Antimikrobielle Wirksamkeit von Lysostaphin-beschichteten Platten im Osteitis-Mausmodell

Antimikrobielle Wirksamkeit von Lysostaphin-beschichteten Platten im Osteitis-Mausmodell

Windolf CD, Lögters T, Suschek C, Windolf J

Fragestellung: Lysostaphin ist ein Bakteriozin, welches gezielt gegen Staphylococcus aureus wirksam ist. Im letzten Jahr konnten wir die generelle in-vivo Wirksamkeit der Substanz im Osteitis-Mausmodell zeigen. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob Lysostaphin seine Wirksamkeit in-vivo behält, wenn es mit einer Poly-(D,L-lactid) Beschichtung direkt auf ein Implantat gekoppelt wird und somit eine Implantat assoziierte Osteitis verhindern kann.

Methodik: Unter Verwendung unseres etablierten und publizierten Osteitis-Mausmodells, wurde bei insgesamt 30 weiblichen Balb/c Mäusen der linke Femur mit einer Gigli-Säge (0,2 mm) osteotomiert und mit einer winkelstabilen 4-Loch Titanplatte versorgt. 10 Mäuse bekamen eine unbehandelte Platte, 10 Mäuse eine Lysostaphin-Poly-(D,L-lactid) beschichtete Platte und 10 Mäuse eine Lysostaphin-Poly-(D,L-lactid) beschichtete Platte, die zusätzlich mit 40 kGyβ bestrahlt wurde, um die Platten nachträglich zu sterilisieren. Alle Tiere wurden intra-operativ mit Staphylococcus aureus (CFU 103) infiziert. Nach 7, 14 und 28 Tagen wurden bei allen Mäusen standardisiert ein Wunddebridement und eine Lavage durchgeführt. Aus den Lavagen wurden die Staphylococcus aureus CFU (colony forming units) sowie die Anzahl an Leukozyten und IL-6 bestimmt. Die Frakturheilung wurde radiologisch mittels eines Punkte-Scores analysiert (1 Punkt Frakturheilung, 2 Punkte keine Veränderung der Frakturzone, 3 Punkte Vergrößerung der Frakturzone, 4 Punkte Osteolyse, 5 Punkte Osteodestruktion). Zur statistischen Auswertung wurden der Student’s t-Test two-tailed und der Mann-Whitney-Test verwendet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Schon an Tag 7 waren die Lavagen in den beiden Gruppen mit den Lysostaphin-beschichteten Platten steril (8 von 10 ohne Bestrahlung bzw. 9 von 10 mit Bestrahlung), wohingegen bei der Gruppe mit den unbehandelten Platten in allen Lavagen über den gesamten Zeitraum Keime nachgewiesen wurden. Leukozyten und IL-6 in den Lavagen der beiden Gruppen mit den Lysostaphin-beschichteten Platten wies ebenfalls über den gesamten Zeitraum signifikant geringere Werte auf als die Gruppe mit den unbehandelten Platten. Ebenso fand sich in diesen beiden Gruppen an Tag 7 und 14, aber besonders an Tag 28 eine signifikant höhere Frakturheilung als in der Gruppe mit den unbehandelten Platten.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass Lysostaphin trotz Kopplung auf Titanimplantaten seine Bioaktivität behält und erfolgreich Staphylococcus aureus in-vivo bekämpft. Die Tiere mit den Lysostaphin-beschichteten Platten zeigten eine rasche Frakturheilung im Gegensatz zu den Tieren mit den unbehandelten Platten, die eine Osteitis entwickelten. Im nächsten Schritt wird festzustellen sein, ob das Mausmodell auf ein Großtiermodell übertragbar ist.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI59-350

doi: 10.3205/14dkou432 urn:nbn:de:0183-14dkou4324

Published: October 13, 2014
© 2014 Windolf et al.
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MRSA/MRSE Implantat assoziierte Infektionen und/oder chronische Osteitis. Einfluss auf die Therapiedauer durch Daptomycin versus anderer Antibiotika

MRSA/MRSE Implantat assoziierte Infektionen und/oder chronische Osteitis. Einfluss auf die Therapiedauer durch Daptomycin versus anderer Antibiotika

von Stein T

 

Fragestellung: Es wurden Patienten mit chronischer Osteitis bzw. chronischem Implantat assoziiertem Infekt (Endoprothese, Osteosynthese) durch MRSA/MRSE hinsichtlich der begleitenden Antibiotikumtherapie und ihrer Auswirkungen untersucht.

Hat die adjuvante Gabe von Daptomycin im Vergleich zu anderen testgerechten Antibiotika einen Einfluß auf die Anzahl der Operationen bzw. die Dauer der Therapie.

Methodik: Alle Osteitiden und Implantat assoziierten Infektionen (einschl. Endoprothesen) mit positiver, intraoperativ entnommener Mikrobiologie für MRSA oder MRSE vom 01.01.2008 bis 5/ 2011 wurden untersucht. Patienten mit zusätzlichen offenen Wunden oder bleibenden Kathetern bzw. Tracheostomata wurden ausgeschlossen. Die Patienten wurden nach dem gleichen Therapiekonzept behandelt, lediglich die Wahl des Antibiotikums war unterschiedlich, abhängig vom Resistenzmuster, dem Allgemeinzustand der Patienten und der Bioverfügbarkeit (z.B. i.v./oral). Es ergaben sich 2 nahezu gleich große Gruppen (Vanco + Rifa, Linezolid +_ Rifa, Tigacyl, Clindamycin, Moxifloxacin, Levofloxacin n=40 und Daptomycin n=37).

Bei allen Patienten, MRSA (14), MRSE (63), handelte es sich um einen Chronischen Infekt (>4 Wochen).

Es erfolgte jeweils ein erstes Debridement mit Entnahme von mind. 5 Proben für die Mikrobiologie und ggf. meist bereits die Entfernung des Implantates, spätestens jedoch bei der 2. Revision. Bei entsprechender knöcherner Destruktion erfolgte frühzeitig (2./3. Eingriff) eine Segmentresektion im Sinne einer Verkürzungsosteotomie und/oder Segmenttransport bzw. Kallusdistraktion.

Nach Erhalt des Resistenzmusters, nach 24-48h, folgte die testgerechte, systemische begleitende Antibiotikum-Therapie.

Das Etappendebridement wurde alle 4-7 Tage, mit jeweiliger lokaler testgerechter Antibiotikumeinlage und Vakuumtherapie, durchgeführt. Bei negativer intraoperativer Mikrobiologie erfolgte im nächsten Eingriff der sekundäre Wundverschluss (ggf. mit Reimplantation) oder die plastische Deckung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei den mit Daptomycin behandelten Patienten waren im Schnitt 4,24 Operationen notwendig, einschließlich des sekundären Wundverschlusses, in der anderen Gruppe 5,58. Der Unterschied war hoch signifikant ( P<0,005). Es traten in beiden Gruppen keine wesentlichen Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen auf.

Die Krankheitsbilder waren in beiden Gruppen ebenso vergleichbar, wie die Geschlechtsverteilung, das Alter und der ASA-Score.

Es zeigt sich eine deutl. Tendenz, dass die adjuvante Therapie mit Daptomycin schneller zu einer negativen Mikrobologie führt und somit weniger Eingriffe notwendig sind. Prospektive Studien mit größeren Patientenzahlen, vergleichbaren Krankheitsbildern und Therapieregimen, möglichst als Multi-Zenter-Studien, wären wünschenswert. Die Langzeitergebnisse bleiben abzuwarten. Um die Dauer des Klinikaufenthaltes zu untersuchen, müssen u.a. plastisch-mikrochirurgische Verfahren wegen der langen postop. Liegezeit ausgeschlossen, bzw. gesondert berücksichtigt werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI58-1194

doi: 10.3205/14dkou421 urn:nbn:de:0183-14dkou4211

Published: October 13, 2014
© 2014 von Stein.
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Die Behandlung der chronischen Osteitis in Kombination mit ausgedehntem Haut-Weichteildefekt

Die Behandlung der chronischen Osteitis in Kombination mit ausgedehntem Haut-Weichteildefekt

Gerlach UJ, Kolokythas P

Fragestellung: Bei der Kombination von Infekt-Defekt-Pseudarthrosen mit ausgedehnten Hautweichteildefekten handelt es sich um eine schwerwiegende Problematik, die einer mehrzeitigen multidisziplinären aufwendigen Behandlung bedarf, um eine stabile, belastungsfähige Extremität wiederherzustellen.

Methodik: Von 01.01.2007-30.06.2010 behandelten wir 78 Patienten mit ausgedehnten, infizierten Hautweichteildefekten in Kombination mit einer Infekt-Defekt-Pseudarthrose ( 75 Tibiae, 3 Femora). 87% der Patienten waren männlich mit einem Alterdurchschnitt von 52,4 Jhren (21-85), 13% weiblich mit einem Alterdurchschnitt von 53,6 Jahren (19-80). Im 1. Eingriff erfolgte das radikale Debridement von Knochen und Weichteilen, bei Instabilität Stabilisierung mit Fixateur externe. Im 2. Eingriff erfolgte die Defektdeckung durch frei transplantierte Lappen (ALT n=34, Radlialis n=18, Parascapular n=15, Latissimus n=11). Als 3. operativer Schritt erfolgte der Knochendefektaufbau, in 68 Fällen durch Spongiosaplastik, in 10 Fällen mittels Segmenttansport.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 74 Patienten gelang die Wiederherstellung einer belastungsfähigen Extremität bei dauerhafter Infektberuhigung und stabiler Weichteildeckung. In 14 Fällen (19%) kam es zu einem Lappenverlust, der in 8 Fällen erfolgreich durch einen 2. freien Lappen behandelt wurde, bei 2 Patienten erfolgte die Weichteildeckung durch Dermatodistraktion. In 4 Fällen war eine Amputation erforderlich bei nicht zu deckenden Weichteildefekten. Die Behandlung der Kombination von Infekt-Defekt-Pseudarthrose mit Hautweichteildefkten ist möglich, aufwendig und hat multidisziplinär zu erfolgen. Die Ergebnisse sind bei radikalem Debridement und anschließender Wiederherstellung der Weichteil- und Knochendefekte gut.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI29-727

doi: 10.3205/14dkou170, urn:nbn:de:0183-14dkou1705

Published: October 13, 2014
© 2014 Gerlach et al.
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