Schmerzkontrolle nach Knie-TEP : Lokalanästhesie im Vergleich zur Nervus femoralis Blockade

Schmerzkontrolle nach Knie-TEP : Lokalanästhesie im Vergleich zur Nervus femoralis Blockade

Jenny JY, Diesinger Y, Antoni M

 

Fragestellung: Ziel dieser prospektiven Studie war es, zwei unterschiedliche Methoden zur Schmerzkontrolle nach Knie-TEP zu vergleichen: Lokalanästhesie im Vergleich zur Nervus femoralis Blockade. Die Hypothese war, dass Patienten in der Lokalanästhesie-Gruppe früher entlassen werden könnten.

Methodik: Einhundert und zehn Patienten, die nacheinander vom selben Chirurgen operiert wurden, wurden ohne besondere Auswahlkriterien in die Studie aufgenommen. Die Studiengruppe umfasste 58 Patienten die unter Vollnarkose eine Knie-TEP erhielten. Das Operationsfeld wurde mittels 200ml Ropivacain 5% infiltriert und ein intraartikulär belassener Katheter ermöglichte eine weitere Infusion von Ropivacain über 24 Stunden (Rate 20ml/Stunde). In der Kontrollgruppe, die 52 Patienten umfasste, wurden die Patienten ebenfalls unter Vollnarkose operiert, zusätzlich erhielten sie eine Nervus femoralis Blockade für 24 Stunden. Die Entlassung aus stationärer Pflege war möglich, wenn die Patienten alleine (mit Unterarmgehstützen) gehen konnten, alleine treppauf und treppab gehen konnten, die Beugung im Kniegelenk über 90° betrug und die subjektive Schmerzwahrnehmung auf der visuellen Analogskala unter 3/10 lag.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Erlaubnis zur Entlassung wurde in der Studiengruppe im Durchschnitt 2 Tage früher erreicht (p<0.01). Vierzig Patienten in der Studiengruppe (69%) und zwei in der Kontrollgruppe (4%) konnten schon am OP-Tag aufstehen(p<0.001). Gehen mit Gehgestell war in der Studiengruppe am ersten Tag möglich, in der Kontrollgruppe am zweiten (p<0.001). Gehen mit Unterarmgehstützen war in der Studiengruppe am vierten Tag möglich, in der Kontrollgruppe am sechsten (p<0.05). Die Entlassung war in der Studiengruppe zwei Tage früher möglich (p<0.01), aktive Kontrolle des Quadriceps-Muskels war ebenfalls zwei Tage früher erreicht (p<0.001) sowie eine Knie Beugung über 90° (p<0.001). Die Schmerzangabe auf der visuellen Analogskala nahm in der Studiengruppe schneller ab, der Verbrauch an Schmerzmitteln war jedoch gleich in beiden Gruppen. Es gab keinen Unterschied in der Komplikationsrate.

Die Verwendung von Lokalanästhesie zur Schmerzkontrolle nach Knie-TEP dürfte eine bessere Schmerzkontrolle ermöglichen und dadurch eine schnellere Entlassung und Rehabilitation der Patienten.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI34-517

doi: 10.3205/14dkou211, urn:nbn:de:0183-14dkou2112

Published: October 13, 2014
© 2014 Jenny et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.

Die dorsale Verkürzungsosteotomie zur Wiederherstellung des sagitalen Profiles der Wirbelsäule bei instabilen Frakturen im Alter

Die dorsale Verkürzungsosteotomie zur Wiederherstellung des sagitalen Profiles der Wirbelsäule bei instabilen Frakturen im Alter

Özcan Y, Kröber M

Fragestellung: Kompressionsfrakturen im Alter führen aufgrund langdauernder Immobilität bei konservativer Therapie zu signifikant erhöhter Mortalität. Mit Auftreten einer Fraktur an der Wirbelsäule kommt es häufig zu einer sagitalen Imbalance mit zunehmender Kyphose. Diese erhöht in Kombination mit der schlechten Knochenqualität signifikant das Risiko von Anschlussfrakturen, welche zu einer dauerhaften Immobilität führen können. Daher sind Therapieoptionen notwendig, die unter Berücksichtigung des altersbedingten AZ eine möglichst stabile Restoration der WS ermöglichen, um eine schnelle schmerzreduzierte Mobilisation der Patienten zu ermöglichen. Ziel dieser Studie war es, die klinischen und radiologischen Ergebnisse der dorsalen Verkürzungsosteotomie an unserem Patientenkollekitv auszuwerten

Methodik: Im Zeitraum von 2007 bis 2010 wurden n=43 Patienten im Alter von 65 bis 83 Jahren (Durchschnittsalter: 74) mit einer osteoporotischen Berstungsfraktur (AO: A3.1 -3.3) mit einer dorsalen Verkürzungsosteotomie operiert. In Bauchlage über einen dorsalen Zugang zur WS wurden zunächst zwei Wirbel über und zwei Wirbel unter dem Frakturwirbel mit zementierten Pedikelschrauben besetzt. Anschliessend wurde der frakturierte Wirbel unter Mitentnahme der beiden angrenzenden Bandscheiben korporektomiert. Unter Neuromonitoring wurde dann über die proximalen und distalen Pedikelschrauben solange komprimiert bis sich die End- und Grundplatte der Anschlusswirbel parallel aufeinander stellten. Ab dem zweiten postoperativen Tag wurden die Patienten für 6 Wochen im Bostenkorstett mobilisiert.

Ergebnisse: N= 37 Patienten konnten über einen Zeitraum von 24 Monate klinisch und radiologisch nachkontrolliert werden. Bei 75% konnte das Sagitalprofil (SP) der WS durch die Operation um > 80% aufgerichtet werden. Davon hielten 72% ihr SP über den gesamten Beobachtungszeitraum. In 69% reduzierte sich der präoperative VAS von 8 auf 3. 65% wiesen gleich gute Mobilisationsfähigkeit wie vor der Fraktur nach.

Diskussion: Berstungsfrakturen im Alter mit resultierender Hyperkeratose und dadurch bedingter Immobilität erhöhen die Mortalitätsrate signifikant. Das Ziel der vorgestellten OP-Methode ist die kyphotische Fehlstellung durch einen alleinigen dorsalen Zugang zu korrigieren und langfristig zu halten, um damit dem alten und häufig multimorbiden Patienten das Risiko eines sonst üblichen zweizeitigen Zugangs zu ersparen. Die erzielte Aufrichtung des SP reduziert die Wahrscheinlichkeit osteoporotischer Anschlussfrakturen signifikant, ermöglicht eine schnellere und signifikant schmerzreduzierte Mobilisation und eine höhere Lebenserwartung.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI14-792
doi: 10.3205/14dkou038, urn:nbn:de:0183-14dkou0388
Published: October 13, 2014
© 2014 Özcan et al.

This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.

Elektrofeldtherapie wirkt gegen Muskelkater

Elektrofeldtherapie wirkt gegen Muskelkater

EFORT

Schwache pulsierende Magnetfelder helfen überlasteten Muskeln dabei, sich schneller zu regenerieren. Wie Forscher auf dem Europäischen Orthopädiekongress (EFORT) zeigten, verschwindet der Muskelkater bei Marathonläufern durch die Anwendung der Elektrofeldtherapie rascher und eine frühere Rückkehr auf das gewohnte Bewegungspensum ist möglich.

Berlin, 25. Mai 2012 – Muskelkater zählt zu den häufigsten Beschwerden im Sport überhaupt. Eine wirksame Form der Behandlung ist die pulsierende Elektrofeldtherapie (Pulsed Electomagnetic Field Therapy, PEMF), berichteten dänische Forscher auf dem 13. Kongress der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) in Berlin. Bei der von ihnen getesteten Methode schickt man kurze Magnetimpulse durch verletztes Gewebe, die dort Ströme auslösen und so zur Zellreparatur anregen sollen. „Wir konnten zeigen, dass sich ein späterer Muskelkater bei Marathonläufern durch die pulsierende Elektrofeldtherapie reduzieren lässt“, sagte Studienleiter Prof. Dr. Sten Rasmussen, orthopädischer Chirurg am Aalborg Hospital (Dänemark).

Abbremsen erzeugt Mini-Risse im Muskel

Zeitverzögerter Muskelkater ist jener Schmerz, der meist erst Stunden nach hoher Belastung bestimmter Muskelpartien auftritt. Als Verursacher gelten Mikrorisse in den Sarkomeren, den kleinsten funktionellen Einheiten im Muskelgewebe, die beim Abbremsen von Bewegungen entstehen. In den Rissen bilden sich Entzündungen, die gemeinsam mit Wasser Ödeme bilden und den Muskel anschwellen lassen. Werden zwölf bis 24 Stunden später Abfallprodukte aus diesen Rissen befördert und treffen auf Nervenzellen, führt das zum typischen Dehnungsschmerz.

Magnetimpuls leiert Regeneration an

Viele der verbreiteten Gegenmaßnahmen wie etwa das Dehnen vor und nach dem Training zeigen laut Studien kaum Wirkung, und gut gemeintes Massieren verzögert die Heilung sogar statt sie zu beschleunigen. Positive Ergebnisse für die Schmerzlinderung und Genesung der Muskelfaser liefert hingegen die Wärmebehandlung. Auch die pulsierende Magnetfeldtherapie hat das Potenzial, sich beim Muskelkater etwa nach einem Marathon zu etablieren, zeigten die dänischen Forscher durch die erste randomisierte, Placebo- kontrollierte Doppelblindstudie dieser Art.

Untersuchung an Marathonläufern

Für die Untersuchung ausgewählt wurden 133 Sportler, die an vier Marathonläufen teilnahmen. Nach einem Lauf gab man ihnen ein PEMF-Gerät mit nach Hause, das im Halbsekundentakt und in zwei-Millisekunden-Stößen Sinuswellen von 27,12 Megahertz (MHz) sendet. Dabei wird ein Spitzenwert der Magnetfeld-Flussdichte von 0,05 Gauss (G) erreicht, was im Muskel die durchschnittliche elektrische Feldstärke von 10 mV/cm mit einer Wirkung von 7,3 mW/cm3 hervorruft. Viermal täglich für je 20 Minuten sollten die Probanden das Gerät an den Tagen nach dem Marathon an der schmerzhaftesten Stelle des Oberschenkels anwenden.

Auswertung mit Kniebeugen und Laufstrecke

Was die Versuchsteilnehmer nicht wussten: Bei jedem zweiten ausgegebenen Gerät war das elektromagnetische Feld deaktiviert, was aufgrund der bei der Methode völlig ausbleibenden Sinnesreize aber nicht erkenntlich war. Somit konnten die Forscher die Wirksamkeit der Anwendung gegenüber der Placebo-Gruppe ermitteln. Überprüft wurde dieser Unterschied einerseits anhand einer 90-Grad-Kniebeuge, die die Versuchsteilnehmer dreimal pro Tag durchführen und deren Schmerzintensität sie grafisch darstellen sollten. Zudem erhob man auch, wie lange sie an den Tagen nach dem Marathon jeweils gelaufen waren.

Schnellere Schmerzheilung und längeres Laufen

Tatsächlich zeigte die Therapiegruppe mit aktivierten PEMF-Geräten deutlich bessere Ergebnisse: Am ersten und am zweiten Tag nach dem Marathon war die Schmerzintensität bei ihnen deutlich niedriger als in der Placebo-Gruppe. Eine Bestätigung lieferten die Laufzeiten am Marathon-Folgetag: Mit pulsierender Magnetfeldtherapie schafften es die Sportler auf durchschnittlich 61 Laufminuten, während dies bei der Kontrollgruppe mit 27 Minuten nicht einmal halb so viel war.

Hintergrund EFORT

Die European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology, kurz EFORT, ist die Dachorganisation orthopädischer Fachgesellschaften in Europa. EFORT wurde 1991 im italienischen Marentino gegründet. Heute gehören ihr 42 nationale Mitgliedsgesellschaften aus 43 Ländern und sechs assoziierte wissenschaftliche Organisationen an.
EFORT ist eine Non-Profit Organisation. Die teilnehmenden Gesellschaften wollen den Austausch wissenschaftlichen Fachwissens und von Erfahrungen in der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen des muskuloskelettalen Systems verbessern. EFORT organisiert europäische Konferenzen, Schulungen, Kurse, Foren und Kongresse. Ferner werden von ihr grundlegende und klinische Forschungsarbeiten ins Leben gerufen und unterstützt.

Quelle: EFORT Abstract 3384: Pulsed electromagnetic field therapy reduces delayed onset muscle soreness in marathon runners. A double-blind randomized placebo-controlled study.