Versorgungskonzepte bei Beckenringfrakturen vom Typ B im Alter – Eine multizentrische Studie der AG Becken III (DGU)

Mrz 21, 2016

Versorgungskonzepte bei Beckenringfrakturen vom Typ B im Alter – Eine multizentrische Studie der AG Becken III (DGU)

Höch A, Osin R, Stuby F, Böhme J, Josten C

Fragestellung: Die Versorgung von Beckenringfrakturen im Alter über 65 Jahren wirft aktuell bei steigender Relevanz viele Fragen auf. Derzeit existiert kein Goldstandard zur Behandlung von osteoporotischen Beckenringfrakturen vom Typ B nach Tile.

Diese Arbeit soll eine Übersicht über die in Deutschland angewandten Versorgungskonzepte, Behandlungsverläufe und Komplikationsraten geben.

Methodik: Es handelt sich um eine Auswertung prospektiv erfasster Daten aus dem Register der AG-Becken III der DGU. Zwischen Januar 2008 und August 2011 konnten 564 Patienten mit vollständigem Datensatz mit einer Typ B Verletzung im Alter über 65 Jahren in die Untersuchung eingeschlossen werden. Dokumentiert wurden diese von 28 deutschen Kliniken. Die memdoc® Datenbank enthält etwa 100 Items, die alle relevanten Patienten- und Versorgungsdaten sowie Daten zum stationären Verlauf beinhalten. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels SPSS.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der 564 Patienten lag bei 81±7,6 Jahren bei überwiegend weiblichen Patienten (3,9:1). 387 (69%) Patienten erlitten eine isolierte Beckenfraktur, 123 (22%) eine begleitende Verletzung und nur 54 (9%) waren polytraumatisiert. Eine komplexe Beckenringfraktur lag bei 18 (3,2%) vor.

413 (73%) Patienten wiesen eine laterale Kompressionsfraktur vom Typ B2, 99 (18%) eine B1 und 52 (9%)eine beidseitige hintere Beckenringfraktur vom Typ B3 auf. Über 90% der Patienten hatten eine transsakrale Fraktur.

Insgesamt wurden 111 (20%) der Patienten operativ therapiert. Zum Einsatz kamen hierfür überwiegend minimalinvasive Verfahren (ventral: 34 Fixateur externe, 22 Plattenosteosynthesen, 4 Kriechschrauben; dorsal: 73 transileosakrale Verschraubungen, 4 Lumbopelvine Abstützungen, 1 Platte, 6 additive Sakroplastien).

Die mittlere Krankenhausverweildauer der Patienten betrug 13,3±12,0 Tage, operativ versorgte Patienten lagen mit 21,0±13,4 Tagen signifikant länger im Krankenhaus als konservativ therapierte Patienten (11,4±10,8 Tage).

Die Komplikationsrate lag insgesamt bei 10,3% während des stationären Aufenthalts, die Mortalität betrug 3,7%. Im Vergleich zwischen operativ und konservativ therapierten Patienten bestand eine signifikant höhere Komplikationsrate (23%/7%), die Mortalität unterschied sich nicht signifikant (4,5%/3,5%).

Schlussfolgerung: Der überwiegende Teil der B-Frakturen im Alter über 65 Jahren wird konservativ behandelt. Zur operativen Versorgung werden minimalinvasive Verfahren angewandt. Trotz minimalinvasiver Verfahren trat eine signifikant höhere Komplikationsrate der operativ versorgten Patienten auf, sodass bei jedem Patienten individuell in Abhängigkeit aller Begleitumstände eine Therapieentscheidung getroffen werden sollte.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocTI13-496

doi: 10.3205/14dkou004, urn:nbn:de:0183-14dkou0040

Published: October 13, 2014
© 2014 Höch et al.
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