Ergebnisse aus der Versorgung von Unterschenkelschaftfrakturen bei Kindern
Ergebnisse aus der Versorgung von Unterschenkelschaftfrakturen bei Kindern
Pressmar J, Gebhard F
Fragestellung: Unterschenkelschaftfrakturen stellen die zweithäufigste Verletzung der unteren Extremität im Kindesalter dar. Die Frakturmorphologie, d.h. die Stabilität der Fraktur sowie die Dislokation entscheiden über das therapeutische Vorgehen. Unterschenkelfrakturen stellen eine Domäne der operativen Therapie dar, wohingegen isolierte Frakturen von Tibia oder Fibula meist konservativ therapiert werden.
Bei, im Vergleich zu Frakturen der oberen Extremität deutlich längeren Konsolidierungszeiten und größerer Relevanz von Fehlstellungen, ist die Entscheidung für das optimale Therapieverfahren von Bedeutung.
Dennoch gibt es weitere, bisher nicht betrachtete Faktoren, die die Entscheidung möglicherweise beeinflussen.
Daher sollen in unserem Patientenkollektiv die operative und konservative Therapie von Unterschenkel- sowie isolierten Tibia- und Fibulafrakturen verglichen werden.
Methodik: Eine retrospektive Datenerhebung aus den Jahren 2006 bis 2013 erfolgte durch Auswahl aller Unterschenkelfrakturen bei Kindern unter 16 Jahren aus dem PACS (Pictures Archiving and Communication System). Die Einteilung der Frakturen erfolgt gemäß der AO Pediatric Comprehensive Classification of Long-Bone Fractures. Die statistischen Unterschiede zwischen mehreren Gruppen wurden mittels One-way ANOVA ermittelt und bei p<0,05 als statistisch signifikant betrachtet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 96 Patienten, 30 weiblich und 66 männlich in die Auswertung eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug 7,2 Jahre (1-16 Jahre). Darunter waren 60 isolierte Frakturen der Tibia, 2 der Fibula und 35 Unterschenkelfrakturen. Eine konservative Therapie erfolgte in 70%, wobei 4 Patienten davon in Narkose reponiert und nicht stabilisiert wurden. Die operative Therapie wurde zu 29% und ausschließlich mittels ECMES (Embrochage Centro-Medullaire Elastique Stable) durchgeführt. Hiervon musste bei 2 Patienten nach primär konservativer Therapie konvertiert werden. 2 Patienten mit Mehrfachverletzungen wurden von der weiteren Auswertung ausgeschlossen. Komplikationen traten in der operativen wie konservativen Behandlungsgruppe gleich häufig auf. Das Patientenkollektiv wurde weiterhin hinsichtlich der Anzahl an Ambulanzbesuchen und radiologischen Kontrollen analysiert. Dabei ergaben sich bei Unterschenkelfrakturen interessanterweise keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit von Röntgenkontrollen. Zu bedenken ist hierbei, dass in der operativen Gruppe durchschnittlich eine intraoperative Röntgenzeit von 1,4 Minuten zu addieren ist. Ambulanzbesuche waren jedoch bei den operierten Patienten im Intervall bis 6 Wochen signifikant seltener.
Zusammenfassend stellte sich heraus, dass bei einem operativen Vorgehen die Anzahl der Ambulanzbesuche reduziert wird, Erstaunlicherweise ist durch ein operatives Vorgehen, die Anzahl der Röntgenuntersuchung nicht reduziert worden.
Weitere Subgruppenanalysen sind erforderlich, um hieraus möglich Konsequenzen auf die Therapie von Unterschenkelschaftfrakturen bei Kinder abzuleiten.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI46-1420
doi: 10.3205/14dkou315, urn:nbn:de:0183-14dkou3158
Published: October 13, 2014
© 2014 Pressmar et al.
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