„Nur gemeinsam sind wir stark“

„Nur gemeinsam sind wir stark“

Trotz des Wintereinbruchs mit einhergehendem Verkehrschaos fanden 163 Besucher:innen am 2. Dezember den Weg ins Haus der Ingenieure, um an der BVdO-Jahrestagung teilzunehmen. „Alles rund ums Knie“ lautete das Hauptthema, das in Fachvorträgen von verschiedenen Seiten betrachtet wurde. Davor gab es jedoch noch einen gesundheitspolitischen Block: Prof. Dr. Ronald Dorotka berichtete über den aktuellen Stand betreffend die 15a-Vereinbarungen der Finanzausgleichsverhandlungen, die ja eine starke Beschneidung der Kompetenzen und Mitspracherechte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) vorgesehen hatten. Nach Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium wurden die Pläne zum Teil wieder geändert. So wurde zum Beispiel die geplante Aut-idem-Wirkstoffverschreibung ersatzlos gestrichen und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) wird auch künftig keine Einzelverträge mit Ärzt:innen ohne Gesamtvertrag abschließen können. Vorläufig auf unbestimmte Zeit verschoben wurde das für 2026 geplante Einfrieren der Honorare, wenn kein Gesamtvertrag vorliegt. Dass Kassenstellen in Zukunft durch die Sozialversicherungen ohne Mitspracherecht der ÖÄK vergeben werden, bleibt Gegenstand von weiteren Verhandlungen. Eine wichtige Veränderung wird ab 2025 schlagend: Wer dann seinen Vertrag mit der ÖGK kündigt, wird auch keine Verträge mehr mit kleinen Kassen abschließen können. „E-Card und ELGA werden ab 2026 verpflichtend, sofern technisch möglich und verhältnismäßig“, berichtet Dorotka weiter. Die verpflichtende ICD-10-Codierung wird kein Gesetz, sondern nach aktuellem Stand eine ministerielle Verordnung werden.

Trotz erreichter Teilerfolge wird der Einfluss der ÖÄK auf die Gesundheitsversorgung geschmälert. „Umso wichtiger ist ein starker Berufsverband“, betonte Dorotka. Nähere Informationen zur Mitgliedschaft beim BVdO findet man unter www.austrian-orthopaedics.com/mitgliedschaft.

Über den aktuellen Ausbildungsstand und Trends und Herausforderungen der Zukunft diskutierten anschließend unter Leitung von Doz. Florian Sevelda: Prof. Dr. Ronald Dorotka, Dr. Richard Maier (Bundesfachgruppenobmann Unfallchirurgie) und als Vertreterin der jungen Generation Doz. Madeleine Willegger. Dr. Volker Steindl, Bundesfachgruppenobmann des neuen Faches Orthopädie und Traumatologie (OT) war ebenfalls geladen, war jedoch aufgrund des Schneechaos auf dem Weg von Tirol nach Wien im Verkehr steckengeblieben und konnte an der Diskussion leider nicht teilnehmen.

Seit 8 Jahren werden nun schon Ärzt:innen im neuen Fach OT in Österreich ausgebildet. Mittlerweile ist deren Anteil etwa gleich hoch wie der von Fachärzt:innen in den beiden „alten“ Fächern Orthopädie und orthopädische Chirurgie bzw. Unfallchirurgie. Alle drei zusammen bilden mit einer Anzahl von über 3700 die zweitgrößte Fachgruppe in der Ärztekammer. Allerdings, so Maier, sei in den nächsten Jahren ein Pensionierungsschub zu erwarten, wie aus der Altersverteilung zu schließen ist. Es gilt also, rechtzeitig für Nachwuchs zu sorgen.

„Durch die Zusammenlegung der Fächer ist die Ausbildung in OT äußerst umfangreich geworden, der Trend wird daher in Richtung Spezialisierung gehen“, meint Willegger. Nach der Grundausbildung sind Wahlmodule zu absolvieren. Die praktische Umsetzung dieses Modells erweist sich jedoch mitunter als schwierig, denn nicht alle Lehrkrankenhäuser können alle Spezialisierungen mit den geforderten Fallzahlen anbieten.

Für Studierende, die vorhaben, im niedergelassenen Bereich tätig zu werden, sei die Ausbildung in Lehrpraxen ideal, um die Praxis möglichst früh kennenzulernen, meinten übereinstimmend alle Diskutanten. Die Grundausbildung kann laut Ausbildungsordnung bis zu 50% in einer Lehrpraxis absolviert werden. Jedoch fehlt es an genügend Angeboten dafür.

Dennoch sieht Dorotka die Zukunft des neuen Faches „heute optimistischer als noch vor ein paar Jahren“. Denn: „Alle drei Fachgruppen werden respektiert und informiert und die Zusammenarbeit funktioniert gut.“ In einigen Bundesländern sprechen die drei Fachgruppen bereits „eine Sprache“, bestätigt Maier. Die Forderung des Ministeriums nach einem einzigen Ansprechpartner für alle drei Fächer werde sich in Zukunft von selbst erfüllen, nicht zuletzt durch das Wachsen der Gruppe der OT-Fachärzt:innen.

Bericht: Mag. Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

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Halbschlitten versus Totalendoprothese

Halbschlitten versus Totalendoprothese

Laut einer Metaanalyse, die untersuchte, welche Kompartimente bei Kniearthrose betroffen sind, ist mit 27% die isolierte mediale Gonarthrose die häufigste Lokalisation.¹ 50% aller Goanrthrosen betreffen nur ein Kompartiment. „Trotzdem werden zu 90% totale Knieendoprothesen implaniert und nur zu 10% Teilprothesen“, sagte Doz. Florian Sevelda bei der BVdO-Jahrestagung 2023. Der Grund dafür ist, dass in Registerdaten schlechtere Implantatüberlebensraten für Schlittenprothesen im Vergleich zur Totalendoprothese ausgewiesen werden. Sevelda berichtet jedoch, dass an spezialisierten Zentren mit hoher Operationsfrequenz pro Operateur die revisonsfreien Überlebensraten von Schlitten versus KTEP durchaus vergleichbar sind.²⁻⁴ Geringere Invasivität, schnellere Rehabilitation, physiologische Gelenkskinematik, höhere Patientenzufriedenheit und geringere Patientensterblichkeit wären die Vorteile der Schlittenprothese im Vergleich zur Totalendoprothese.⁵’⁶ Hinsichtlich Funktion ergab eine Auswertung von Registerdaten, dass Schlittenprothesen vor allem bei der Flexion signifikant besser abschneiden als Totalendoprothesen.⁷
„Durchwegs ist von Schlittenprothesen eine bessere Funktion, vor allem in den ersten Wochen nach der OP, zu erwarten“, so Sevelda. Die ideale Indikation für die mediale Schlittenprothese ist die isolierte anteromediale Gonarthrose Grad 4 ohne extraartikuläre Fehlstellung mit intaktem vorderem Kreuzband (VKB) und Redressierbarkeit des Kniegelenks in orthograde Stellung. Eine absolute Kontraindikation ist die fortgeschrittene Arthrose im kontralateralen Kompartiment oder retropatellar. Ein insuffizientes VKB stellt für Sevelda eine relative Kontraindikation dar.
Bei allen Vorteilen bringt die Schlittenprothese auch einige Herausforderungen mit sich, z.B ist der sagittale Schnitt in die Tibia technisch schwierig und birgt das Risiko einer Tibiafraktur. „Schlittenprothesen verzeihen kaum Fehler“, so Sevelda. Die Implantation sollte deshalb in spezialisierten Zentren von erfahrenen Operateuren durchgeführt werden.

Bericht: Mag. Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

Referenzen: 1 Stoddart JC et al.: The compartmental distribution of knee osteoarthritis – a systematic review and meta-analysis. Osteoarthritis Cartilage 2021 ; 29(4) : 445-55 2 Mohammad HR et al.: Long-term outcomes of over 8,000 medial Oxford phase 3 unicompartmental knees—a systematic review. Acta Orthop 2018; 89(1): 101-7 3 Liddle AD et al.: Effect of surgical caseload on revision rate following total and unicompartmental knee replacement. J Bone Joint Surg Am 2016; 98(1): 1-8 4 Liddle AD et al.: Optimal usage of unicompartmental knee arthroplasty: a study of 41 986 cases from the National Joint Registry for England and Wales. Bone Joint J 2015; 97-B(11): 1506-11 5 Liddle AD et al.: Adverse outcomes after total and unicompartmental knee replacement in 101 330 matched patients: a study of data from the National Joint Registry for England and Wales. Lancet 2014 ; 384(9952): 1437-45 6 Liddle AD et al.: Patient-reported outcomes after total and unicompartmental knee arthroplasty: a study of 14,076 matched patients from the National Joint Registry for England and Wales . Bone Joint J 2015 ; 97-B(6) : 793-801 7 Mohammad HR et al.: A matched comparison of cementless unicompartmental and total knee replacement outcomes based on the National Joint Registry for England, Wales, Northern Ireland and the Isle of Man. Acta Orthop 2022; 93 : 478-87

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Osteochondritis dissecans (OCD) am Knie

Osteochondritis dissecans (OCD) am Knie

„Wenn eine OCD am Kniegelenk auftritt, ist zu 77% der mediale Femurkondyl betroffen“, erklärt Prof. Dr. Catharina Chiari, Orthopädisches Spital Speising, Wien, bei der Jahrestagung 2023 des BVdO. Die Symptome sind zunächst belastungsabhängige Schmerzen. Blockaden und Krepitation treten erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Die OCD ist aber oft auch symptomlos. Differenzialdiagnostisch sind physiologische Irregularitäten der Ossifikation, die bei Kindern zwischen 6 und 8 Jahren in unbelasteten Arealen, typischerweise posterior, auftreten können, zu unterscheiden. Röntgen und MRT sind zur Diagnose obligatorisch. Nach dem MRT-Befund richtet sich auch die Klassifikation nach Dipaola.¹ Ein modifiziertes Klassifikationssystem auf Grundlage der Arthroskopie haben Carey et al. 2016 publiziert.²
„Für die Behandlung der OCD gibt es keine klare Evidenz“, sagt Chiari. Ein Therapiealgorithmus wie 2023 von Schreiner et al. in einer Übersichtsarbeit dargestellt (JATROS Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2/2023) kann allerdings empfohlen werden. Bei noch offenen Wachstumsfugen und stabilen Läsionen hat die konservative Therapie hohe Erfolgschancen. Chirurgische Optionen sind je nach Läsionsgröße und Lokalisation: retrograde Anbohrung, Refixation des Fragments, OATS, MACT oder Rekonstruktion mittels Allograft. Instabile Läsionen sollten so weit wie möglich refixiert werden. Bioresorbierbare Pins oder Schrauben aus Allograft sind zu bevorzugen.
Wie zuvor Prof. Nehrer betont auch Prof. Chiari, auf Achsfehlstellungen zu achten und diese mitzubehandeln: „Sonst bringt die Knorpelbehandlung keinen langfristigen Erfolg.“

Bericht: Mag. Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

Referenzen: 1 Dipaola JD et al.: Characterizing osteochondral lesions by magnetic resonance imaging. Arthroscopy 1991; 7(1): 101-4 2 Carey JL et al.: Novel arthroscopic classification of osteochondritis dissecans of the knee. Am J Sports Med 2016; 44(7): 1694-8

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Regenerative Medizin bei Knorpelschäden

Regenerative Medizin bei Knorpelschäden

„Knorpeldefekte im Knie sind sehr häufig: Sie werden bei 60% aller Arthroskopien gefunden, sind aber oft oft klinisch noch stumm“, erklärte Prof. Dr. Stefan Nehrer, Zentrum für regenerative Medizin, Krems, bei der Jahrestagung des BVdO 2023. Im Frühstadium sind die Schäden noch beeinflussbar, bei Defekten über 2cm2 ist die Prognose deutlich schlechter.

Nach der Defektgröße richtet sich auch die Wahl der Behandlung. Bei kleineren Defekten reicht oft schon das Debridement, um die Symptome effektiv zu lindern. Wichtig sei, so Nehrer, beim Debridement auch das degenerative Gewebe rund um den eigentlichen Defekt zu entfernen.  Das heißt, dass die wahre Defektgröße erst nach dem Debridement feststeht.

Hinter knochenmarkstimulierenden Techniken (z.B. Anbohren, Abrasion, Mikrofrakturierung) steht die Idee, das Wachstum im subchondralen Knochen anzuregen. „Diese Methoden eignen sich zur Defektfüllung, aber man muss wissen, dass hier kein Knorpelgewebe, sondern höchstens knorpelartiges Gewebe entsteht“, betonte Nehrer. Wie man heute weiß, degeneriert dieses Gewebe nach einigen Jahren. Außerdem zeigt der solcherart behandelte subchondrale Knochen Veränderungen, die jede nachfolgende Behandlung erschweren. Für größere Defekte werden Knorpelzelltransplantationstechniken empfohlen, z.B. die matrixinduzierte autologe Chondrozyten-Transplantation (MACT) oder die Minced-Cartilage-Technik, bei der zerkleinerter Knorpel mit thrombozytenreichem Plasma vermischt wird.

Bei jeder Knorpelbehandlung ist es wichtig, etwaige Achsfehlstellungen zu korrigieren, betonte Nehrer.  Neueste Studien weisen außerdem darauf hin, dass der Erfolg einer Knorpelbehandlung unter anderm davon abhängt, ob eine Inflammation vorhanden ist: Entzündungen verschlechtern die Ergebnisse. „Knorpelzellen leben von Diffusion. Wenn der Knorpel nicht bewegt wird, wird er nicht ernährt“, erinnerte Nehrer abschließend. Bewegung ist daher auch bei Arthrose unbedingt empfehlenswert.

Bericht: Mag. Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

Fotocredit: @AdobeStock/Axel Kock

Manuelle Therapie am Arthroseknie

Manuelle Therapie am Arthroseknie

„Degenerationsbedingte Funktionseinschänkungen eines Gelenks führen zu Sehnen- und Muskelverkürzungen, zu Muskelatrophien und insgesamt zu muskulären Dysbalancen, die sich wiederum auf die Gelenksfunktion und die weitere Degeneration negativ auswirken“, erklärte Priv.-Doz. Dr. Arnulf Pascher, Graz, in seinem Vortrag bei der BVdO-Jahrestagung 2023. Zudem kommt es über die Stimulierung von Mechano-, Schmerz- und Propriozeptoren zu einer neurophysiologischen Refelexauslösung, die über das Wide-Dynamic-Range-Neuron des Rückenmarks eine muskuläre, entzündliche und sogar vegetative Reflexantwort verursacht. Diese verstärken wiederum die Funktionseinschränkung im Gelenk und die Symptome wie Schmerz, Schwellung, Kapseleinsteifung und Muskeltonuszunahme.

Die konservative Arthrosetherapie ist eine 3-Säulen-Therapie:¹ Erstens die Verbesserung des Gelenkspiels durch manualmedizinische Grifftechniken mit Mobilisationen, Traktionen und Manipulationen. Zweitens der symmetrische Aufbau der gelenkführenden Muskulatur durch manualmedizinische Weichteiltechniken, Kraft- und Koordinationstraining. Drittens die Verbesserung des Knorpels durch ernährungsmedizinische Supplementierung von hauptsächlich Sulfaten.

„Auf diese Weise kann auch am Kniegelenk vor allem bei mäßiggradiger Arthrose regulierend eingegriffen werden“, so Pascher. Dies wird unterstützt durch neue Grundlagenforschung, die darauf hinweist, dass sich durch progessives Stretching die Kollagenausrichtung in der Gelenkkapsel und den Sehnen ändert² und sogar fibrotische und entzündliche Veränderungen reduziert werden können.³ Die Verbesserung der faszialen Gleitfähigkeit führt zu einer besseren Gewebsversorgung über interstitielle Pathways.⁴ Schon kurzzeitiges Dehnen führt zur Verminderung der Muskelsteifigkeit und Verlängerung der Muskulatur und Sehnen.⁵ Selbst bei schon arthrotischen Kniegelenken könnten daher von manueller Medizin noch positive Effekte erwartet werden, meint Pascher: „Knorpel wird dadurch zwar nicht aufgebaut, aber Beweglichkeit und Funktion werden verbessert, das Gelenk wird entlastet und Schmerz reduziert.“

Bericht: Mag Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

Referenzen: 1 Dehoust N: Degenerative Gelenkerkrankungen im Alter. Manuelle Medizin 2020; 58: 199-203 2 Solomonow M et al. Ligaments: a source of work-related musculoskeletal disorders. J Electromyogr Kinesiol 2004; 14: 49-60 3 Wan L et al.: Effects of different static progessive stretching durations on range of motion, myofibroblats, and collagen in a posttraumatic knee contracture rat model. Phys Ther 2022;102(5): pzab300 4 Li H et al.: Layers of interstitial fluid flow along a „slit-shaped“ vascular adventitia. J Zhejiang Univ Sci B 2021; 22(8): 647-63 5 Konrad A et al.: The time course of muscle-tendon properties and function responses of a five-minute static stretching exercise. Eur J Sport Sci 2019; 19(9): 1195-203

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BVdO Jahrestagung 2023

BVdO Jahrestagung 2023

Wissenschaftliche Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Ronald Dorotka
Präsident des Berufsverband der Österreichischen Fachärzte für Orthopädie (http://www.bvdo.or.at/)
Facharzt für Orthopädie, Orthopädische Chirurgie, Sportorthopädie und Rheumatologie, Orthopädie-Zentrum Innere Stadt, Wien
Datum
02.12.2023,
08:00 bis 16:30 Uhr

Ort
Haus der Ingenieure
Eschenbachgasse 9 / 1.+2. Stock
1010 Wien
Österreich

Save the Date

Zum Programm

Anmeldung unter: www.bvdo-jahrestagung.at

 Diese Veranstaltung ist für das Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) der Österreichischen Ärztekammer mit 6 DFP Punkten approbiert.

Veranstalter
Universimed Cross Media Content GmbH im Auftrag des Berufsverband der Österreichischen Fachärzte für Orthopädie
Markgraf Rüdiger Straße 6-8
1150 Wien
Tel.: +43 1 87 67 956-66
event@universimed.com
www.universimed.com

Das humpelnde Kind

Das humpelnde Kind

Wenn ein Kind plötzlich Bein- oder Hüftbeschwerden hat, ist die Ursache oft eine harmlose Coxitis fugax. Es kann jedoch auch eine schwerwiegende Knochen- oder Gelenkinfektion dahinterstecken, die dringend ärztlich behandelt werden muss.

Eine Coxitis fugax, auch Hüftschnupfen genannt, tritt häufig bei Kindern im Alter von 3–10 Jahren auf. Sie entsteht meist 2–3 Wochen nach einer viralen Infektion der oberen Luftwege oder des Darmtraktes. Der Hüftschnupfen ist harmlos. „Die Coxitis fugax ist eine Ausschlussdiagnose. Wichtig ist die Abgrenzung beispielsweise zum eitrigen Infekt eines Gelenkes, bei dem schnellstens eine notfallmäßige Operation stattfinden muss“, sagt Prof. Dr. Anna K. Hell, Präsidentin der DGOU-Sektion Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO). Es können aber auch andere Ursachen hinter einem Humpeln stecken: Morbus Perthes, Fremdkörper in der Fußsohle, Verletzungen nach Unfällen, eine Toddler-Fraktur, rheumatische Erkrankungen, Tumoren oder eine Epiphyseolysis capitis femoris (Hüftkopfabrutsch, tritt häufig in der Pubertät auf).

Bei der Diagnosefindung spielen auch Aussagen zur Schmerzqualität eine große Rolle: Das Kind muss mitteilen, wann und wo der Schmerz auftritt, und auf weitere Fragen antworten: Sind die Schmerzen abnehmend, zunehmend oder gleichbleibend und strahlen sie aus? Besteht der Schmerz schon länger und wird er durch Unwohlsein oder Fieber begleitet? Häufig reicht das bereits für eine Diagnose, manchmal sind jedoch weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen oder MRT erforderlich. Ein Fachbeitrag dazu ist in der Zeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN) erschienen.1 (red)

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, www.dgou.de
Literatur:
1 Hell AK et al.: Das humpelnde Kind. Orthopädie und Unfallchirurgie 2023; 13(2): 10-4

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Präventionsprogramme im Sport nutzen

Präventionsprogramme im Sport nutzen

Doz. Dr. Karin Pieber (Universitätsklinikum St. Pölten) präsentierte verschiedene Programme zur Prävention von Sportverletzungen. Da gibt es zum Beispiel die App „Get Set“ oder „Stop X“, ein Programm zur Prävention von Knieverletzungen. Im Fußballsport bereits sehr bewährt haben sich auch „FIFA 11+“ und „FIFA 11+ kids“. Eine Übersicht und Links zu weiteren spezifischen Präventionsprogrammen findet man auf der Website der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) unter www.gots.org/praevention .

Die Effektivität solcher Programme ist wissenschaftlich belegt, wie Pieber betonte. So konnten zum Beispiel VKB-Rupturen bei jungen Sportlerinnenum 64% reduziert werden.1 Empfohlen wird, vor und während der Saison 2- bis 3-mal pro Woche für 10–20 Minuten ein spezifisches Training von Kraft, Beweglichkeit, Sensomotorik und Geschicklichkeit durchzuführen.

Auch Verletzungen des oberen Sprunggelenks (OSG), vor allem Re-Verletzungen, können wirksam verhindert werden: sowohl mit Krafttraining als auch mit sensomotorischen Übungen, Tapes oder Orthesen.2–5

Sehr wichtig für alle Sportler sind laut Pieber rumpfkräftigende Übungen, denn eine gute Rumpfstabilität kann sehr viele verschiedene Sportverletzungen abwenden.

Wissen in die Praxis bringen

Die wissenschaftliche Evidenz ist also vorhanden und es gibt auch schon eine Reihe sehr guter Präventionsprogramme. Die Herausforderung besteht nun darin, bei Sportvereinen, Lehrern und Trainern ein Problembewusstsein zu schaffen, damit Verletzungsprävention auch implementiert wird. Jeder Sportler sollte die sportartspezifischen Belastungen und Risikofaktoren kennen und über vorhandene Präventionsprogramme informiert werden.

Zur Steigerung der Attraktivität, vor allem für Jugendliche, sollten neue Technologien wie Apps und Sensoren vermehrt genutzt werden, meint Pieber.


Buchtipp: Romain Seil und Thomas Tischer (Hrsg.): Primärprävention von Sportverletzungen. Vopelius 2019
 
 

Literatur:
1 Mattu AT et al.: Prevention of non-contact anterior cruciate ligament injuries among youth female athletes: an umbrella review. Int J Environ Res Public Health 2022; 19(8): 4648 2 Verhagen E, Bay K: Optimising ankle sprain prevention: a critical review and practical appraisal of the literature. Br J Sports Med 2010; 44(15): 1082-8 3 Bleakley CM et al.: Rehabilitation exercises reduce reinjury post ankle sprain, but the content and parameters of an optimal exercise program have yet to be established: a systematic review and meta-analysis. Arch Phys Med Rehabil 2019 ; 100(7) : 1367-75 4 Kaminski TW et al.: Prevention of lateral ankle sprains. J Athl Train 2019; 54(6): 650-61 5 Nouni-Garcia R et al.: Clinical benefit of the FIFA 11 programme for the prevention of hamstring and lateral ankle ligament injuries among amateur soccer players. Inj Prev 2018; 24(2) : 149-54

Orthopäde und Standespolitiker mit Leib und Seele

Orthopäde und Standespolitiker mit Leib und Seele

Zum Auftakt der Jahrestagung verlieh BVdO-Präsident Prof. Dr. Ronald Dorotka die Ehrenmitgliedschaft an ein langjähriges Vorstandsmitglied: Dr. Rudolf Sigmund ist seit 1998 als Fachgruppenvorstand für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in der Ärztekammer Burgenland und seit 2001 als Obmann der Bundesfachgruppe Orthopädie und orthopädische Chirurgie der Österreichischen Ärztekammer standespolitisch tätig. Er ist langjähriges Vorstandsmitglied in der ÖGO und im BVdO und auch in vielen anderen fachspezifischen und standespolitischen Ausschüssen tätig. Unter anderem hat er maßgeblich am Rasterzeugnis der Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 mitgewirkt.

„Er ist Orthopäde und Standespolitiker mit Leib und Seele und ein Medizinphilosoph“, fasste Dorotka zusammen.

Eine Kostprobe seiner Philosophie gab Sigmund dann in seiner Dankesrede: „Leben ist definiert durch fünf Kennzeichen: Stoffwechsel, Wachstum, Sinneswahrnehmung, Fortpflanzung und Bewegung“, sagte er. Diese fünf Bereiche bilden ein komplexes System und beeinflussen sich wechselseitig. Orthopäd*innen sollten daher bei ihrer Kernaufgabe – nämlich Bewegung zu ermöglichen und zu erhalten – auch die anderen Lebensbereiche miteinbeziehen.

Broschüre zum 60 Jahre Jubiläum des BVdO

Broschüre zum 60 Jahre Jubiläum des BVdO

Die Broschüre zum 60-Jahre-Jubiläum des BVdO ist da.

Was macht der BVdO? Wofür steht er? Die Geschichte des Berufsverbands Österreichischer Fachärzte für Orthopädie zu dokumentieren, war schon lange ein Anliegen von Präsident Univ.-Prof. Dr. Ronald Dorotka.

Nun gibt es einen ausführlichen historischen Rückblick auf 60 Jahre BVdO und auf die Aufgaben der niedergelassenen Orthopädie.

Lesen Sie mehr in der interaktiven Broschüre.