Arthroserisiko wird an Kinder und Enkel vererbt

Sep 23, 2020

Übergewicht zählt zu den wichtigsten Risikofaktoren für Arthrose. Neue Untersuchungen an Labormäusen zeigen, dass das Risiko auch in der nächsten Generation erhöht ist, selbst wenn die Nachkommen kein erhöhtes Körpergewicht haben.

Stark übergewichtige Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Arthrose nicht nur in Hüften und Knien: Auch nicht tragende Gelenke sind häufiger betroffen. Man vermutet deshalb, dass es eine systemische Ursache für die Arthroseanfälligkeit von adipösen Menschen gibt. Tatsächlich sind im Blut von adipösen Menschen häufig erhöhte Konzentrationen von Zytokinen nachweisbar, die am Entzündungsgeschehen in den Gelenken beteiligt sind.

In einer Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis wiesen auch gemästete Labormäuse erhöhte Zytokinkonzentrationen im Blut auf. Nach einer Meniskusverletzung kam es bei den Tieren häufiger zu einer Arthrose als bei normalgewichtigen Mäusen.

Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine Fettleibigkeit auf die nächste Generation übertragen werden kann, selbst wenn diese normal ernährt wird. Dies war auch bei den Labormäusen der Fall. Die Nachkommen nahmen bei einer fettarmen Ernährung in der ersten Generation 19 % mehr an Gewicht zu als die Nachkommen von Mäusen, die nie übergewichtig waren. In der zweiten Generation war das Gewicht noch um 9 % höher.

Auch die Veranlagung für eine Arthrose wurde auf die Nachkommen weitergegeben. Nach einer Meniskusverletzung kam es in der ersten Generation zu 48 % häufiger zu einer Arthrose. In der zweiten Generation waren die weiblichen Mäuse zu 19 % anfälliger.

„Dies lässt sich nur durch die Weitergabe einer vermehrten Entzündungsbereitschaft auf die nächste Generation erklären“, kommentiert DGRh-Präsident Prof. Hendrik Schulze-Koops. Die Studie liefert hierfür Hinweise. In der Gelenkhaut der Nachkommen wurden vermehrt Entzündungszellen nachgewiesen, die im Fall einer Verletzung aktiv werden. Bei den weiblichen Tieren war auch das Knochenvolumen in der Nähe der Gelenke vermindert. Die epigenetische Programmierung erfolgt vermutlich in der Schwangerschaft.


Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

Literatur:
1 Harasymowicz NS et al.: Intergenerational transmission of diet-induced obesity, metabolic imbalance, and osteoarthritis in mice. Arthritis Rheumatol 2020; 72(4): 632-44

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