Erheblicher Mehraufwand oder schnell erledigt: Wie viel Zeit beansprucht das „Team-Time-Out“?

Erheblicher Mehraufwand oder schnell erledigt: Wie viel Zeit beansprucht das „Team-Time-Out“?

Berning D, Renner D, Thomeczek C

Fragestellung: OP-Checklisten gelten als einfaches und effektives Werkzeug zur Verbesserung von Patientensicherheit. Das kurzzeitige Pausieren aller Tätigkeiten vor OP-Beginn zur Bearbeitung der OP-Checkliste im Sinne eines „Team-Time-Out“ (TTO) erfordert jedoch einen zusätzlichen zeitlichen Mehraufwand. Der erwartete negative Einfluss auf die Effizienz des OP Betriebs stellt daher eine Barriere für die Implementierung von OP-Checklisten dar. Im Rahmen der internationalen WHO Initiative „Action on Patient Safety: High 5s“ haben 16 deutsche Krankenhäuser seit 2010 systematisch eine standardisierte Handlungsempfehlung zur Vermeidung von Eingriffsverwechslungen (standardized operating procedure „Correct Site Surgery“ (SOP CSS)) implementiert. Ein zentraler Bestandteil der SOP ist ein TTO, welches anhand der High 5s OP-Checkliste durchgeführt und dokumentiert wird. Um den zusätzlichen zeitlichen Mehraufwand für diese Patientensicherheitsmaßnahme genauer quantifizieren zu können, haben wir die Dauer des TTO in den Projektkrankenhäusern gemessen.

Methodik: Alle im September 2013 noch aktiv am High 5s Projekt teilnehmenden deutschen Krankenhäuser (n=10) konnten sich an der Messung des TTO beteiligen. Während eines definierten Zeitraumes von 48 Stunden sollte bei jedem Eingriff, einschließlich Notfalleingriffen, die Zeit gemessen werden, die für die Durchführung und die Dokumentation des TTO benötigt wurde. Verantwortlich für die Zeitmessung war ein frei bestimmbares Mitglied des OP-Teams. Die papierbasiert erfassten Daten wurden durch das Institut für Patientensicherheit statistisch ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 7 von 10 Projektkrankenhäusern unterschiedlicher Versorgungsstufen haben sich an der Messung des TTO beteiligt. Bei 204 von 242 erfassten Eingriffen wurde die Dauer des TTO gemessen. Im Mittel dauerte das TTO 57 Sekunden. 50% aller TTO dauerten bis zu 45 Sekunden (Median), 75% aller TTO dauerten bis zu 68 Sekunden (oberes Quartil). In 96 % aller Fälle konnte das TTO innerhalb von 2 Minuten durchgeführt werden. 8 der 204 Messungen wurden bei Notfalleingriffen durchgeführt. Im Mittel dauerte das TTO bei Notfalleingriffen 59 Sekunden, der Median für Notfalleingriffe lag bei 49 Sekunden, das obere Quartil lag bei 65 Sekunden.

Der zeitliche Mehraufwand für ein TTO ist minimal und sollte daher keine Barriere für die Implementierung dieser Patientensicherheitsmaßnahme darstellen. Auch im Rahmen von Notfalleingriffen kann ein TTO in sehr kurzer Zeit durchgeführt werden. Es bedarf weiterer Untersuchungen, ob ein TTO durch frühzeitiges Erkennen und Vermeiden von Komplikationen insgesamt sogar Zeit einsparen und damit die OP Effizienz erhöhen kann.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-351

doi: 10.3205/14dkou408urn:nbn:de:0183-14dkou4082

Published: October 13, 2014
© 2014 Berning et al.
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The use of checklists in surgery: a paper tiger or a cost-effective life-saving device?

The use of checklists in surgery: a paper tiger or a cost-effective life-saving device?
De Faoite D, Hanson B

Objective: Healthcare professionals are increasingly under pressure from different stakeholders to reduce healthcare costs. However, new technologies often come at a high price. The use of simple checklists has been advanced as a low-tech, low-cost way to improve surgical performance. We wanted to investigate if this has proven to be the case.

A two-pronged review of the literature was conducted. In a first stage, general information about checklists was collected from a variety of medical and non-medical sources. A comprehensive PubMed search was conducted to locate articles which reported on the health and financial outcomes once a checklist had been implemented. In addition, information on the acceptance of checklists was also extracted.

Methods: General: Checklists should only be used for simple problems. Their main advantage is acting as a cognitive aid to ensure that all of the main elements for a procedure have been addressed-for even experts forget!

Attitudes: Surgeons and surgical teams may be reluctant to use checklists at first, suggesting that attitudinal change is required for their widespread acceptance. In addition to this, changes in practice have to be integrated into daily routines. There are strategies available on how to inculcate a checklist culture in a clinic. However, once in use, the majority of the surgical team appears to appreciate the benefits that checklists bring and its use very quickly reaches nearly full compliance. Large improvements in inter-team communication have also been recorded.

A Road to Damascus type conversion was also anecdotally reported several times whereby a previously strident opponent of checklists realized that the checklist had helped identify a problem in the operating room. As a result, they learned to appreciate the value of checklists.

Results: Checklists have a wide application among different disciplines and even just asking people to create one leads to improved results. An international study on the WHO Safe Surgery Checklist recorded a fall in complications in surgical patients from 11% to 7% and a fall in mortality from 1.5 to 0.8%, while other studies recorded similar improvements in outcomes.

Conclusions: Worldwide research demonstrates the effectiveness of the use of checklists in surgery. The WHO estimates that up to 500,000 patients per year could avoid fatal complications if its Safe Surgery Checklist was implemented in all cases. Checklists require careful content planning and rollout in clinics, however, they do bring noticeable and at times dramatic improvements. Checklists should also be continually adapted and evolve to suit a clinic’s present situation.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-555

doi: 10.3205/14dkou407urn:nbn:de:0183-14dkou4071

Published: October 13, 2014
© 2014 De Faoite et al.
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Innovationen im Krankenhaus-Kosteneffektivität elektronischer Behandlungspfade in der Hüftendoprothetik

Innovationen im Krankenhaus-Kosteneffektivität elektronischer Behandlungspfade in der Hüftendoprothetik
Homagk L, Hofmann GO

Fragestellung: Fortschritte in der Medizin, im Sinne neuer Medikamente oder Behandlungsmethoden sind häufig mit der Erhöhung der direkten Behandlungskosten verbunden. Innovationen im Gesundheitswesen sollten daher nicht nur eine medizinische sondern auch ökonomische Optimierung darstellen. Ziel dieser Arbeit ist die gesundheitsökonomische Evaluierung der Einführung von elektronisch-basierten Behandlungspfaden in der Hüftendoprothetik anhand einer Kosten-Effektivitäts-Analyse.

Methodik: In unserem Haus wurden bislang 3 Behandlungspfade als IT-gestütztes Routinearbeitsinstrument im KIS implementiert. Aus dem KIS wurden vom 01.01.2006 bis 31.10.2009 131 mit Hüfttotalendoprothese versorgte Patienten gefiltert und die nach Behandlungspfad behandelten Patienten mit der Behandlung ohne Pfad verglichen. Es erfolgte ein Vergleich der prä- und stationären Behandlungsdauer, des Schmerzempfindens und die Quantitäts- und Qualitätsbeurteilung relevanter Behandlungsmaßnahmen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Liegedauer in den Gruppen variiert zwischen 13,44 und 11,81 Tagen. Der präoperative Urinstatus wurde bei den Pfadpatienten signifikant häufiger durchgeführt. Unterschiede zeigen sich in der elektronischen Erfassung des subjektiven Schmerzempfindens, das bei Pfadpatienten 1,71 Mal pro Tag und Patient erfasst wurde, ohne Pfad nur 0,35 Mal. Die Dokumentationshäufigkeit der ärztlichen Wundkontrollen war ebenfalls signifikant häufiger in der Pfad-Gruppe. Neben dieser Qualitätsverbesserung durch die klinischen Behandlungspfade ermöglicht die Versorgung basierend auf einem elektronischen Behandlungspfad, einen Gewinn von 479,70 Euro pro Fall für den Leistungserbringer. Die Patienten, die nach Pfad behandelt wurden, erbrachten durchschnittlich einen Klinikerlös von 7.170,64 Euro pro Fall. Bei der Behandlung ohne Pfad konnten bei 7.978,61 Euro Kosten pro Fall konnten nur 6.660,73 Euro Erlös erwirtschaftet werden, was einem Defizit von 1.317,88 Euro entspricht. Die inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Relation als Maß der Kosteneffektivität, zeigt für die Liegedauer und das subjektive Schmerzempfinden einen positiven Wert bei den Pfad-Patienten.

Klinische Behandlungspfade führen zu einer Steigerung der Qualität und sicheren Dokumentation der Behandlungsschritte. Die Prozessoptimierung durch IT-gestützte klinische Behandlungspfade führt zur Senkung der Behandlungskosten. Reine Kosten-Kosten-Analysen sind häufig nicht aussagekräftig und daher sollte eine Kosteneffektivitätsanalyse bereits frühzeitig in klinische Studien eingebunden werden. Die moderne gesundheitsökonomische Innovation zeichnet sich dadurch aus, dass sie sowohl eine Prozessoptimierung und eine Qualitätssteigerung der Behandlung als auch eine Ressourcenschonung miteinander vereint. Es werden sich innovative Verfahren in der Medizin nur durchsetzen können, wenn sie sowohl Vorteile für die Patienten bieten, als auch ökonomische Anreize für den Leistungserbringer aufzeigen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-336

doi: 10.3205/14dkou406 urn:nbn:de:0183-14dkou4061

Published: October 13, 2014
© 2014 Homagk et al.
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Das iPad als Hilfsmittel bei der Patientenaufklärung Eine prospektiv-randomisierte, verblindete Vergleichsstudie

Das iPad als Hilfsmittel bei der Patientenaufklärung Eine prospektiv-randomisierte, verblindete Vergleichsstudie

Schleicher P, Scholz M, Schnake KJ, Kandziora F

Fragestellung: Bei zunehmender Arbeitsverdichtung und gesteigerten Dokumentations- und Aufklärungspflichten ist die Effizienzsteigerung von wiederkehrenden Aufgaben, wie z.B. der Patientenaufklärung, unumgänglich. Je informierter der Patient ist, desto zufriedener wird er mit der Behandlung sein.

Die immer komplexeren OP-Verfahren sind dem Patienten mit Hilfe von papierbasierten Aufklärungsbögen nur noch schwer zufriedenstellend zu vermitteln.

Mit Tablet-PCs stehen heute verbreitete Hilfsmittel für die interaktive Präsentation von Multimediainhalten am point-of-care zur Verfügung.

Es sollte überprüft werden, ob die Patientenaufklärung mit Unterstützung durch eine interaktive Aufklärungs-App effizienter gestaltet werden kann und ob der Einsatz der App die Patientenzufriedenheit mit der Aufklärung beeinflusst.

Methodik: Es handelt sich um eine prospektiv randomisierte, verblindete Pilot-Studie. Untersucht wurden zur elektiven mono- oder bisegmentalen Spondylodese der LWS (TPLIF) einbestellte Patienten mit Hilfe eines Fragebogens.

Nach Randomisierung wurden die Patienten einer der beiden Gruppen PAPIER oder IPAD zugeteilt.

Die Patienten der Gruppe PAPIER erhielten eine Patientenaufklärung in klassischer Form mit Hilfe eines Aufklärungsbogens (Thieme Compliance, Thieme GmbH, Stuttgart) und eines individuellen Aufklärungsgesprächs.

In der Gruppe IPAD wurde den Patienten zusätzlich zuvor ein iPad mit einer speziellen Aufklärungs-App (iSpine Operations; AnatomateApps, Australia) ausgehändigt. Das ärztliche Aufklärungsgespräch erfolgte wie in der Gruppe PAPIER mit Hilfe des gängigen Aufklärungsbogens. Um eine Beeinflussung der Dauer des Aufklärungsgesprächs durch den aufklärenden Arzt zu vermeiden, wurde dieser hinsichtlich der Gruppenzuteilung verblindet.

Es wurden die Dauer des Aufklärungsgesprächs (min), die Anzahl der nach dem Gespräch gestellten Fragen (n), die Zufriedenheit mit der gesamten Aufklärungsprozedur (VAS) und die Zufriedenheit mit dem Aufklärungsgespräch (VAS) erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 20 Patienten (14 w, 6m) mit einem Durchschnittsalter von 57 Jahren (27-74).

Die Zufriedenheit mit der Aufklärungsprozedur war insgesamt hoch (VAS: 9,5/10) und in den beiden Gruppen PAPIER (9,75/10) und IPAD (9,40/10) nahezu gleich (p=0,4).

Die Zufriedenheit mit dem Aufklärungsgespräch war mit VAS 8,5/10 tendenziell geringer als die Zufriedenheit mit der gesamten Aufklärung (p=0,1). Die Dauer des Aufklärungsgesprächs betrug im Mittel 16,9 Minuten (8-25 Minuten). Die Dauer des Gesprächs unterschied sich dabei in den beiden Studiengruppen signifikant voneinander: IPAD 14 Minuten, PAPIER 21 Minuten, p=0,047.

Es wurden im Mittel 3,5 Fragen nach Abschluss des Gesprächs gestellt (IPAD: 2,3 / PAPIER: 4,2; p=0,4).

Mit Hilfe einer speziellen App kann die Aufklärung bei der mono- und bisegmentalen TPLIF Operation effizienter gestaltet werden, selbst wenn dem aufklärenden Arzt nicht bekannt ist, ob dieses Hilfsmittel eingesetzt wurde. Die Patientenzufriedenheit leidet hierbei nicht.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-781

doi: 10.3205/14dkou405 urn:nbn:de:0183-14dkou4057

Published: October 13, 2014
© 2014 Schleicher et al.
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Einrichtung eines zertifizierten Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung. Was kommt beim Patienten an? Erfahrungen der ersten 3 Jahre

Einrichtung eines zertifizierten Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung. Was kommt beim Patienten an? Erfahrungen der ersten 3 Jahre

von Lewinski G, Budde S, Flörkemeier T, Windhagen H, Radtke K

Fragestellung: Die Einführung eines zertifizierten Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung ist mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden und geht mit Veränderungen Struktur- und Prozessveränderungen einher. Ziel der Untersuchung: Im Rahmen dieser Arbeit werden Auswirkungen der Zertifizierung und Einhaltung von Standards auf Versorgungsqualität anhand der erhobenen Qualitätsindikatoren darzustellen.

Methodik: Die für die Zertifizierung erforderlichen Qualitätsindikatoren (z.B. Infektionsrate, Pfanneninklinationswinkel bei Hüft-Totalendoprothesen) wurden im Rahmen der Teilnahme an der Pilotphase der EndoCert-Initiative für alle implantierten Hüft- und Knieendoprothesen und Wechseleingriffe seit dem 01.01.2011 routinemäßig erfasst. Die Anforderungen wurden dabei etabliert und eingehalten. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung werden die Auswirkungen dieser Zertifizierungsmaßnahme und kontinierlichen Erfassung der Qualitätsindikatoren über 3 Jahre untersucht und ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen eine Verbesserung vieler Qualitätsindikatoren über den Verlauf der 3 Jahre. Dies trifft insbesondere für die Infektionsrate nach primärer Hüft- und Knie-Totalendoprothetik zu. So konnte die Infektionsrate während des stationären Aufenthaltes auf < 0,5% reduziert werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Einrichtung eines EndoProthetikZentrums die Versorgungsqualität für die Patienten sichtbar verbessert wird.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-1211

doi: 10.3205/14dkou403 urn:nbn:de:0183-14dkou4031

Published: October 13, 2014
© 2014 von Lewinski et al.
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