Die operative Versorgung neuromuskulärer Skoliosen – klinische und radiologische Ergebnisse bei Aussparung des lumbosakralen Überganges

Die operative Versorgung neuromuskulärer Skoliosen – klinische und radiologische Ergebnisse bei Aussparung des lumbosakralen Überganges

Hoff E, Strube P, Putzier M, Perka CF, Groß C

 

Fragestellung: Neuromuskuläre Skoliosen erfordern häufig eine frühzeitige operative Korrekturspondylodese. Ob eine Fusion bis L5 ausreichend ist oder das Sakrum einschließen sollte, wird kontrovers diskutiert. Unstrittig ist, dass der Einschluss des Sakrums zu vermehrten lumbosakralen Komplikationen, wie Implantatversagen und Pseudarthrosen sowie zu einer verminderten lumbosakralen Beweglichkeit mit daraus resultierenden klinischen Nachteilen führen kann. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, mittelfristig das Korrekturpotential und klinische Ergebnis bei Instrumentation bis zum 5. LWK zu ermitteln.

Methodik: 46 Patienten mit neuromuskulären Skoliosen (bei M. Duchenne, spinaler Muskelatrophie, Menigomyelozele oder infantiler Zerebralparese) wurden mittels Korrekturspondylodese ohne Einschluss des Sakrums versorgt. Die klinischen und radiologischen Untersuchungen erfolgten prä- und postoperativ, sowie nach 6 und zum mittleren Follow-up von 26 Monaten. Hierbei wurden folgende radiologische Parameter erhoben: Cobb-Winkel, Beckenverkippung (SPO) und L5-Verkippung (L5-Tilt) in der Frontalebene, thorakale Kyphose BWK 2-12 (TK) und lumbale Lordose LWK 2 – SKW 1 (LL).

Ergebnisse: Im Durchschnitt haben wir eine Korrektur des präoperativen COBB-Winkels von 64,7° (33-105°) auf 18,1° (3-59°) erreicht. Die SPO verbesserte sich von 15,5° (2-28°) präoperativ auf 7,5° (0-25°) postoperativ, der L5-Tilt von 9,9° (1-24°) auf 3,1° (0-6°). Zudem konnten wir eine Veränderung des sagittalen Profils in Richtung physiologischer Normwerte mit einer Korrektur der TK von präoperativ 4-80° auf postoperativ 13-48° sowie der LL von 1-108° auf 14-71° erzielen. Der mittlere radiologische Korrekturverlust im Untersuchungszeitraum war für keinen dieser Parameter signifikant. Alle Patienten wiesen postoperativ und bis zum Follow-up eine gute Sitzfähigkeit/Sitzbalance auf. Nach 3 Monaten benötigte kein Patient mehr eine Schmerzmedikation. Alle Patienten / Eltern zeigten sich mit dem klinischen Ergebnis zum Follow-up sehr zufrieden oder zufrieden. Bei 6/46 Patienten (13%) trat eine Komplikation auf, wobei eine Major-Komplikation (inkomplettes Brown-Sequard-Syndrom) und 5 Minor-Komplikationen (1 revisionspflichtige, 4 nicht revisionspflichtige Wundheilungsstörungen) zu verzeichnen waren.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass mittels Korrekturspondylodese unter Ausschluss des lumbosakralen Übergangs unabhängig vom Ausmaß der frontalen und sagittalen Deformität und unabhängig von der Ausprägung der Beckenverkippung eine suffiziente Korrektur neuromuskulärer Skoliosen bei guten bis sehr guten klinischen Ergebnissen zu erreichen und mittelfrisitig zu halten ist.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-1218

doi: 10.3205/14dkou272urn:nbn:de:0183-14dkou2722

Published: October 13, 2014
© 2014 Hoff et al.
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Titan- versus Carbon-Komposit-Stabsysteme für lumbale monosegmentale Spondylodesen: Vorläufige Ergebnisse einer prospektiv randomisierten Fusionsanalyse im Vergleich mit klinischen Parametern

Titan- versus Carbon-Komposit-Stabsysteme für lumbale monosegmentale Spondylodesen: Vorläufige Ergebnisse einer prospektiv randomisierten Fusionsanalyse im Vergleich mit klinischen Parametern

Hartwig T, Streitparth F, Schaser KD, Pumberger M, Druschel C, Disch A

 

Fragestellung: Carbon-Komposit bietet als Material für Wirbelsäulenimplantate unterschiedlichste Möglichkeiten. Der mikrostrukturelle Charakter und daraus resultierende Materialeigenschaften im Vergleich zum rigideren Titan scheinen dabei zu einer besseren Stimulation der ossären Fusion, einer Verringerung der Anschlusssegmentdegeneration und zu einer frühzeitigen Verbesserung des klinischen Outcomes zu führen.

Methodik: Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wurden bei isolierter monosegmentaler Osteochondrose (Modic ≥II°) oder degenerativer Spondylolisthesis (Meyerding ≤I°) und Spondylarthrose (Fujiwara ≥II°) des Segments L4/5 randomisiert 2 operativen Gruppen zugeordnet (Titanstäbe (Gruppe A); Carbon-Komposit-Stäbe (Gruppe B)). Alle Patienten erhielten Titanpedikelschrauben und einen transforaminal implantatierten intervertebralen PEEK-Cage (TLIF). Bei allen Patienten wurden radiologische Fusionsanalysen anhand von standardisierten Röntgenfunktionsaufnahmen (Fusion= Re-/Inklination ≤1° Segmentbeweglichkeit) und Computertomographien (Fusionsbeginn= intersegmentale Knochenneubildung und beginnende Ausbildung von Knochenbrücken) durchgeführt. Ferner wurden präoperativ, 1 und 6 Wochen sowie 6 Monate postoperativ klinische Parameter (ODI, VAS) erhoben und den radiologischen Ergebnissen gegenübergestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden 17 Patienten (w/m: 7/10; Alter: Ø 63,9 Jahre) mit Titanstäben (Gruppe A) und 19 Patienten (w/m: 9/10; Alter: Ø 67,2 Jahre) mit Carbon-Komposit-Stäben (Gruppe B) operativ versorgt. In Gruppe A zeigte sich 6 Monate postoperativ eine segmentale Fusionsrate von 35% in den Röntgenfunktionsaufnahmen (Ø 1,5° Segmentbeweglichkeit), jedoch ohne Bestätigung in der CT-Kontrolle mit einer Fusionsbeginnrate (FBR) von 16,7%. Im Vergleich dazu zeigten 100% der Patienten in Gruppe B vollständig fusionierte Segmente in den Funktionsaufnahmen (Ø 0,7° Segmentbeweglichkeit). In der CT-Kontrolle konnte eine höhere FBR von 50% in Gruppe B ermittelt werden. Es wurden keine signifikanten Unterschiede bei der CT-Auswertung im Vergleich der beiden Gruppen ermittelt (p>0,05). Gruppe A wies im Gegensatz zur Gruppe B bereits 4 radiologisch gesicherte kraniale Anschlussdegenerationen auf. Bei den klinischen Ergebnissen hinsichtlich Schmerz und Funktion zeigte sich in beiden Gruppen 6 Monate postoperativ eine signifikante Verbesserung (Gruppe A p=0,0051; Gruppe B p=0,0002) gegenüber dem präoperativen Zeitpunkt (1 Woche), jedoch ohne wesentlichen signifikanten Unterschied im Gruppenvergleich.

Der Einsatz von Carbon-Komposit-Stabsystemen bei monosegmentalen Spondylodesen ist eine sichere und vergleichbare Alternative zu dem bisherigen Goldstandard Titan. In beiden untersuchten Gruppen können nach einigen Monaten bereits signifikante Verbesserungen im Bereich Schmerz und Funktion beobachtet werden. Zum vorläufigen Studienzeitpunkt weist die Carbon-Komposit-Gruppe eine höhere Segmentfusionsrate und eine reduzierte Rate an Anschlussdegenerationen auf.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-1493

doi: 10.3205/14dkou271urn:nbn:de:0183-14dkou2712

Published: October 13, 2014
© 2014 Hartwig et al.

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Angulation des degenerierten Segmentes: Ein prädiktiver Parameter für das klinische Ergebnis 5 Jahre nach Implantation einer lumbosakralen Bandscheibenprothese

Angulation des degenerierten Segmentes: Ein prädiktiver Parameter für das klinische Ergebnis 5 Jahre nach Implantation einer lumbosakralen Bandscheibenprothese

Strube P, Dreischarf M, Hoff E, Schmidt H, Perka C, Putzier M

 

Fragestellung: In einer Finite-Elemente-Modell-Untersuchung und einer klinischen Studie konnten wir die Parameter iatrogene Distraktion, Lordosierung und posteriore Translation des kranialen Wirbelkörpers als negative Einflussfaktoren auf das klinische Ergebnis nach Implantation einer lumbosakralen Bandscheibenprothese identifizieren [1], [2]. Um eine Bandscheibenprothese implantieren zu können, ist jedoch aufgrund der Implantatmindesthöhe ein gewisses Maß an Distraktion erforderlich. Eine Lordosierung tritt hierbei wahrscheinlich vor allem bei präoperativ gering angulierten Segmenten auf, was sich besonders negativ auf die klinischen Ergebnisse auswirken sollte. Ob der Parameter präoperative segmentale Angulation als Prädiktor für das klinische Ergebnis fungieren kann, wurde jedoch bisher nicht evaluiert und war Gegenstand der vorliegenden Studie.

Methodik: 40 Patienten einer prospektiven Kohortenstudie zur klinisch-radiologischen Evaluation nach Implantation einer lumbosakralen Bandscheibenprothese bei Bandscheibendegeneration/Osteochondrose wurden zu einem zusätzlichen Follow-Up eingeladen für eine klinische (ODI, VAS für Rücken und Beinschmerz) Nachuntersuchung. Die radiologisch ermittelte präoperative Angulation des Bandscheibenfaches (anteriore/posteriore/durchschnittliche Diskhöhe) und die klinischen Parameter zum Follow-up wurden hinsichtlich einer Korrelation untersucht. Die Korrelationsanalyse wurde für die Subgruppen Klinische Versager (ODI≥25%) und klinischer Erfolg (ODI<25%) wiederholt.

Ergebnisse: 34 Patienten waren bereit, sich einer zusätzlichen Untersuchung zu unterziehen. Das mittlere Follow-up war 59.5 Monate. Alle Patienten zeigten eine signifikante Verbesserung der klinischen Scores über die Zeit. Zum Follow-Up zeigte sich eine signifikante Korrelation erhöhter Schmerzscores mit einer geringen präoperativen Angulation des Bandscheibenfaches bei allen Patienten (VASRücken R=-0,634; VASgesamt R=-0,644; jeweils p<0,001), den klinischen Versagern (VASRücken R=-0,939 p<0,001; VASgesamt R=-0,865 p=0,001) und der Subgruppe klinischer Erfolg (VASRücken R=-0,561 p=0,004; VASgesamt R=-0,560 p=0,004).

Schlussfolgerung: Eine geringe präoperative Angulation des Bandscheibenfaches stellt einen hochsensitiven negativen Prädiktor für den Erfolg einer lumbosakralen Bandscheibenprothese dar. Eine derartige Konfiguration sollte daher als Kontraindikation für einen endoprothetischen Bandscheibenersatz im lumbosakralen Segment in Betracht gezogen werden.

Literatur

  1. Rohlmann A, Lauterborn S, Dreischarf M, Schmidt H, Putzier M, Strube P, Zander T. Parameters influencing the outcome after total disc replacement at the lumbosacral junction. Part 1: misalignment of the vertebrae adjacent to a total disc replacement affects the facet joint and facet capsule forces in a probabilistic finite element analysis. Eur Spine J. 2013 Oct;22(10):2271-8. DOI: 10.1007/s00586-013-2909-z
  2. Strube P, Hoff EK, Schmidt H, Dreischarf M, Rohlmann A, Putzier M. Parameters influencing the outcome after total disc replacement at the lumbosacral junction. Part 2: distraction and posterior translation lead to clinical failure after a mean follow-up of 5 years. Eur Spine J. 2013 Oct;22(10):2279-87. DOI: 10.1007/s00586-013-2967-2

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-1165

doi: 10.3205/14dkou270urn:nbn:de:0183-14dkou2704

Published: October 13, 2014
© 2014 Strube et al.
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Quantitative in vivo Analyse der Rückenform und sagitalen ROM bei degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen

Quantitative in vivo Analyse der Rückenform und sagitalen ROM bei degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen

Druschel C, Disch AC, Mertens C, Dreischarf M, Haas NP, Schaser KD

Fragestellung: Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Diagnosen bei Arztbesuchen und verursachen enorme Kosten. Erhobene radiologische Befunde korrelieren nicht immer mit klinischen Beschwerdebildern. Dynamisch-quantitative Erfassungen von Bewegungsmustern und funkt. Einschränkungen, welche bestimmten morpholog. Veränderungen zugeordnet werden können, fehlen bislang. Ziel dieser Studie ist die quantitative Analyse sagitaler funktioneller Bewegungsveränderungen bei degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen mittels einer non-invasiven, innovativen Messmethode.

Methodik: 155 Probanden (w:m=89:66; Ø Alter: 50 J) mit akuten/chron. Rückenschmerzen bei gleichzeitigem Nachweis mono-/bisegmentaler degen. LWS-Erkrankungen (standardisierte klinische Evaluation mit VAS, ODI sowie radiolog. Diagnostik) wurden prospektiv untersucht. Die Rückenform wurde mittels standardisierter Choreographie mit einer nicht-invasiven Messeinheit (Epionics SPINE) bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels One Way Anova und Pearson Korrelation (Gesamtlordose-/Kyphosewinkel im Stand sowie max. Flexion/Extension).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 88 Probanden bestanden mono-/in 67 bisegmentale Degenerationen: 43,2% Osteochondrosen, 36,1% Facettgelenksarthrosen, 11,6% Bandscheibenvorfälle, 9% Spondylolisthesen. Der Ø mittl. VAS betrug 5,2±2,1, der ODI 31,5±19,5%. Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt den Einfluss der Parameter auf den Lordose-/Kyphosewinkel im Stand. Für Flexionen bestanden sign. Unterschiede des Lordose-u. Kyphosewinkels in den Krankheitsgruppen (Abbildung 2 [Abb. 2]): Facettengelenksarthrosen zeigten eine sign. stärkere Lordose/Kyphose. Für Extensionen bestanden keine sign. Unterschiede zwischen den Krankheitsgruppen.

Diese Studie zeigt, dass die Rückenform eher durch Alter, BMI und Schmerzhaftigkeit als durch das Vorliegen degenerativer Erkrankungen beeinflusst wird und keine für bestimmte Entitäten charakteristischen Bewegungsmuster vorliegen. Damit ist eine prädiktive Diagnosestellung durch ein nicht-invasives Messinstrument nicht möglich. Ein therapiebegleitender Einsatz; eine serielle prä-/postop. Anwendung zur Quantifizierung von Wirbelsäulenbeweglichkeitsveränderungen nach Fusionen scheint jedoch vielversprechend.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-916

doi: 10.3205/14dkou269urn:nbn:de:0183-14dkou2699

Published: October 13, 2014

© 2014 Druschel et al.
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Langzeit-Ergebnisse nach endoprothetischem Bandscheibenersatz der Lendenwirbelsäule: eine prospektive Studie mit 5 bis 10 Jahren Follow-Up

Langzeit-Ergebnisse nach endoprothetischem Bandscheibenersatz der Lendenwirbelsäule: eine prospektive Studie mit 5 bis 10 Jahren Follow-Up

Siepe C, Wiechert K, Heider F, Mehren C, Korge A, Mayer HM

 

Fragestellung: Der Stellenwert der Fusion lumbaler Bewegungssegmente für die Behandlung therapieresistenter Rückenschmerzen bei degenerativer Bandscheibenerkrankung (DDD) ohne Instabilitäten oder Deformitäten wird kontrovers diskutiert. Der endoprothetische Bandscheibenersatz (engl.: Total Lumbar Disc Replacement, TDR) wurde in einer hoch selektierten und individualisierten Patientenkohorte als Alternative zur Fusion durchgeführt. Die weltweit publizierten Daten zu Langzeitergebnissen nach endoprothetischem Bandscheibenersatz sind nach wie vor limitiert.

Methodik: Klinische Outcome Scores (Visuelle Analogskala (VAS), Oswestry Disability Index (ODI)) sowie subjektive Patientenzufriedenheit wurden im Rahmen der laufenden prospektiven Studie nach TDR (ProDisc II) erfasst. Weitere erfasste Parameter waren die berufliche Reintegration der Patienten, Komplikations- und Reoperationsraten. Der Zeitpunkt bis zum Auftreten der Reoperationen wurde analysiert. Eine vergleichende Untersuchung wurde durchgeführt zwischen mono- und bisegmentalen Eingriffen. Das Minimum FU lag bei 5 Jahren.

Ergebnisse: 181 von 201 Patienten standen für die finale Auswertung zur Verfügung (90% FU Rate) nach einem mittl. FU von 7.4 Jahren (range 5.0 bis 10.8 Jahre). Die Ergebnisse ergaben eine hochsignifikante Verbesserung von VAS und ODI (p<0.0001). Die VAS Scores zeigten im postoperativen Verlauf eine diskrete (VAS=2.6 zu VAS=3.3), aber signifikante Verschlechterung ab dem 48 Monats FU (p<0.05). Die subjektive Patientenzufriedenheit ergab durchweg stabile Ergebnisse mit 63.6% ’sehr zufrieden‘ und ‚zufriedenen‘ Patienten (22.7%); 13.7% gaben ein nicht-zufriedenstellendes Ergebnis an.

Die Gesamt-Komplikationsrate betrug 14.4% (n=26/181). Die Inzidenz von Revisionseingriffen für allgemeine- oder implantatbedingte Komplikationen lag bei 7.2% (n=13/181).

2-segmentale Eingriffe zeigten postop. ebenfalls eine signifikante Verbesserung von VAS and ODI Scores (p<0.05). Die Ergebnisse blieben jedoch insgesamt signifikant hinter denen monosegmentaler Eingriffe zurück und waren darüber hinaus mit höheren Komplikationsraten (11.9% vs. 27.6%; p=0.03) und inferiorer Raten der subjektiven Patientenzufriedenheit assoziiert (p<0.003).

Schlussfolgerung: Obwohl die aktuelle Studie die initialen Erfahrungen sowie die Lernkurve mit einem neuen chirurgischen Verfahren beinhaltet zeigen die Daten zufriedenstellende und gleichbleibend stabile Ergebnisse im mittel- und langfristigen Verlauf nach einem durchschnittlichen FU von 7.4 Jahren. Die Patientensicherheit wurde mit akzeptablen Komplikations- und Reoperationsraten nachgewiesen. Die initial vereinzelt geäußerte Befürchtung exzessiver Raten von Spät-Komplikationen und -Reoperationen konnte anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigt werden.

Der endoprothetische Bandscheibenersatz stellt bei strenger und hoch individualisierter Indikationsstellung für eine kleinen Teil bisheriger Fusionskandidaten eine attraktive Alternative zur Fusion lumbaler Segmente dar.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-119

doi: 10.3205/14dkou268urn:nbn:de:0183-14dkou2680

Published: October 13, 2014
© 2014 Siepe et al.
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Patientenbasierte klinische Ergebnisse der chirurgischen Dekompression bei lumbaler epiduraler Lipomatose

Patientenbasierte klinische Ergebnisse der chirurgischen Dekompression bei lumbaler epiduraler Lipomatose

Ferlic P, Fekete T, Kleinstück F, Porchet F, Mannion AF, Jeszenszky D, Haschtmann D

 

Fragestellung: Bei der epidurale Lipomatose handelt es sich um eine seltene Erkrankung, bei der es durch eine Hypertrophie des Fettgewebes im Spinalkanal zu einer Kompression von Nervenstrukturen kommen kann.

Die Behandlung dieser Pathologie, welche von konservativen Maßnahmen bis hin zur chirurgischen Dekompression reicht, wird kontrovers diskutiert, da sich die Evidenz in der Literatur meist auf Fallberichte beschränkt. Patientenbasierte Ergebnisanalysen über den Erfolg einer Operation fehlen bislang. Ziel der Studie war daher, die Auswertung des patientenevaluiertem Behandlungserfolges nach chirurgischer Dekompression in der bisher größten untersuchten Patientenpopulation mit lumbaler Lipomatosis spinalis.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patienten mit der Diagnose „Epidurale Spinale Lipomatose“, die zwischen 2005 und 2012, an unserem Zentrum operativ behandelt wurden. Die Daten wurden aus der elektronischen Patientenakten und dem Internationalen Spine Tango Register erhoben. Einschlusskriterium war eine im MRI bestätigte epidurale Lipomatose, wobei jene Patienten mit begleitenden Pathologien, welche zu einer Nervenkompression beitrugen, ausgeschlossen wurden. Weitere Ausschlusskriterien waren eine durchgeführte Spondylodese sowie degenerativen Olisthesen. Das Ergebnis der chirurgischen Dekompression wurde mittels prä- und postoperativ dokumentierter Core Outcome Measure Index (COMI; Score 0-10) einschließlich der Schmerzskala (0-10) für Bein- und Rückenschmerz ermittelt. Der minimaler Nachuntersuchungszeitraum betrug 12 Monate, wobei bei den die meisten Patienten 2-Jahresergebnisse vorlagen (mittleres Follow-up: 22 Monate).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In Rahmen unserer Studie wurden 148 Patienten mit einer epidurale Lipomatose identifiziert. Davon wurden 28 Patienten aufgrund einer durchgeführten Spondylodese und 2 Patienten wegen fehlender radiologischer Dokumentation oder COMI-Daten ausgeschlossen. Weitere 96 Patienten mussten wegen begleitender arthrogener oder diskogener Stenose im MRI ausgeschlossen werden.

Schließlich konnten 22 Patienten (19 Männer und 3 Frauen, mittleres Alter: 68.2 Jahre, 50.4-88.7), mit einer Nervenkompression allein durch intraspinales Fettgewebe, eingeschlossen werden.

Gemessen am patientenbasierten COMI Score konnte, bei symptomatischer lumbaler epiduraler Lipomatose, durch die chirurgische Dekompression eine deutliche Verbesserung der Beschwerden erreicht werden: COMI von 7.5 ± 1.7 (MW ± SD) auf 4.9 ± 2.5 (p<0.0001). Wie erwartet war die Verbesserung der Beinschmerzen (5.9 ± 2.6 auf 3.5 ± 2.8, p=0.0042) stärker ausgeprägt als der Effekt auf den Rückenschmerz (5.4 ± 3.2 auf 4.0 ± 2.8, p=0.004). Dieser Effekt konnte auch bei der Ein- und Zweijahreskontrolle bestätigt werden (1 Jahr COMI: 5.0 ± 2.7, p=0.002, sowie 2 Jahre COMI: 5.1 ± 3.1, p=0.003). Während der Nachuntersuchungsperiode musste keine Revision aufgrund eines Rezidivs durchgeführt werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-446

doi: 10.3205/14dkou267urn:nbn:de:0183-14dkou2671

Published: October 13, 2014
© 2014 Ferlic et al.
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