Krafteinleitung eines Standardschaftes auf das proximale Femur nach Primärimplantation sowie nach einem Wechsel von einer Kurzschaftprothese

Krafteinleitung eines Standardschaftes auf das proximale Femur nach Primärimplantation sowie nach einem Wechsel von einer Kurzschaftprothese – eine experimentelle Studie an Kunstknochen

Gronewold J, Weltin J, Hurschler C, von Lewinski G, Windhagen H, Flörkemeier T

 

Fragestellung: In den letzten Jahren wurden für die Hüftendoprothetik zunehmend Kurzschaftprothesen entwickelt, die sich durch eine knochensparende Implantation auszeichnen. Favorisiert werden diese besonders bei jungen und aktiven Patienten, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Wechseloperationen zu erwarten sind. Vor diesem Hintergrund ist es ein großer Vorteil bei einer nötigen Wechseloperation eines Kurzschaftes einen Standardschaft statt eines längeren Revisionsschaftes zu verwenden.

Ziel dieser Studie war es daher die Krafteinleitung des Bicontact-Standardschaftes auf das proximale Femur nach Primärimplantation und nach einem Wechsel vom Metha-Kurzschaft biomechanisch zu testen, um so zu überprüfen, ob der Standardschaft im Revisionsfall eine andere Verankerung aufzeigt.

Methodik: An zwei Kunstknochen wurden jeweils zwölf Dehnungsmessstreifen auf fünf Ebenen angebracht. Durch eine Material-Test-Maschine wurde eine axiale Belastung auf die Femora übertragen und das Dehnungsmuster des Femurs bestimmt. In einen Femur wurde ein Bicontact-Standardschaft implantiert. Bei dem anderen Femur erfolgte die Implantation eines Metha-Kurzschaftes, der explantiert und durch einen Bicontact-Standardschaft ersetzt wurde. Abschließend erfolgte eine erneute Belastung mit Dehnungsmessung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Sowohl die Primärimplantation als auch die Implantation des Standardschaftes nach Explantation des Kurzschaftes sorgten am proximalen Femur für Abnahmen der Dehnungswerte. Bei der Primärimplantation wurden anterior (76%) und posterior (84%) metaphysär annähernd die Dehnungswerte vor Prothesenimplantation erreicht. Diese Werte reduzierten sich nach dem Wechsel vom Metha-Kurzschaft auf den Standardschaft auf 43% bzw. 40%. Im Bereich des Überganges von der Meta- zur Diaphyse ergaben sich lateral Werte von 63% und 50% sowie medial Werte von 67% und 38%. Nach distal erhöhten sich diese kontinuierlich, lateral auf 113% und 107% sowie medial auf 112% und 105% (jeweils Primärimplantation vs. Bicontact nach Metha).

Die Ergebnisse der biomechanischen Testung zeigen für die Primärimplantation des Bicontact-Standardschaftes eine metaphysäre und diaphysäre Verankerung. In anderen Studien wurden für andere Standardschäfte oder anatomische Schäfte vergleichbare oder zum Teil unphysiologischere Dehnungsmuster nachgewiesen (A. Aamodt et al. 2001; R. Decking et al. 2006; Tai et al. 2005; P. O. Østbyhaug et al. 2009). Ein Wechsel von der Metha-Kurzschaftprothese auf den Bicontact-Standardschaft führt zu einer weiteren Abnahme der Dehnungswerte im Bereich des proximalen Schaftes und zu einer leicht verringerten metaphysären und längeren diaphysären Verankerung der Prothese. Dennoch liegen die Werte weiterhin in Bereichen, wie sie in den erwähnten Studien auch bei primärimplantierten Prothesen gefunden wurden. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass nach den Daten der vorliegenden Studie ein Wechsel von einem Metha-Kurzschaft auf einen Standardschaft bei entsprechenden knöchernen Voraussetzungen möglich ist.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI31-1038

doi: 10.3205/14dkou190, urn:nbn:de:0183-14dkou1907

Published: October 13, 2014
© 2014 Gronewold et al.
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Evaluation des Einflusses der Adipositasgrade auf die primäre Hüft-und Knieendoprothetik in einer monozentrischen Studie mit hoher Fallzahl

Evaluation des Einflusses der Adipositasgrade auf die primäre Hüft-und Knieendoprothetik in einer monozentrischen Studie mit hoher Fallzahl

Günther D, Kendoff D, Krettek C, Gehrke T, Haasper C

Fragestellung: Ziel der Studie war es, den Einfluss der verschiedenen Grade der Adipositas auf die Notwendigkeit des endoprothetischen Gelenkersatzes in Hüft- und Kniegelenk zu untersuchen. Wir nahmen an, dass übergewichtige Patienten zu einem späteren Zeitpunkt der Arthrose einer operativen Behandlung zugeführt werden, dass mehr konservative Implantate verwendet werden und die intra-und perioperativen Komplikationen in diesem Patientengut erhöht sind.

Methodik: Wir untersuchten alle Patienten mit einem BMI>25, die in unserer Klinik im Zeitraum zwischen Januar 2011 bis September 2013 mittels primärer Hüft- oder Knieendoprothese versorgt wurden.
Die Patienten wurden gemäß der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die verschiedenen Adipositasgrade aufgeteilt. Ausgewertet wurden das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der primären Implantation, der präoperative Harris Hip Score (HHS), bzw. Hospital for Special Surgery Score (HSS), das Geschlecht, die Art der implantierten Prothese und die intra- und postoperativen Komplikationen.

Ergebnisse: 6078 Patienten mit einem BMI>25 wurden mit einer primären Hüft- oder Knieendoprothese versorgt. Das Durchschnittsalter sank signifikant (p<0,05) mit steigendem Grad der Adipositas sowohl in der Hüft- als auch Knieendoprothetik. HHS und HSS waren signifikant niedriger bei Patienten mit Adipositas Grad III (p>0,05). Das Verteilungsmuster der Art der verwendeten Endoprothesen veränderte sich mit zunehmendem BMI. Es wurde eher auf konservative Verfahren zurückgegriffen. Peri-und postoperative Komplikationen ähnelten in Form und Anzahl denen der Normalbevölkerung.

Schlussfolgerungen: Die primäre Hüft- und Knieendoprothetik kann in allen Stufen der Adipositas mit geringem perioperativem Risiko durchgeführt werden. Ein steigender BMI bedingt eine endoprothetische Versorgung in jüngeren Jahren, die allerdings erst bei signifikant niedrigeren präoperativen Gelenkfunktionen durchgeführt wird.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI32-853
doi: 10.3205/14dkou199, urn:nbn:de:0183-14dkou1996
Published: October 13, 2014
© 2014 Günther et al.

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