Amputierte Leistungssportler – „A class of their own“ oder „Role Model“ für unfallverletzte Patienten?

Amputierte Leistungssportler – „A class of their own“ oder „Role Model“ für unfallverletzte Patienten?

Fabian T, Mutschler M, Otchwemah R, Bouillon B, Tjardes T

 

Fragestellung: Das Outcome nach einer traumatischen Amputation an der unteren Extremität ist oft nicht zufriedenstellend. Trotzdem schaffen es einige Betroffene, sportliche Höchstleistungen zu erbringen.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es unter Zuhilfenahme klinischer, funktioneller und lebensqualitätszentrierter Outcomeparameter zu evaluieren, in welchen Bereichen sich amputierte Leistungssportler von nicht Sportlern unterscheiden. Des weiteren stellt sich die Frage, ob amputierte Leistungssportler als „Role Model“ in die Betreuung amputierter Unfallpatienten integriert werden sollte.

Methodik: Zehn Teilnehmer der Paralympics 2012 mit einer Amputation an den unteren Extremitäten wurden im Rahmen eines Vorbereitungswettkampfes mit einem Fragebogen befragt. Dieser enthielt Fragen zur Amputationshistorie, Rehabilitation, der sportlichen

Aktivität vor und nach der Amputation, der Schmerzanamnese, dem SF-36 Score und dem AmpuPro Score zur Evaluation des funktionellen Outcomes.

Ergebnisse: 10 Athleten (6 m/4 w, Ø 30,7 Jahre, 7 paralympische Medaillen). Amputationsursache war in 6/10 ein Trauma, in 2/10 ein Tumor und in 2/10 eine Malformation. 5/6 traumatischen Amputationen entwickelten postoperativ Stumpfkomplikationen. 3/10 führten eine stationäre, 5/10 eine ambulante Rehabilitationsmaßnahme mit frühzeitiger sportlicher Betätigung durch. Das funktionelle Outcome (Ampu Pro Score) war sehr gut (9/10 erreichten den Maximalwert von 120 Pkt). 7/10 hatten eine leere Schmerzanamnese, 3/10 berichteten über gelegentliche Phantomschmerzen, die in keinem Fall das tägliche Leben beeinflussten. Der SF-36 zeigte bezogen auf das physische Outcome, die Vitalität, die soziale Funktion und der emotionalen Rollenfunktion Werte, die der gesunden Normalpopulation entsprechen. Ausschließlich im mentalen Subscore zeigte die Gruppe der Athleten Werte unterhalb der Normalpopulation.

Schlussfolgerungen: Der Akutverlauf nach einer Amputation ist auch bei sportlich ambitionierten Patienten komplikationsbehaftet. Stationäre Rehamaßnahmen scheinen das funktionelle Outcome nicht positiv zu beeinflußen. Trotz eines optimalen funktionellen Outcomes und einer geringen Schmerzsymptomatik zeigen Spitzensportler ein unterdurchschnittliches mentales Outcome. Die psychologische Deutung dessen bleibt unklar. Denkbar ist eine Überkompensation der mentalen Defizite durch die sportliche Leistung. In jedem Fall deuten die Ergebnisse des mentalen Subscores darauf hin, dass es eine „Leistungssport Persönlichkeit“ geben könnte – insofern blieben amputierte Leistungssportler bezogen auf die von ihnen erbrachten Spitzenleistungen eine eigene Entität und sollten deshalb nicht als „Role Model“ für amputierte Patienten herangezogen werden.

Der positive Effekt sportbetonter ambulanter Rehabilitationskonzepte, ohne Verweis auf sportliche Höchstleistungen, wird jedoch durch die vorliegenden Daten unterstützt und sollte in stärkerem Umfang als bisher in die Rehabilitation amputierter Unfallpatienten einbezogen werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI24-639

doi: 10.3205/14dkou124, urn:nbn:de:0183-14dkou1243

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014
© 2014 Fabian et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.

Amputierte Leistungssportler – „A class of their own“ oder „Role Model“ für unfallverletzte Patienten?

Amputierte Leistungssportler – „A class of their own“ oder „Role Model“ für unfallverletzte Patienten?

Fabian T, Mutschler M, Otchwemah R, Bouillon B, Tjardes T

Fragestellung: Das Outcome nach einer traumatischen Amputation an der unteren Extremität ist oft nicht zufriedenstellend. Trotzdem schaffen es einige Betroffene, sportliche Höchstleistungen zu erbringen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es unter Zuhilfenahme klinischer, funktioneller und lebensqualitätszentrierter Outcomeparameter zu evaluieren, in welchen Bereichen sich amputierte Leistungssportler von nicht Sportlern unterscheiden. Des weiteren stellt sich die Frage, ob amputierte Leistungssportler als „Role Model“ in die Betreuung amputierter Unfallpatienten integriert werden sollte.

Methodik: Zehn Teilnehmer der Paralympics 2012 mit einer Amputation an den unteren Extremitäten wurden im Rahmen eines Vorbereitungswettkampfes mit einem Fragebogen befragt. Dieser enthielt Fragen zur Amputationshistorie, Rehabilitation, der sportlichen Aktivität vor und nach der Amputation, der Schmerzanamnese, dem SF-36 Score und dem AmpuPro Score zur Evaluation des funktionellen Outcomes.

Ergebnisse: 10 Athleten (6 m/4 w, Ø 30,7 Jahre, 7 paralympische Medaillen). Amputationsursache war in 6/10 ein Trauma, in 2/10 ein Tumor und in 2/10 eine Malformation. 5/6 traumatischen Amputationen entwickelten postoperativ Stumpfkomplikationen. 3/10 führten eine stationäre, 5/10 eine ambulante Rehabilitationsmaßnahme mit frühzeitiger sportlicher Betätigung durch. Das funktionelle Outcome (Ampu Pro Score) war sehr gut (9/10 erreichten den Maximalwert von 120 Pkt). 7/10 hatten eine leere Schmerzanamnese, 3/10 berichteten über gelegentliche Phantomschmerzen, die in keinem Fall das tägliche Leben beeinflussten. Der SF-36 zeigte bezogen auf das physische Outcome, die Vitalität, die soziale Funktion und der emotionalen Rollenfunktion Werte, die der gesunden Normalpopulation entsprechen. Ausschließlich im mentalen Subscore zeigte die Gruppe der Athleten Werte unterhalb der Normalpopulation.

Schlussfolgerungen: Der Akutverlauf nach einer Amputation ist auch bei sportlich ambitionierten Patienten komplikationsbehaftet. Stationäre Rehamaßnahmen scheinen das funktionelle Outcome nicht positiv zu beeinflußen. Trotz eines optimalen funktionellen Outcomes und einer geringen Schmerzsymptomatik zeigen Spitzensportler ein unterdurchschnittliches mentales Outcome.

Die psychologische Deutung dessen bleibt unklar. Denkbar ist eine Überkompensation der mentalen Defizite durch die sportliche Leistung. In jedem Fall deuten die Ergebnisse des mentalen Subscores darauf hin, dass es eine „Leistungssport Persönlichkeit“ geben könnte – insofern blieben amputierte Leistungssportler bezogen auf die von ihnen erbrachten Spitzenleistungen eine eigene Entität und sollten deshalb nicht als „Role Model“ für amputierte Patienten herangezogen werden.
Der positive Effekt sportbetonter ambulanter Rehabilitationskonzepte, ohne Verweis auf sportliche Höchstleistungen, wird jedoch durch die vorliegenden Daten unterstützt und sollte in stärkerem Umfang als bisher in die Rehabilitation amputierter Unfallpatienten einbezogen werden.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI24-639
doi: 10.3205/14dkou124, urn:nbn:de:0183-14dkou1243
Published: October 13, 2014
© 2014 Fabian et al.

This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.

Die rekonstruktive innere Korrekturarthrodese der Charcot-Arthropathie Eichenholtz II-III im 4,5-Jahres Follow-up – hohe Komplikations- und Reoperationszahlen bei mäßiger Amputationsrate

Die rekonstruktive innere Korrekturarthrodese der Charcot-Arthropathie Eichenholtz II-III im 4,5-Jahres Follow-up – hohe Komplikations- und Reoperationszahlen bei mäßiger Amputationsrate

Eschler A, Wussow A, Herlyn P, Mittlmeier T, Gradl G

Fragestellung: Die Charcot-Arthropathie ist eine der folgenreichsten Komplikationen im Rahmen eines Diabetes mellitus und führt langfristig zu einer progredienten invalidisierenden Fehlstellung des Mittel- und Rückfußes mit begleitenden Komplikationen und erhöhtem Amputationsrisko. In Frühstadien der Erkrankung bzw. bei plantigrader Fußstellung scheint die konservative Therapie überlegen jedoch wird nach Konsolidierung im Stadium Eichenholtz II-III und mit Hinblick auf Rezidivraten bis 58%/Jahr die definitive operative Versorgung bevorzugt, insbesondere bei starker Deformität und Instabilität. Erhöhte Heilungszeiten und reduzierte Fixationsstabilität im osteoarthropathisch veränderten Knochen gehen mit hohen Komplikationsraten einher. Diese Studie fasst die Langzeitergebnisse der operativen Rekonstruktion bei Patienten mit Charcotdeformität zusammen.

Methodik: 45 konsekutive Charcot-Füße mit non-plantigrader Neuroarthropathie Typ Eichenholtz II-III (Sanders und Frykberg II-V) und operativer Stabilisierung in den Jahren 2005-2011 wurden mit einer Follow-up-Zeit von 54 Monaten (range 22-134) nachuntersucht. Das mittlere Alter der Patienten betrug 56.8 Jahre (range 29-76). Nach regionaler Manifestation erfolgte die Rekonstruktion der medialen und/oder lateralen Säule: die der medialen Säule erfolgte in 16 Füßen mittels intramedullärer und 27 Füßen durch extramedulläre Verfahren; in 22 Fällen wurde die Stabilisierung der lateralen Säule und 16 Fällen die des Rückfußes durchgeführt. Das Follow-up umfasste die detaillierte Analyse von Komplikationen, Patientenbenefit i.S. des Mobilitätserhaltes und radiologisch den Rekonstruktionserfolg/-erhalt (a.p. und lat. tarso-metatarsale(1)-Winkel, lat. displacement).

Ergebnisse: In Folge der Rekonstruktion bestand in 13% der Fälle keinerlei Notwendigkeit zur erneuten Operation. Pro Patient wurden 2,9 (range 0-7) Komplikationen beobachtet welche in 45% konservativ beherrscht werden konnten. An Komplikationen traten 22 Frühereignisse (<30d), 34 mittelfristige Ereignisse (1-6 Mon) und 75 Spätereignisse (>6 Mon) auf.

Die Komplikationen der Frühphase waren dominiert durch Wundheilungsstörungen und-infekte; im späten Verlauf durch Reulzerationen. Im Mittel unterzogen sich die Patienten 3,1 Folgeoperationen (range 0-7). 9 Patienten mussten im Mittel 12,3 Monate (range 0,5-38) nach initialer Operation amputiert werden (6 Unterschenkel, 1 Vorfuß, 2 Zehen). Der mittlere lat. tarso-metatarsale(1)-Winkel konnte von -5.1° (range -40-+30) präoperativ auf +6,0° (range -19-+32) postoperativ aufgerichtet werden mit einem langfristigen Repositionsverlust auf -3,2°.

Schlussfolgerung: Die operative Versorgung der Charcot Neuroarthropathie mit inneren Verfahren ist mit hohen Komplikations- und Reoperationsraten verbunden. Wenngleich die Wiederherstellung der Achse des medialen Fußlängsgewölbes nicht immer suffizient gehalten werden kann ist die Amputationsrate relativ gering, der Funktionsgewinn im Regelfall hoch.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI39-1206
doi: 10.3205/14dkou249, urn:nbn:de:0183-14dkou2499
Published: October 13, 2014
© 2014 Eschler et al.

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Klinischer Benefit und Verbesserung der Aktivitätsklasse durch Rekonstruktion mittels Fixateur externe am Charcot Fuß: 24 Monats Ergebnisse von 292 Fußoperationen

Illgner U, Budny T, Karsten I, Osada N, Wetz HH

Fragestellung: Die operative Rekonstruktion von Charcot Füßen stellt weiterhin eine Herausforderung für Operateure dar, und es gibt wenig valid Daten über das Langzeitoutcome nach Operation. Ziel dieser Studie war, die Sicherheit und den klinischen Nutzen für den Patienten von Rekonstruktionen mittels Fixateur externe am Charcot Fuß zu untersuchen.

Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden alle 292 Füße (282 Patienten), die von 1996-2010 in unserer Klinik wegen eines Charcot Fußes operiert wurden eingeschlossen (93 Frauen und 189 Männer, Durchschnittsalter 57,9 Jahre, Follow-up 24,1 Monate im Durchschnitt). Ausgeschlossen wurden alle Patienten mit vorangegangener Majoramputation auf der ipsi- oder kontralateralen Seite. Alle Patienten wurden mittels eines Hoffmann-II-Fixateurs operiert. Der Fixateur wurde nach 6-8 Wochen mit Entlastung entfernt und eine maßgefertigte Unterschenkelorthese für weitere 11 Monate mit Vollbelastung angepasst. Danach erfolgte die Umstellung auf orthopädische Maßschuhe.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Primäre Amputationen konnten vollständig vermieden werden. Die Aktivitätsklasse nach dem Hofer acitivity score stieg hoch significant um mehr als 1,01 Klassen (SD 0.67, p<.001). Häufigste Komplikation war die Persistenz oder Wiederauftreten von Ulcerationen an 67 Füßen (23%). Sekundäre Amputationen mussten nur bei 12 Patienten (4,1%) durchgeführt werden.

Der Fixateur externe zur Rekonstruktion von komplexen Fehlstellungen bei Charcot Füßen hat den Vorteil, dass keinerlei Fremdmaterial im Körper verbleibt, dass keine Gefahr durch gebrochene Schrauben oder Platten in der Zukunft bei dieser lebenslangen Erkrankung droht. Das Verfahren erwies sich als sicher und vor allem kostengünstig. Die Aktivitätsklassen der Patienten konnte hoch signifikant verbessert werden (p<.001) und schwerer Komplikationen waren selten, obwohl es sich um ein Hochrisikoklientel handelt.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI39-1588
doi: 10.3205/14dkou250, urn:nbn:de:0183-14dkou2504
Published: October 13, 2014
© 2014 Illgner et al.

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