Die Hüftgelenkpunktion ist nicht verlässlich für den Ausschluss einer Infektpersistenz bei zweizeitigem Hüftprothesenwechsel

Die Hüftgelenkpunktion ist nicht verlässlich für den Ausschluss einer Infektpersistenz bei zweizeitigem Hüftprothesenwechsel

Winkler T, Trampuz A, Preininger B, Müller M, Perka C

Fragestellung: Die Hüftgelenkpunktion wird in vielen Institutionen als Standard im diagnostischen Algorithmus bei zweizeitigen Wechseloperationen wegen periprothetischer Infektion (PPI) eingesetzt. Für die Patienten stellt sie oftmals eine sehr unangenehme Prozedur dar. In der vorliegenden Studie analysierten wir die Sinnhaftigkeit dieser diagnostischen Methode.

Methodik: Wir analysierten die Daten von Patienten mit PPI, welche einen zweizeitigen Wechsel ihrer Hüftprothese mit einem langen Intervall (über 6 Wochen) erhalten sowie eine negative Gelenkpunktion vor der Reimplantation hatten. Die mikrobiologischen Ergebnisse der Aspirate wurden mit den Ergebnissen der mikrobiologischen und histologischen Analyse intraoperativer Gewebeproben verglichen. Es wurden in diesem Kollektiv keine Spacer eingesetzt und die antimikrobielle Therapie wurde zwei Wochen vor der Reimplantation der Prothese gestoppt. Die Bebrütung der Kulturen wurde für 14 Tage durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 51 innerhalb zweier Jahre konsekutiv operierte Patienten (25m, 26w) mit einem durchschnittlichen Alter von 70,4 ±10,7 Jahren konnten in die Studie eingeschlossen werden. Bei der alleinigen Verwendung der mikrobiologischen Ergebnisse intraoperativer Gewebeproben als Referenz zeigte sich bei 11 Patienten ein falsch negatives Ergebnis der Gelenkpunktion. Dies entspricht einem negativen prädiktiven Wert der Gelenkpunktion für die Voraussage einer persistierenden Infektion von 78,4%. Die Definition einer persistierenden Infektion durch entweder eine positive Mikrobiologie oder eine positive Histologie resultierte in einem negativen prädiktiven Wert der Gelenkspunktion von nur 58,8%.

Die Gelenkpunktion ist ein wertvolles Tool in der primären Diagnosefindung bei periprothetischer Infektion. Allerdings empfehlen wir, ihre Rolle im diagnostischen Algorithmus eines zweizeitigen Hüftprothesenwechsels zu hinterfragen. Aufgrund ihres niedrigen negativen prädiktiven Wertes wird sie auch in unserer Institution nicht mehr routinemäßig vor Reimplantationen eingesetzt.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-290

doi: 10.3205/14dkou452 urn:nbn:de:0183-14dkou4521

Published: October 13, 2014
© 2014 Winkler et al.
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Keimspektrum der Haut bei Patienten vor endoprothetischen Eingriffen: Ist die perioperative Standardprophylaxe geeignet?

Keimspektrum der Haut bei Patienten vor endoprothetischen Eingriffen: Ist die perioperative Standardprophylaxe geeignet?

Mühlhofer HML, Deiß L, Pohlig F, Lenze U, Lenze F, Schauwecker J

Fragestellung: Im Rahmen der Endoprothetik stellt eine periprothetische Infektion eine folgenschwere Komplikation dar. Diese Infektionen sind häufig einer intraoperativen Kontamination des Situs mit Hautkeimen geschuldet. Durch eine seit Jahren übliche perioperative Antibiotikaprophylaxe (meist Cephalosporin der 2. Generation) konnte die Infektionsrate signifikant reduziert werden. Eine Veränderung des Keimspektrums und eine zunehmende Resistenzentwicklung stellen die Eignung dieser Standardprophylaxe in Frage. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, das präoperativ auf der Haut befindliche Keimspektrums und entsprechende Resistenzmuster zu erfassen.

Methodik: Insgesamt wurden 100 Patienten vor primärer Implantation einer Totalendoprothese sowie 50 Patienten vor endoprothetischen Revisionseingriffen in die Studie eingeschlossen. Bei den primären Implantationen handelte es sich um 60 Hüft- und 40 Kniegelenke. Bei den Revisionseingriffen handelte es sich um 28 Hüft- und 22 Kniegelenke. Bei allen Patienten erfolgte präoperativ ein mikrobiologischer Abstrich im Bereich des operativen Zugangsweges. Anschließend erfolgte die mikrobiologische Aufarbeitung des Abstriches im Rahmen der Routinediagnostik. Das Keimspektrum der Hautflora wurde differenziert, auf Resistenzen getestet und die minimale Hemmkonzentration (MHK) bestimmt. Abschließend wurden die Daten statistisch ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Differenzierung der Hautflora zeigten sich bei einem Großteil der Patienten Keime, die klassischerweise für Low-Grade-Infektionen und septische Prothesenlockerungen verantwortlich sind wie beispielsweise Staph. epidermidis oder Staph. haemolyticus. Ferner konnte ein Unterschied im Keimspektrum von Patienten mit Primärimplantationen und Revisionsoperationen nachgewiesen werden. Des Weiteren zeigt sich insbesondere bei Revisionspatienten eine erhöhte Resistenzrate gegen die als Standardprophylaxe eingesetzten Cephalosporine. Gegen Glyopeptide waren nahezu alle nachgewiesenen Keime sensibel.

Die aktuell hauptsächlich zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe verwendeten Cephalosporine sind zu einem erheblichen Anteil bei Primärimplantation von Endoprothesen und insbesondere bei Revisionseingriffen gegen die Hautkeime der Patienten unwirksam, was mit einem erhöhten Risiko für periprothetische Infekte einhergeht. Aufgrund der vorliegenden Daten erscheint die Diskussion über eine Änderung der perioperativen Antibiotikaprophylaxe bei endoprothetischen Operationen dringend erforderlich. Eine mögliche Alternative insbesondere bei Revisionsoperationen stellen Glykopeptide dar.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-1433

doi: 10.3205/14dkou451 urn:nbn:de:0183-14dkou4511

Published: October 13, 2014
© 2014 Mühlhofer et al.
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Realiabilität der nativradiologischen Vermessung postoperativer Pfannenpositionen mit Hilfe einer 2D-3D-Modellierung

Realiabilität der nativradiologischen Vermessung postoperativer Pfannenpositionen mit Hilfe einer 2D-3D-Modellierung

Craiovan B, Zheng G, Nolte LP, Weber M, Wörner M, Springorum R, Grifka J, Renkawitz T

 

Fragestellung: Fehlstellungen der Hüftgelenkspfanne bei der Implantation von Hüfttotalendoprothesen (HTEP) können zu Hüftluxation, Bewegungseinschränkungen und Frühlockerung führen.

Die nativradiologische 2D/3D-Rekonstruktions-Software bietet die Option einer Vermessung der postoperativen Pfannenposition anhand eines einzigen Röntgenbildes. In der vorliegenden Arbeit soll die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit des Verfahrens bei der Bestimmung der Pfanneninklination und -anteversion untersucht werden.

Methodik: Zur Analyse kamen Hüftübersichtsaufnahmen und postoperative Comutertomographien (CT) von 20 Patienten (11 Frauen, 9 Männer) mit einem mittleren BMI 27.4 (min-max 20.5-40.4; SD 4.2) und einem radiologischen Arthrosescore nach Kellgren und Lawrence von 4.

Aus der postoperativen Hüftübersichtsaufnahme wurden Pfanneninklination und -anteversion nach einer zementfreien primären Hüft-TEP (Pinnacle®, Corail®, DePuy,Warsaw, In, US) mit Hilfe des Softwareprogramms ‚2D/3D Reconstruction‘ [Institute for Surgical Technology and Biomechanics, (ISTB), University Bern, Schweiz] ausgemessen und mit zwei unterschiedlichen, CT-basierten Rekonstruktionsmodellanalysen validiert.

1.
Einer konventionelle CT Vermessung durch das ISTB [‚Ground Truth‘ (GT)] und
2.
einer 3D-CT Rekonstruktion eines unabhängigen und verblindeten, externen Institut für Bildverarbeitungsverfahren [MeVisLab Medical Solutions, MeVis, Bremen, (MV)].

Als statistische Verfahren werden der Shapiro-Wilk Test und 2-tailed student’s t test verwendet. Zur Verdeutlichung des Zusammenhangs zwischen den Techniken wird der Pearson Korrelationskoeffizient dargestellt.

Ergebnisse: Die mittlere Abweichung zwischen der nativradiologischen 2D/3D Rekonstruktionstechnik aus einem einzigen Röntgenbild und der CT basierten Analyse GT betrug 1.4o ± 1.9o (- 2.7o – 3.7o) für die Inklination und 0.6o ± 2.2o (- 3.1o – 5.5o) für die Anteversion.

Die mittlere Abweichung zwischen der nativradiologischen 2D/3D Rekonstruktionstechnik aus einem einzigen Röntgenbild und der 3D-CT basierten Analyse MV betrug 1.6o ± 2.2o (-1.9o – 5.9o) für die Inklination und 1.1o ± 2.8o (- 3.7o – 4.8o) für die Anteversion.

Die Pfannenvermesssungen mit Hilfe der nativradiologischen ‚2D/3D Rekonstruktionstechnik‘ waren statistisch stark mit den beiden CT-basierten Rekonstruktionsmodellanalysen GT und MV korreliert. Für die Inklination ergab sich eine Korrelation von R2=0,69 (GT), R2=0,59 (MV) und für die Anteversion R2=0,89 (GT), R2= 0,80 (MV).

Schlussfolgerungen: Für die klinische Praxis ist die Messung der Inklination und Anteversion aus einer einzigen Beckenröntgenübersichtsaufnahme mit Hilfe der 2D/3D Rekonstruktionssoftware eine valide und hilfreiche Methode. Eine spezielle Kalibrierung ist dazu nicht erforderlich. Das CT bleibt für die genaue Bestimmung der Hüftpfannenposition der Goldstandard, insbesondere wenn für komplexe biomechanische Auswertungen eine geringere Toleranzgrenze (+/- 2 Grad) erforderlich ist.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-1389

doi: 10.3205/14dkou450 urn:nbn:de:0183-14dkou4502

Published: October 13, 2014
© 2014 Craiovan et al.
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Behandlungskonzept bei Keramikfraktur in der Hüftendoprothetik

Behandlungskonzept bei Keramikfraktur in der Hüftendoprothetik

Thorey F, Lerch M, Budde S, Ettinger M, Windhagen H

Fragestellung: Mit zunehmender Anzahl von implantierten Hüft-Endoprothesen in Deutschland nimmt auch die Zahl der Komplikationen zu. Trotz des geringen Risikos von Keramikfrakturen (Keramikkopf 0,02 bis 0,002%, Inserts 0,027%) nehmen diese bei zunehmender Implantation von Keramikkomponenten einen immer größeren Stellenwert ein. Eine Revisionsoperation aufgrund einer Keramikfraktur hat viele Risiken für die folgende Gleitpaarung und die Standzeit des Implantates. Keramikpartikel im Gelenkspalt erhöhen den Abrieb, so dass die Wahl einer M-o-P Gleitpaarung zu einer massiven Metallose und einem Frühversagen des Implantates führt. Daher ist eine adäquate operative Versorgung eines Patienten mit einer Keramikfraktur wichtig, um keine weiteren Komplikationen für das Implantat herauszufordern.

Methodik: In dieser Studie wurde die aktuelle Literatur bis Dezember 2013 zur Behandlung von Keramikfrakturen im Hüftgelenk analysiert (PubMed). Ebenso wurden 91 Patienten aus dem eigenen Patientengut untersucht (HHS, HOOS), die im Rahmen einer Hüft-Revision mit einem Keramikrevisionskopf versorgt wurden. Insbesondere die Patienten mit Keramikfraktur wurden bezüglich erneuter Beschwerden, Geräusche und Revision befragt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Literatur finden sich zwei Empfehlungen zur Versorgung von Keramikfrakturen (C-o-C oder C-o-P), um einen erhöhten Abrieb durch verbleibende Keramikpartikel zu minimieren. C-o-C ermöglicht durch den gleichen Härtegrad ein Zermahlen der Keramikpartikel, C-o-P ermöglicht ein Eindrücken der Keramikpartikel in das PE und reduziert dadurch einen erhöhten Abrieb. Im eigenen Patientengut kam es bei keinem Patienten mit einer stattgehabten Keramikfraktur und der Wahl einer C-o-C oder C-o-P Gleitpaarung zu Komplikationen. Weiterhin zeigte sich ein signifikanter Anstieg der klinischen Scores (HHS, HOOS).

Neben einer ausgiebigen Synovektomie und Lavage des betroffenen Gelenkes sollte im Fall einer Keramikfraktur auf eine C-o-C oder C-o-P Gleitpaarung gewechselt werden. Hierbei bieten sich Revisions-Kugelköpfe an, die über einen Metall-Hülse mit dem Konus des Schaftes konnektiert werden und somit nicht zu Kugelkopfbrüchen führen können. Ebenfalls sollte eine genaue Ursachenrecherche des Keramikbruches erfolgen und diese zu behandeln (Implantatfehlstellung, beschädigte Konus-Kopf- oder Pfannen-Insert-Verbindung).

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-1425

doi: 10.3205/14dkou449 urn:nbn:de:0183-14dkou4497

Published: October 13, 2014
© 2014 Thorey et al.
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10-Jahresergebnisse mit der zementfreien Hüftprothese Aeskulap ML Schaft und Plasmacup mit Keramik/Keramik Gleitpaarung

10-Jahresergebnisse mit der zementfreien Hüftprothese Aeskulap ML Schaft und Plasmacup mit Keramik/Keramik Gleitpaarung (Biolox forte)

Sturm D, Lindenmaier HL, Schinkel C

Fragestellung: Zementfrei implantierte Hüftprothesen stellen in Deutschland den Standard in der Primärendoprothethik dar. Mittelfristige Langzeitergebnisse mit der oben genannten Kombination sind bislang nicht publiziert.

Methodik: Im Rahmen einer Nachuntersuchung am eigenen Patientenkollektiv untersuchten wir 83 Patienten im Mittel 10,2 Jahren standardisiert nach.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Alter bei der Nachuntersuchung betrug 70,8 Jahre (45-84). Es wurden 32 Frauen und 51 Männer evaluiert.

Der Harris Hip Score ergab bei 75% ein exzellentes und bei 17% ein gutes Ergebnis. Nach Merle d’Aubigne erlangten 35% ein exzellentes, 35% ein sehr gutes und 20% ein gutes Ergebnis.

89% zeigten eine Schaftsinterung von lediglich 0-1mm. Nach Delee und Charnley ergab sich bei 14% eine Saumbildung an der Pfanne in einzelnen Zonen, jedoch kein vollständiger Resorptionssaum.

Die Ossifikation nach Arcq ergab Stadium 0 und I 98% der Patienten.

Die Standzeit nach 10 Jahren betrug 98,7%. Es erfolgte 1 Revisionsoperation (1,3%) nach 7 Jahren bei aseptischer Prothesenlockerung.

Unsere Ergebnisse zeigen im Vergleich zu bisher publizierten Daten mit Standardschäften wie Zweymüller oder CLS/Spotorno ein vergleichbares funktionelles Ergebnis und eine sehr gute Standzeit. Die Sinterungsrate des Schaftes zeigte sich als gering. Die Verwendung eines Prothesenschaftes mit Kragen scheint zumindest bei der hier verwendeten Kombination gleichwertige Ergebnisse zu erzielen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-1126

doi: 10.3205/14dkou448 urn:nbn:de:0183-14dkou4480

Published: October 13, 2014
© 2014 Sturm et al.
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Hüftgelenkersatz bei adipösen Patienten: Indikation oder Kontraindikation?

Hüftgelenkersatz bei adipösen Patienten: Indikation oder Kontraindikation?

Skutek M, Flörkemeier T, von Lewinski G, Conevski M, Windhagen H

Fragestellung: Die ansteigende Adipositas-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung sowie Berichte über erhöhte Komplikationsraten beim Hüftgelenkersatz (u.a. suboptimale Implantatplatzierung, Luxationen, Infekte, allgemeine medizinische Komplikationen) bei adipösen Patienten ergeben Fragen hinsichtlich der Indikationsstellung in dieser Patientengruppe:

Stellt Übergewicht (Adipositas Grad I-III) mit einem BMI >30 kg/m2 ein Risikofaktor beim Hüftgelenkersatz dar? Ergeben sich Komplikationen, welche die Indikationsstellung in dieser Patientengruppe beeinflussen?

Methodik: 50 aufeinander folgende Patienten wurden in einer match-controlled Analyse in einem Zeitraum von 2 Jahren identifiziert (Geschlecht m:w = 18:32 , Alter 65±11 und Diagnose = primäre Koxarthrose). Je 25 adipöse Patienten mit einem mittleren BMI von 38±4 kg/m2 (Gruppe A) und 25 mit einem BMI von 27±2 kg/m2 (Gruppe B). Alle Patienten erhielten ein zementfreies künstliches Hüftgelenk (lateraler Zugang). OP-Dauer, Pfanneninklination (erfolgreich bei 30-45°Abduktion), Narbenlänge und allgemeine Komplikationen wurden evaluiert. Zum Zeitpunkt der Evaluation wurden der WOMAC und HHS erhoben sowie Spätkomplikationen (Luxationen, Infekte) notiert. Der statistische Vergleich erfolgte mittels t-test (p=0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Unterschiede in den Score-Werten waren gering, zeigten aber für die Gruppe A trotz guter Gesamtergebnisse und ähnlich gutem Zugewinn (Vergleich prä-/post-OP) zum Zeitpunkt des Follow up (15±8 Monate) etwas geringere Werte: WOMAC 89,5±7 (A) vs. 93±8 (B), p=0,2; HHS 87±9 (A) vs 92±6 (B), p=0,02. Die Narbenlänge war mit 23±4 (A) vs. 14±1,3 (B), p<0,05 signifikant unterschiedlich. Bei der Pfanneninklination gab es mit 44,1±4,7 (A) vs. 43±3,4 (B), p=0,54 keine Auffälligkeiten. Unterschiede gab es bei der OP-Zeit 92±18 min (A) vs. 77±10 min (B,) p<0,01. Ein Patient der Gruppe A hatte einen oberflächlichen Infekt (ohne Revision ausgeheilt). Keine Unterschiede gab es bei postoperativen Komplikationen (Thrombosen, Luxationen, allgemeine medizinische Komplikationen, je n=0).

Übergewicht führt nicht automatisch zu vermehrten Komplikationen nach Hüftgelenkersatz. Durch Erweiterung des Zugangs bei adipösen Patienten lassen sich ungünstige Implantatpositionierungen vermeiden. Obwohl tendienziell gering erhöhte Risiken durch verlängerte OP-Zeiten und möglicherweise Infekte bestehen, sind die erzielten Gewinne hoch und die Eingriffe auch bei adipösen Patienten zu rechtfertigen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-519

doi: 10.3205/14dkou447urn:nbn:de:0183-14dkou4471

Published: October 13, 2014
© 2014 Skutek et al.
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