Endoprothetische Versorgung bei Typ III und IV Azetabulumdefekten mittels Ganz Abstützschale

Jän 15, 2018

Endoprothetische Versorgung bei Typ III und IV Azetabulumdefekten mittels Ganz Abstützschale

Kraler L, Abdelnasser MK, Siebenrock KA, Klenke FM

 

Fragestellung: Kombinierte kavitäre und segmentale Azetabulumdefekte sowie Beckendiskontinuitäten stellen komplexe Probleme in der Hüfttotalendoprothetik dar. Komplexe Azetabulumrekonstruktionen sind mit einem erhöhten Komplikationsrisiko verbunden, insbesondere Infektion, Nervenverletzung, Luxation und frühzeitige aseptische Lockerung. Als Behandlungsoptionen kommen Abstützschalen, poröse Implantate oder individuell angefertigte azetabuläre Komponenten sowie Rekonstruktionen des vorderen und/oder hinteren Pfeilers mit Osteosynthesen und Knochentransplantationen in Betracht. Ziel der Studie war die Evaluation der kurz- und mittelfristigen funktionellen und radiologischen Resultate nach Behandlung von grossen Azetabulumdefekten und Beckendiskontinuitäten.

Methodik: Eine retrospektive Untersuchung von 47 Azetabulumrekonstruktionen bei grossen Azetabulumdefekten (AAOS Typ III, n=27) und Beckendiskontinuitäten (AAOS Typ IV, n=20) wurde durchgeführt. Das durchschnittliche Nachuntersuchungsintervall betrug 64 Monate (13-161). Das Alter der Patienten war zum Operationszeitpunkt 69 ± 9 Jahre. Alle Hüften wurden mit einer Ganz Abstützschale und autologer oder allogener Knochentransplantation versorgt. Bei Typ IV Defekten erfolgte zusätzlich eine Plattenosteosynthese des vorderen und/oder hinteren Pfeilers. Die Nachkontrolluntersuchung umfasste eine konventionelle Röntgenbildgebung und eine klinische Untersuchung mit Erfassung des Harris Hip Scores (HHS) und des Merle d’Aubigné Scores.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 24 von 27 Typ III Defektrekonstruktionen waren erfolgreich; bei drei Hüften war aufgrund einer aseptischen Lockerung ein Wechsel der Ganz Schale erforderlich. In der Gruppe der Beckendiskontinuitäten versagten acht von 20 Rekonstruktionen (aseptische Lockerung n=4, Pseudarthrose n=2, Protheseninfektion n=2) [Kaplan-Meyer Überlebensstatistik Typ III vs. Typ IV: p=0.002]. Die durchschnittlichen HHS und Merle d’Aubigné Scores waren in beiden Gruppen vergleichbar [Typ III: HHS: 80 (45-99), Merle d’Aubigné: 14 (9-18); Typ IV: HHS: 75 (36-97), Merle d’Aubigné: 14 (9-16)]. Von den erfolgreichen Azetabulumrekonstruktionen zeigten 23 von 24 (Typ III Defekte) bzw. neun von zwölf (Typ IV Defekte) zum Nachuntersuchungszeitpunkt keine Anzeichen einer aseptischen Lockerung.

Die endoprothetische Versorgung von grossen Azetabulumdefekten und Beckendiskontinuitäten birgt ein hohes Risiko für schwere Komplikationen und ein Versagen der Therapie. Die Versagerrate in der vorliegenden Studie ist mit bisherigen Studien zur Versorgung von AAOS Typ III und IV Defekten mittels Abstützschalen vergleichbar. Die funktionellen Ergebnisse nach erfolgreichen Rekonstruktionen sind zufriedenstellend. Dennoch können poröse Implantate (z.B. Trabecular Metal™), vor allem zur Versorgung von Typ IV Defekten, eine attraktive Alternative bieten. In jedem Fall sollte aber eine an die Lokalsituation und den allgemeinen Gesundheitszustand der teilweise betagten Patienten individuell angepasste Therapie erfolgen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-754

doi: 10.3205/14dkou343urn:nbn:de:0183-14dkou3431

Published: October 13, 2014
© 2014 Kraler et al.
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