 30 in der Kontrollgruppe, in der ein Wait -and See-Behandlungsregime durchgeführt wurde.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Schmerzzustand in der Behandlungsgruppe konnte nach Triggerpunkt-fESWT eine signifikante Schmerzabnahme sowohl bei sportlicher Belastung als auch in Ruhe festgestellt werden. Im Bezug auf die isokinetische Kraftfähigkeit für ABD/ADD sowie IRO/ARO ließ sich ein signifikanter Zuwachs aufzeigen. Bei isokinetischer Messung (60°/sec.) ließ sich u.a. ein signifikant höheres Drehmomentmaximum sowie eine signifikant höhere Gesamtarbeit sowohl für ABD/ADD als auch für IRO/ARO ermitteln. Korrelierend mit allen durchgeführten Untersuchungen konnte sowohl im SSS als auch im Winkelreproduktionstest eine tendenzielle Verbesserung gemessen werden.In der Kontrollgruppe wurden keine signifikanten Veränderungen festgestellt.
Fazit: Es konnte eine signifikante Verbesserung der Schmerzsymptomatik sowie des Leistungsvermögens bei Sportlern mit akuten oder chronischen Schulterschmerzen durch die Triggerpunkt-Therapie mittels fESWT erzielt werden.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-301
doi: 10.3205/14dkou387, urn:nbn:de:0183-14dkou3876
Published: October 13, 2014
© 2014 Müller-Ehrenberg et al.
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by G. H. | Apr 30, 2018 | News, Wirbelsäule, Wirbelsäule chir.
Form und Beweglichkeit der Wirbelsäule während des Sitzens auf unterschiedlichen Sitzmöbeln
Pries E, Dreischarf M, Bashkuev M, Schmidt H
Fragestellung: Da heutzutage 80% der Bevölkerung in industrialisierten Ländern die Arbeit sitzend absolvieren, gewinnt die Sitzergonomie in der Prävention von Rückenschmerz immer größere Bedeutung. Aufgrund der Vermutung, dass statisches langes Sitzen das Risiko der Entstehung von Rückenschmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich erhöhen kann, empfehlen Ergonomen Sitzmöbel, die das aktive und aufrechte Sitzen fördern sollen. Ergonomische Untersuchungen konnten jedoch keine gesteigerte Muskelaktivität und Bewegung während des Sitzens auf sogenannten dynamischen Sitzmöbeln feststellen. Oftmals waren diese Untersuchungen dadurch limitiert, dass ein Messen am Rücken auf einem Stuhl mit Rückenlehne nicht möglich war. Mithilfe des Epionics SPINE Messsystems besteht die Möglichkeit durch flexible Sensorstreifen die Rückenform und Bewegungen während des Sitzens auf Sitzmöbeln mit Rückenlehne zu erfassen. Untersucht wurde die Hypothese,ob dynamische Sitzmöbel das gerade Sitzen fördern und Bewegung während des Sitzens steigern. Hierzu wurden erstmalig Langzeitmessungen durchgeführt, um einen Verlauf über 2 h und eventuelle Gewöhnungseffekte zu analysieren.
Methodik: 18 Probanden (10 Männer, 8 Frauen) wurden für jeweils 2 h auf einem normalen Bürostuhl mit fester Rückenlehne, einem Bürostuhl mit rückneigbarer Rückenlehne und beweglicher Sitzfläche und einem Gymnastikball als Extrem, mit dem Epionics SPINE vermessen. Nach 14 Tagen erfolgte eine erneute Messung. Erfasst wurden Lordosewinkel aus einer Referenzmessung und die durchschnittliche Abweichung des Lordosewinkels während des 2-stündigen Sitzens sowie die Anzahl der stattfindenden Flexions- und Extensionsbewegungen und die Zeit, die in der Position verbracht wurde.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Während des Sitzens auf dem Ball wurden signifikant mehr kleine Bewegungen (Änderung des Lordosewinkels zwischen 2° und 17°) durchgeführt als während des Sitzens auf dem statischen und dem dynamischen Stuhl. Dieser Unterschied trat jedoch nur in der Gruppe der Männer auf und war nach 2 Wochen (Gewöhnungseffekte) nicht mehr nachweisbar. Der durchschnittliche Lordosewinkel über 2 h gemittelt, war auf allen Sitzmöbeln gleich. Die Probanden verbrachten die meiste Zeit in vorgebeugter Haltung. In Flexion sind zwei Schwerpunkte in der Haltung zwischen 2° bis 7° und 17° bis 22° Änderung des Lordosewinkels zu erkennen. Diese sind darauf zurückzuführen, dass die Probanden entweder gerade saßen (2° bis 7°) oder die Unterarme auf dem Tisch abgelegt haben und somit in eine vorgebeugte Haltung verfallen sind (17° bis 22°). Hier gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sitzmöbeln, was zusammenfassend zu der Aussage führt, dass dynamische Sitzmöbel keinen Einfluss auf die Haltung des Rückens nehmen. Auch kann durch eine flexible Rückenlehne oder eine dynamische Sitzfläche und selbst durch das Extrem des Gymnastikballs die Bewegung während des Sitzens nicht langfristig gesteigert werden. Diese Studie wird vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (MiSpEx Network) finanziert.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-529
doi: 10.3205/14dkou386, urn:nbn:de:0183-14dkou3861
Published: October 13, 2014
© 2014 Pries et al.
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by G. H. | Apr 30, 2018 | News, Wirbelsäule, Wirbelsäule chir.
Eine Subgruppenanalyse zur Wirkung zweier Nachsorgekonzepte: Teletherapie und IRENA bei orthopädischen Rehabilitanden mit der Indikation Rückenbeschwerden
Dittrich M, Eichner G, Schupp W, Beyer WF
Fragestellung: Die Wirkung zweier Nachsorgekonzepte sollte untersucht werden.
Methodik: Eine prospektive multizentrische Vergleichsgruppenstudie mit 6-monatigem Follow-Up durchgeführt an Versicherten der DRV Bayern Süd, die wegen ihrer Rückenbeschwerden eine orthopädische Rehabilitationsmaßnahme in den Kooperationskliniken durchführten und sich anschließend selbstselektiv für das Nachsorgekonzept „EvoCare-Teletherapie“ oder die „IRENA-Nachsorge“ entschieden.
Zu den Messzeitpunkten der postalischen Befragung, Beginn und Abschluß der Nachsorge und der Katamnese nach 6 Monaten wurden der allgemeine Gesundheitszustand (SF12), Schmerzcharakteristik (Korff), Lebensqualität (EQ5D), Zufriedenheit mit der Nachsorge (ZUF-8) abgefragt. Insgesamt nahmen 191 Rehabilitanden an der Interventionsstudie teil (Abbruchrate 42,41%). Zur Katamnese konnten 82,73% befragt werden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigte sich in beiden Gruppen eine Verbesserung für die subjektive körperliche sowie psychische Gesundheitseinschätzung zum Ende der Nachsorgemaßnahme. Die Veränderungen für den körperlichen Gesundheitszustand der IRENA-Gruppe war mit geringer Effektstärke signifikant. Die Ausgangswerte für den psychischen Gesundheitszustand zeigten in beiden Gruppen keine auffälligen Beeinträchtigungen. Die Katamnesebetrachtung ergab keine statistisch relevanten Veränderungen der Interventionsgruppen. Die Veränderungen zum körperlichen Score des SF-12 konnten in der Follow-Up-Befragung in beiden Gruppen aufrechterhalten werden. Beide Interventionsgruppen zeigten höchst signifikante Verbesserungen ihrer Schmerzintensität am Ende der Nachsorge mit hohen Effektstärken. Auch die Follow-Up-Analyse zeigte eine nachhaltige Schmerzlinderung in beiden Gruppen, jedoch ohne statistischen Zusammenhang. Die Angaben zur Einschätzung des augenblicklichen Gesundheitszustands mithilfe der Thermometerskala des EQ5D zeigten am Ende der Nachsorge in beiden Gruppen tendenzielle Verbesserungen. Die Katamnese erbrachte demgegenüber eine geringfügige Verschlechterung beider Interventionsgruppen. Zu keinem Messzeitpunkt konnten statistisch signifikante Veränderungen ermittelt werden. Beide Gruppen zeigten eine hohe Zufriedenheit mit der jeweiligen Nachsorge. Auch die Follow-Up-Befragung erbrachte nur minimal verringerte Summenwerte zur Zufriedenheit.
Die Teilnehmer des IRENA-Nachsorgekonzeptes profitierten von dessen Durchführung hinsichtlich des körperlichen Gesundheitszustands. Beide Interventionsgruppen zeigten eine Verringerung ihrer Schmerzintensität. In den gewählten Assessments sind keine Unterschiede zwischen den Interventionsgruppen nachzuweisen. Die Verbesserungen zum Zeitpunkt der Nachsorgebeendigung konnten in beiden Gruppen nachhaltig bestätigt werden. Die Befragungen zum körperlichen Summenscore (hoher Effekt), zur Schmerzintensität (hoher Effekt) und zum augenblicklichen Gesundheitszustand (mittlerer Effekt) zeigten signifikante Verbesserungen über den Zeitverlauf und keinen Einfluss des jeweiligen Nachsorgekonzepts.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-1592
doi: 10.3205/14dkou385, urn:nbn:de:0183-14dkou3854
Published: October 13, 2014
© 2014 Dittrich et al.
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by G. H. | Apr 23, 2018 | News, Wirbelsäule, Wirbelsäule chir.
Evaluation der Wirksamkeit eines physiotherapeutischen Rehabilitationsprogramms bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz
Alfuth M
Fragestellung: In dieser Evaluationsstudie wurde untersucht, ob ein 6-monatiges ambulantes physiotherapeutisches Behandlungsprogramm in Bezug auf das subjektive Schmerzempfinden, die schmerzbedingte Behinderung im Alltag, die Rumpfkraft und die Rumpfbeweglichkeit bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz wirksam ist.
Methodik: In die Studie wurden 68 Patienten (43 Frauen, 25 Männer) im durchschnittlichen Alter von 53,8 (±11.8) Jahren mit subakuten und chronischen Rückenschmerzen eingeschlossen. In einem Eingruppen-Plan mit Messwiederholung wurden als primäre Outcomes das subjektive Schmerzempfinden (Numeric Rating Scale) und die schmerzbedingte Behinderung im Alltag (Roland-Morris-Disability Questionnaire) vor der Behandlung, nach 3 und nach 6 Monaten erhoben. Als sekundäre Outcomes wurden vor der Behandlung und nach 6 Monaten die maximale willkürliche isometrische Rumpfkraft in Flexion und Extension (tergumed®, proxomed) sowie die Beweglichkeit der dorsalen Strukturen des Rumpfes und des Oberschenkels (Sit-and-Reach Test) gemessen. Die Intervention wurde 2-3x wöchentlich für 3 Stunden durchgeführt und bestand aus einer Kombination physiotherapeutischer Anwendungen, wie manuelle und physikalische Therapie, supervisiertem physiotherapeutischem Aufbautraining sowie Verhaltensschule und Beratung. Nach Testung der Daten auf Normalverteilung (Kolmogorov-Smirnov Test) wurden zur Signifikanzprüfung der Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten in Bezug auf das Schmerzempfinden und die Behinderung im Alltag Friedman-Tests (p<0,05) und paarweise Vergleiche mittels Wilcoxon-Signed-Rank Tests (p<0,05) mit entsprechender Korrektur nach Bonferroni durchgeführt. Bezüglich der Parameter Rumpfkraft und Rumpfbeweglichkeit wurden die Unterschiede zwischen Eingangsmessung und Messung nach 6 Monaten mittels Wilcoxon-Signed-Rank Tests (p<0,05) überprüft. Zudem wurden Effektstärken (Cohen’s d) und der Mittelwert der individuellen relativen Veränderung (%) berechnet. Die Auswertungen wurden mittels Intention-to-Treat Analyse durchgeführt. Weiter wurden Korrelationen (rho nach Spearman) zwischen den Outcome-Parametern berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach 6 Monaten verringerte sich der Ruheschmerz signifikant von einem Median von 4,0 auf 1,0 und während körperlicher Belastung von 5,5 auf 2,5 (p<0,001; d = 1,2 und 1,4; rel. Veränderung = 59% und 53%). Der Roland-Morris-Disability Score reduzierte sich von einem Median von 7,0 auf 4,1 (p<0,001; d = 0,9; rel. Veränderung = 35%). Die isometrische Rumpfkraft in Flexion verbesserte sich signifikant von einem Median von 4,7 N/kg auf 5,7 N/kg und in Extension von 7,4 N/kg auf 9,5 N/kg (p<0,001; d = 0,5; rel. Veränderung = 31% und 47%). Die Beweglichkeit stieg von einem Median von -5,0 cm auf -2.2 cm (p=0,001; d = 0,3; rel. Veränderung = 53%).
Das Behandlungsprogramm scheint bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz zu einer klinisch relevanten Verbesserung der gemessenen Parameter zu führen. Zwischen den Messgrößen konnten keine bedeutsamen Zusammenhänge festgestellt werden.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-755
doi: 10.3205/14dkou384 , urn:nbn:de:0183-14dkou3847
Published: October 13, 2014
© 2014 Alfuth.
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by G. H. | Apr 23, 2018 | News, Wirbelsäule, Wirbelsäule chir.
Konservative Therapie bei degenerativen Erkrankungen der Lendenwirbelsäule
Bredow J, Oppermann J, Löhrer L, Eysel P
Fragestellung: Keine andere Diagnose führte 2012 in Deutschland zu mehr Krankheits- und Arbeitsunfähigkeitstagen als der Rückenschmerz (ICD-10 M54). Dies wurde durch den AOK- Gesundheitsreport 2012 bestätigt. Der volkswirtschaftliche Schaden hierdurch ist immens. Neben den Ausfallzeiten und Kosten, die auch durch die Behandlung verursacht werden, stehen aber ganz eindeutig die erkrankungsbedingte körperliche und psychische Belastungdes Patienten im Fokus. Durch chronische Schmerzen mit häufig rezidivierenden akuten Episoden fehlen oftmals suffiziente Copingstrategien. Teilweise kann durch eine gezielte konservative oder operative Therapie eine kurzfristige Beseitigung der Schmerzursache erzielt werden. In anderen Fällen wiederum zieht sich die Behandlung über einen langen Zeitraum hin und ist von Rückschlägen und fehlendem Erfolg gekennzeichnet.
Dem Patienten stehen eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, welche vom behandelnden Arzt sorgfältig und individuell geprüft werden müssen. Selbstverständlich sollten vor Diskussion einer operativen Therapie alle sinnvollen konservativen Maßnahmen erschöpft sein.
Eine klare Abschätzung des zu erwartenden Therapieerfolgs vor Einleitung der entsprechenden Maßnahme erscheint auch aufgrund der großen Fülle möglicher Optionen bisweilen schwierig. Die AWMF-Leitlinie Kreuzschmerz (Stand 2011) stellt die gängigen Maßnahmen vor und gibt so eine Übersicht der gängigen Verfahren.
Eine aktuelle Bewertung bezüglich der Effizienz und Sinnhaftigkeit konservativer Therapien unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Literatur fehlt bislang.
Methodik: Grundlage für unsere Ergebnisse sind aktuelle randomisierte klinische Studien, Reviews und Metaanalysen aus den Datenbanken der CochraneLibrary und Pubmed.
Ergebnisse: Maßnahmen wie die Akupunktur, Bettruhe, TENS, Magnetfeldtherapie, Massagen, Orthesen, Thermotherapie, Analgesie mit Opioiden und Antidepressiva haben keine ausreichende Evidenz bezüglich einer Wirksamkeit. Auch Infiltrationen und Injektionen, Analgesie mit NSAR und die Rückenschule sind nur kurzfristig wirksam, zeigen dementsprechend keinen nachweisbaren Effekt nach einem Behandlungszeitraum von mehr als sechs Wochen.
Einzig die normale Bewegung und Bewegungstherapie zeigt in einer Zusammenschau 98 randomisierten, klinischen Studien (Evidenzlevel Ia) eine evidente Wirksamkeit.
Schlussfolgerung: Nur sehr wenige Maßnahmen zeigen eine signifikante Wirksamkeit bei der Behandlung von Kreuzschmerzen, besonders wenn es um die langfristige Wirksamkeit geht. Kurzfristig helfen einige Maßnahmen, lindern die Schmerzen und erhöhen die Funktionalität im Alltag sowie die Lebensqualität. Langfristig scheint es aber neben der normalen Bewegung und Bewegungstherapie keine konservativen Maßnahmen bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zu geben, die einen evidenten Behandlungserfolg nachweisen.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-476
doi: 10.3205/14dkou383 , urn:nbn:de:0183-14dkou3831
Published: October 13, 2014
© 2014 Bredow et al.
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by G. H. | Apr 23, 2018 | News, Wirbelsäule, Wirbelsäule chir.
Effektivität der konservativen Therapie bei Patienten mit Rückenschmerzen unter besonderer Berücksichtigung des Body Mass Index
Daentzer D, Hohls T, Noll C
Fragestellung: Mit einer Prävalenz von bis zu 85% stellen Rückenschmerzen und Übergewicht ein enormes medizinisches Problem dar. Studien zeigen eine positive Korrelation zwischen Übergewicht und Rückenschmerzen. Es existieren jedoch keine Untersuchungen, die sich mit der Effektivität einer konservativen Behandlung befassen und dabei speziell den Einfluss des Körpergewichtes analysieren.
Methodik: Im Rahmen eines retrospektiven Studiendesigns wurden insgesamt 128 Patienten eingeschlossen, die aufgrund von Rückenschmerzen unter stationären Bedingungen konservativ behandelt worden waren. Die Therapie wurde individuell angepasst und bestand aus Physio- und Ergotherapie, physikalischen Maßnahmen, wirbelsäulennahen Infiltrationen, und sie wurde zudem medikamentös ergänzt. Alle teilnehmenden Personen erhielten Fragebögen, die sie zu 4 Zeitpunkten ausfüllen sollten (Zeitpunkt 1 bei stationärer Aufnahme, Zeitpunkt 2 bei Entlassung, Zeitpunkt 3 nach 3 Monaten und Zeitpunkt 4 nach 12 Monaten). Dabei wurden Angaben auf der Visuellen Analogskala (VAS) zum Rückenschmerz, zum Oswestry Disabiliy Index (ODI) und zum Roland-Morris-Score (RM) erhoben. Die Fragebögen wurden statistisch ausgewertet, um Unterschiede sowohl im zeitlichen Verlauf als auch zwischen den drei Körpergewichtsklassen herauszuarbeiten. Diese waren anhand des Body Mass Index (BMI) eingeteilt worden (Gruppe 1 mit Normalgewicht bei BMI < 25 mit 45 Patienten, Gruppe 2 mit Übergewicht bei BMI 25-29,9 mit 47 Patienten und Gruppe 3 mit Adipositas bei BMI >29,9 mit 36 Patienten).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei Betrachtung des Gesamtkollektivs konnte im Vergleich der initial erhobenen Werte in allen drei Scores eine Verbesserung zu allen folgenden Zeitpunkten nachgewiesen werden, ohne dass die Unterschiede statistisch signifikant gewesen waren. In der Gruppe der Normalgewichtigen war die Verbesserung in allen drei Scores im Vergleich zum Ausgangsbefund bei der stationären Entlassung statistisch signifikant. Diese Verbesserungen blieben auch zu den Zeitpunkten 3 und 4 erhalten mit statistischer Signifikanz in der VAS und im ODI. Annähernd identisch waren die Verläufe bei den Übergewichtigen. Auch im Kollektiv der Adipösen war ein positiver Effekt mit statistisch signifikanter Verbesserung der drei Scores am Ende der stationären Behandlung nachweisbar. Auch wenn die Werte aller drei Scores zu jedem weiteren Zeitpunkt einen günstigeren Zustand als am Anfang der Therapie darstellten, blieb diese Verbesserung nur im ODI auch statistisch signifikant. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den drei BMI-Gruppen konnten zu keinem Zeitpunkt festgestellt werden.
Die konservative Therapie der Rückenschmerzpatienten war unabhängig vom BMI und ohne statistisch signifikante Unterschiede zwischen den drei Gewichtsklassen erfolgreich mit Nachlassen des Effektes im mittel- bis langfristigen Verlauf. Die adipösen Patienten zeigten jedoch bis auf wenige Ausnahmen (statistisch nicht signifikante) schlechtere Werte in allen Scores.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-426
doi: 10.3205/14dkou382 , urn:nbn:de:0183-14dkou3828
Published: October 13, 2014
© 2014 Daentzer et al.
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