Neue Wirkstoffe gegen resistente Bakterien

Nov 15, 2019

Deutsche Forscher haben eine neue, vielversprechende Klasse von Wirkstoffen gegen resistente Bakterien entwickelt. In ersten Tests waren die Substanzen mindestens genau so effektiv wie gängige Antibiotika. Die neuen Stoffe zielen auf das Enzym Pyruvatkinase ab, das in dieser Form nur in den Bakterien vorkommt und bisher nicht Ziel von Medikamenten war, weshalb es bislang noch keine Resistenzen dagegen gibt.

Resistente Bakterien entwickeln sich weltweit zum Problem. Um Infektionen langfristig und verlässlich behandeln zu können, werden neue Wirkstoffe benötigt, gegen die Bakterien noch keine Resistenzen entwickelt haben, sagt Prof. Dr. Andreas Hilgeroth vom Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Gemeinsam mit Forschern der Universität Greifswald und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg arbeitet er in einem geförderten Forschungsprojekt an solchen neuartigen Wirkstoffen.

Das Team hat jetzt neue Wirkstoffe entwickelt, welche auf das das Enzym Pyruvatkinase zielen. Es spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel von Bakterien. „Im besten Fall wirken die neuen Substanzen nur auf das bakterielle Enzym und damit die Bakterien ein, sodass es zu möglichst wenigen Nebenwirkungen kommt. Zudem können mit dieser neuen Zielstruktur bereits bestehende Antibiotikaresistenzen gebrochen werden“, erklärt Hilgeroth.

Zellversuche und erste Tests an den Larven der Großen Wachsmotte, einem Modellorganismus für die Lebenswissenschaften, konnten die Wirksamkeit der neuen Substanzen bestätigen. Die besten Verbindungen erzielten dabei mindestens genauso gute Ergebnisse wie konventionelle Antibiotika. Für diese Wirkstoffe wurde ein Patent angemeldet. „Diese ersten Ergebnisse stimmen uns zuversichtlich, dass wir auf der richtigen Spur sind“, sagt Hilgeroth. Allerdings müssen die Wirkstoffe noch zahlreiche weitere Tests durchlaufen, bis sie in groß angelegten klinischen Studien auch am Menschen erprobt werden könnten. Bis aus den Substanzen also ein marktreifes Medikament wird, könnten noch mehr als zehn Jahre vergehen.

Originalpublikation: Seethaler M et al.: Novel small-molecule antibacterials against Gram-positive pathogens of Staphylococcus and Enterococcus species. Antibiotics 2019; 8(4): 210 doi: 10.3390/antibiotics8040210

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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