Halswirbelsäulenverletzungen im Breitenreitsport
Halswirbelsäulenverletzungen im Breitenreitsport
Schröter C, Schulte-Sutum A, Zeckey C, Krettek C, Mommsen P
Fragestellung: Der Breitenreitsport in Deutschland erlebt eine immer größer werdende Beliebtheit. Aufgrund der großen Anzahl aktiver Reitsportler sowie dem Pferd als unberechenbaren Faktor dieser Sportart, wächst das Interesse an reitsportbedingten Verletzungen.
Die Halswirbelsäule gilt als vulnerable und fragile Körperregion für Verletzungen im Pferdesport. Die bisherige Datenlage bezüglich Häufigkeit, Schwere und Outcome von Verletzungen der Halswirbelsäule im Reitsport ist lückenhaft. Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen daher einer Ergänzung der bisherigen Datenlage darstellen und Aspekte zur Verbesserung der Prävention von Halswirbelsäulenverletzungen im Reitsport aufweisen.
Methodik: Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wurden die unfallchirurgischen Patienten der Notaufnahme der Medizinischen Hochschule Hannover der Jahre 2006 bis 2011, die im Zusammenhang mit Pferden verunfallt waren, identifiziert. Die Daten der Patienten wurden hinsichtlich ihrer Demographie (Alter,Geschlecht), dem Unfallmechanismus (Reitunfälle,Unfälle beim Umgang mit dem Pferd), der Verletzungsschwere, dem Verletzungsmuster sowie der Verletzungsarten untersucht. Zusätzlich wurden Daten zu Therapie, Dauer des stationären Aufenthaltes, Dauer der intensivmedizinischen Therapie, Dauer der mechanischen Ventilation sowie der Mortalität erhoben.
Neben Mittelwertberechnungen, Häufigkeitsbestimmungen sowie der Erstellung prozentualer Angaben wurden Korrelationen zwischen den Variablen bestimmt. Als signifikant wurden Ergebnisse mit einem p-Wert <0,05 gewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 66 Patienten hatten 71 Verletzungen der Halswirbelsäule erlitten. 61 Patienten (92,4%) waren weiblich, fünf Patienten (7,6%) waren männlich. 86,4% der Patienten waren beim Reiten verunfallt (ISS 6,9). Patienten, die sich beim Umgang mit dem Pferd verletzt hatten (13,6%) wiesen einen höheren ISS-Wert auf (7,4). Die häufigste Verletzunsart stellte die Distorsion der Halswirbelsäule dar (70,4%), gefolgt von Frakturen (22,5%). Begleitverletzungen fanden sich vor allem am Kopf (29,2%) und an Brust- und Lendenwirbelsäule (17,7%). Schwere Verletzungen waren häufig (6,1%) und 30 Patienten (45,5%) benötigten eine stationäre Behandlung.
Verletzungen der Halswirbelsäule sind in ihrer Häufigkeit und Schwere nicht zu unterschätzen. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere Patienten mit Verletzungen im Kopf- bzw. Brust- und Lendenwirbelsäulenbereich ein erhöhtes Risiko für gleichzeitige zervikale Verletzungen aufweisen.
Distorsionen zählen zu den häufigsten Verletzungsarten, gefolgt von Frakturen, die mit einer Querschnittssymptomatik einhergehen können.
Patienten mit Halswirbelsäulenverletzungen benötigten häufig eine stationäre Versorgung und eine langfristige Therapie.
Die Prävention von zervikalen Verletzungen, besteht derzeit lediglich in Form von Reithelmen, speziellen Airbag-Westen, umsichtigem Reitverhalten und einer guten reiterlichen Ausbildung.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI40-220
doi: 10.3205/14dkou260, urn:nbn:de:0183-14dkou2604
Published: October 13, 2014
© 2014 Schröter et al.
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