Evaluation der Wirksamkeit eines physiotherapeutischen Rehabilitationsprogramms bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz

Apr 23, 2018

Evaluation der Wirksamkeit eines physiotherapeutischen Rehabilitationsprogramms bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz

Alfuth M

Fragestellung: In dieser Evaluationsstudie wurde untersucht, ob ein 6-monatiges ambulantes physiotherapeutisches Behandlungsprogramm in Bezug auf das subjektive Schmerzempfinden, die schmerzbedingte Behinderung im Alltag, die Rumpfkraft und die Rumpfbeweglichkeit bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz wirksam ist.

Methodik: In die Studie wurden 68 Patienten (43 Frauen, 25 Männer) im durchschnittlichen Alter von 53,8 (±11.8) Jahren mit subakuten und chronischen Rückenschmerzen eingeschlossen. In einem Eingruppen-Plan mit Messwiederholung wurden als primäre Outcomes das subjektive Schmerzempfinden (Numeric Rating Scale) und die schmerzbedingte Behinderung im Alltag (Roland-Morris-Disability Questionnaire) vor der Behandlung, nach 3 und nach 6 Monaten erhoben. Als sekundäre Outcomes wurden vor der Behandlung und nach 6 Monaten die maximale willkürliche isometrische Rumpfkraft in Flexion und Extension (tergumed®, proxomed) sowie die Beweglichkeit der dorsalen Strukturen des Rumpfes und des Oberschenkels (Sit-and-Reach Test) gemessen. Die Intervention wurde 2-3x wöchentlich für 3 Stunden durchgeführt und bestand aus einer Kombination physiotherapeutischer Anwendungen, wie manuelle und physikalische Therapie, supervisiertem physiotherapeutischem Aufbautraining sowie Verhaltensschule und Beratung. Nach Testung der Daten auf Normalverteilung (Kolmogorov-Smirnov Test) wurden zur Signifikanzprüfung der Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten in Bezug auf das Schmerzempfinden und die Behinderung im Alltag Friedman-Tests (p<0,05) und paarweise Vergleiche mittels Wilcoxon-Signed-Rank Tests (p<0,05) mit entsprechender Korrektur nach Bonferroni durchgeführt. Bezüglich der Parameter Rumpfkraft und Rumpfbeweglichkeit wurden die Unterschiede zwischen Eingangsmessung und Messung nach 6 Monaten mittels Wilcoxon-Signed-Rank Tests (p<0,05) überprüft. Zudem wurden Effektstärken (Cohen’s d) und der Mittelwert der individuellen relativen Veränderung (%) berechnet. Die Auswertungen wurden mittels Intention-to-Treat Analyse durchgeführt. Weiter wurden Korrelationen (rho nach Spearman) zwischen den Outcome-Parametern berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach 6 Monaten verringerte sich der Ruheschmerz signifikant von einem Median von 4,0 auf 1,0 und während körperlicher Belastung von 5,5 auf 2,5 (p<0,001; d = 1,2 und 1,4; rel. Veränderung = 59% und 53%). Der Roland-Morris-Disability Score reduzierte sich von einem Median von 7,0 auf 4,1 (p<0,001; d = 0,9; rel. Veränderung = 35%). Die isometrische Rumpfkraft in Flexion verbesserte sich signifikant von einem Median von 4,7 N/kg auf 5,7 N/kg und in Extension von 7,4 N/kg auf 9,5 N/kg (p<0,001; d = 0,5; rel. Veränderung = 31% und 47%). Die Beweglichkeit stieg von einem Median von -5,0 cm auf -2.2 cm (p=0,001; d = 0,3; rel. Veränderung = 53%).

Das Behandlungsprogramm scheint bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz zu einer klinisch relevanten Verbesserung der gemessenen Parameter zu führen. Zwischen den Messgrößen konnten keine bedeutsamen Zusammenhänge festgestellt werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI54-755

doi: 10.3205/14dkou384 urn:nbn:de:0183-14dkou3847

Published: October 13, 2014
© 2014 Alfuth.
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