Reverse-Hill-Sachs Läsion nach hinterer Schulterluxation: Klinische Ergebnisse der arthroskopischen und offenen Rekonstruktion
Reverse-Hill-Sachs Läsion nach hinterer Schulterluxation: Klinische Ergebnisse der arthroskopischen und offenen Rekonstruktion
Gühring M, Mezger D, Albrecht D, Stöckle U, Ateschrang A
Fragestellung: Aufgrund der seltenen Entität stellt die Behandlung der Reverse-Hill-Sachs Läsion nach dorsaler Schulterluxation nach wie vor eine Herausforderung dar. In der Literatur wurden verschiedene Operationstechniken im Rahmen von Fallbeschreibungen beschrieben. Die hier dargestellte Studie soll retrospektiv die Ergebnisse nach arthroskopischer und offener Rekonstruktion der Reverse-Hill-Sachs Läsion darstellen.
Methodik: Von Januar 2008 bis Dezember 2011 wurden 12 Patienten mit Reverse-Hill-Sachs Läsion nach dorsaler Schulterluxation operativ therapiert. Alle Patienten waren männlich mit einem Durchschnittsalter von 39,17 Jahren (range 17 bis 55 Jahre). In allen Fällen handelte es sich um traumatische dorsale Schulterluxationen mit einer Reverse-Hill-Sachs Impressionsfraktur. Die bildgebende Diagnostik beinhaltete neben der konventionellen radiologischen Untersuchung stets eine Computertomographie. Der operative Algorithmus umfasste eine Arthroskopie des betroffenen Schultergelenkes um die Entscheidung bezüglich einer arthroskopischen oder offenen Rekonstruktion der Impressionsfraktur zu treffen. In 9 Fällen erfolgte die Therapie der Reverse-Hill-Sachs Läsion durch Anheben der Gelenkfläche. Davon wurden 5 rein arthroskopisch (2 Spongiosaplastiken) und 4 offen (3 Spongiosaplastiken) durchgeführt. In 3 Fällen wurde die humerale Gelenkfläche mittels kortikospongiösem Span vom Beckenkamm rekonstruiert. Bei 2 Patienten wurde in gleicher Sitzung das dorsale Labrum refixiert. Das Follow-up betrug im Schnitt 12,1 Monate (range 10 bis 14 Monate). Neben der klinischen Untersuchung wurden alle Patienten hinsichtlich Stabilität, Beweglichkeit und Funktion anhand des Constant Score und des Rowe Score bewertet. Die Lebensqualität wurde mittels DASH Score und das subjektive Schmerzempfinden mittels VAS evaluiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Gesamtkollektiv kam es bisher zu keiner Reluxation. Klinisch zeigte sich für alle Patienten keine residuelle Instabilität. Der durchschnittliche Constant Score betrug 81,92 (range 59 bis 95). Der Rowe Score betrug im Schnitt 72,92 (range 45 bis 95). Der DASH Score wurde mit einem Mittelwert von 10,49 (range 0,83 bis 27,5) ermittelt. Das Schmerzempfinden wurde mit durchschnittlich 1,67 (range 0 bis 4) angegeben. Es kam zu keiner Infektion, Nachblutung oder Nervenläsion sowie zu keiner Komplikation nach Beckenkammspongiosaentnahme.
Die Therapie der Reverse-Hill-Sachs Läsion nach hinterer Schulterluxation richtet sich nach der Grösse und Lage des Defektes. Das operative Vorgehen mit dem Ziel der Rekonstruktion der Gelenkfläche und Vermeidung der Weber’schen Derotationsosteotomie erbrachte ermutigende und klinisch gute erste Ergebnisse. Im Rahmen des weiteren Follow-up müssen jedoch Langzeitkomplikationen wie posttraumatische Arthrose und residuelle Instabilität kritisch überprüft werden, um eine abschließende Bewertung dieses Vorgehens zu ermöglichen.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI21-870
doi: 10.3205/14dkou103, urn:nbn:de:0183-14dkou1032
Veröffentlicht: 13. Oktober 2014
© 2014 Gühring et al.
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